Esel brauchen keine Artgenossen
Esel spielen in vielen Geschichten und Märchen eine große Rolle. So stand zum Beispiel bei der Geburt Jesus Christus ein Esel an der Krippe und ohne den Esel wären die Bremer Stadtmusikanten nicht vollzählig. In diesen Erzählungen ist jedoch nur von einem Esel die Rede – dabei sind Esel keine Einzelgänger! Ihre wilden Verwandten leben in lockeren Kleingruppen zusammen, mitunter können sich zwischen Eseln richtige Freundschaften bilden. So ausgeprägte Herdentiere wie Pferde sind sie allerdings nicht.
Esel sind Pferde mit langen Ohren
Häufig wird der Esel als Pferd mit langen Ohren abgetan, immerhin ähnelt sich der Körperbau der beiden Arten. Auch ihre Aufgabengebiete überschneiden sich teilweise, so werden beide beispielsweise als Reit‐, Last‐ und Zugtier verwendet. Doch tatsächlich unterscheidet sich der Esel in vielerlei Hinsicht erheblich vom Pferd. Er stammt aus kargen Gebieten Afrikas, wo er nur spärliche Nahrung findet. Die fetten Weiden unserer Pferde stellen für ihn ein viel zu üppiges Nahrungsangebot dar, das ihn dauerhaft verfetten lässt. Zudem braucht er in seinen Breiten kein Unterfell und kein wasserabweisendes Deckfell. Im Gegensatz zu unseren Pferden ist für unseren Hausesel bei schlechtem Wetter daher ein Auslauf im Trockenen wichtig. Durch seine kleineren, elastischeren Hufe ist der Esel trittsicherer und eignet sich – dank seiner Furchtlosigkeit vor Höhen – im Unterschied zum Pferd gut für Touren durch bergige Gebiete. Nicht zuletzt gibt es viele Abweichungen im Verhalten, zum Beispiel das völlig gegensätzliche Fluchtverhalten.
Esel sind Sturköpfe
Sturheit – kaum einem Tier wird diese Eigenschaft so zugeschrieben wie dem Esel. Tatsächlich ist es mitunter schwierig, einen Esel zum Weitergehen zu bewegen, wenn er sich plötzlich weigert. Solchen Fällen liegt aber keine Faulheit, sondern das Fluchtverhalten des Esels zugrunde. Im Gegensatz zu Pferden, die bei Gefahr Hals über Kopf davon rennen, bleibt der Esel zunächst stehen und analysiert die Lage. Denn in den unebenen und steinigen Gebieten seiner Heimat ist es nicht so einfach, kopflos davonzustürmen, zumal ein Esel nicht so schnell ist wie ein Pferd. Außerdem reagieren Räuber vor allem auf Bewegungen. Hält der Esel einfach still, kann er eine kräftezehrende Flucht mitunter vielleicht sogar verhindern.
Esel sind geborene Lasttiere
Die Hauptaufgabe des Esels ist es, Lasten zu transportieren. Vor allem in seinen Ursprungsländern ist er auch heute noch das Haupttransportmittel, egal ob für Menschen oder Waren. In Wirklichkeit ist der Esel aber gar kein Lastenträger, sondern leidet enorm unter zu hohen Gewichten auf seinem Rücken. Da er keinen Schmerzenslaut besitzt, fallen seine stumm erlittenen Qualen oft nicht auf und er wird als Packtier missbraucht. Wird ein Esel sein Leben lang mit zu schwerem Gepäck beladen, erreicht er in der Regel nicht mal annähernd die mögliche Lebenserwartung von circa 50 Jahren, sondern verstirbt mitunter schon vor seinem zehnten Lebensjahr.
Autor: Laura E.
Bild: Alex S.
erschienen in TierZeit – Ausgabe 12
13. Dezember 2015