Märchen der Farbmaushaltung

Diesen TierZeit‐Artikel teilen auf:

Farbmäuse stinken

Tina B - Agouti MausFarb­mäuse kennze­ich­nen ihr Revi­er durch Duft­markierun­gen, unter anderem mit Urin. Vor allem in neu ein­gerichteten Gehe­gen geschieht dies am Anfang ver­mehrt und sehr inten­siv. Das sind die Zeit­punk­te, in welchen wir den Geruch der Mäuse ver­mehrt wahrnehmen. Viele Men­schen säu­bern deshalb als Kon­se­quenz daraus das gesamte Gehege, um den stören­den Geruch zu beseit­i­gen. Allerd­ings ist dies genau die falsche Vorge­hensweise, denn dadurch wer­den alle Geruchs­markierun­gen ent­fer­nt und die Tiere dazu gezwun­gen, ihr Revi­er aber­mals zu markieren. Das Gehege riecht jedoch wieder unan­genehm. Ein Teufel­skreis. Der richtige Weg wäre hier, nur regelmäßige Teil­reini­gun­gen vorzunehmen. Dadurch behält der Großteil des Geheges die wichti­gen Duft­markierun­gen, die wir schnell gar nicht mehr wahrnehmen, die feinen Nasen der Farb­mäuse hinge­gen immer noch lokalisieren kön­nen.

Eine andere uner­wün­schte Geruch­squelle bei Farb­mäusen stellen potente Böckchen dar. Sie son­dern einen inten­siv stechen­den, süßlichen Geruch ab, sie »stinken zum Him­mel«. Die einzige Möglichkeit der Hal­tung von Farb­maus­böck­en ohne Geruchs­beläs­ti­gung ist deren Kas­tra­tion. Nach diesem Ein­griff ist der Eigengeruch der Män­nchen ähn­lich neu­tral wie der der Weibchen, sie kön­nen außer­dem ohne Sorge um Nach­wuchs mit Weibchen verge­sellschaftet wer­den.

Abge­se­hen von dem Geruch­sprob­lem und der unkon­trol­lierten Ver­mehrung soll­ten potente Farb­maus­böcke ausser­dem noch aus einem anderen Grund kas­tri­ert wer­den. Die Hal­tung nicht kas­tri­ert­er Böckchen birgt ein extrem großes Stre­it­po­ten­tial. Solch ein Stre­it führt dann schnell zu grösseren Ver­let­zun­gen und endet nicht sel­ten erst mit dem Tod des Kon­tra­hen­ten.

Farbmäuse haben nackte Schwänze

Schaut man sich den Schwanz ein­er Farb­maus genauer an, erken­nt man viele kleine dünne Härchen, die den gesamten Schwanz wie einen Flaum bedeck­en. Der Schwanz ein­er Farb­maus fühlt sich zudem warm an und dient der Maus bei ihren Klet­ter­ak­tio­nen dazu, das Gle­ichgewicht zu hal­ten. Wie eine fün­fte Pfote kringelt er sich um Äste und Zweige und gibt der Farb­maus Halt und Sicher­heit. Bei genauer­er Beobach­tung lässt sich fest­stellen, dass der Schwanz nicht eklig, son­dern dur­chaus sehr faszinierend und leben­snotwendig für die Maus ist.

Albinos und Futtermäuse sind keine Farbmäuse

Es ist ein weit ver­bre­it­etes Gerücht, dass Fut­ter­mäuse und Albi­nos nicht zu den Farb­mäusen zählen und deshalb von ein­er Verge­sellschaf­tung drin­gend abzu­rat­en ist. Albinis­mus kann bei allen Säugetieren, Fis­chen, Amphi­bi­en, Rep­tilien und Vögeln auftreten. Ein Men­sch mit Albinis­mus ist trotz­dem noch ein Men­sch.

Er ist nur genetisch bed­ingt nicht in der Lage, Farbpig­mente zu bilden, weshalb seine Haut und die Haare weiß bleiben und die Augen rot schim­mern. Der Albinis­mus bei Farb­mäusen beruht auf dem­sel­ben Phänomen. Sie sind trotz­dem Farb­mäuse, nur nicht so bunt und gescheckt wie ihre Ver­wandten.

Tina B - AlbinomausFarb­mäuse wer­den unter anderem für die Lieb­haber­hal­tung und für die Ernährung ander­er Tier­arten als soge­nan­nte Fut­ter­mäuse gezüchtet. Unab­hängig davon welchem Zweck sie dienen sollen: Es sind Farb­mäuse. Die Biosys­tem­atik ändert sich nicht, nur weil die Maus nicht zum Kuscheln, son­dern zum Ver­füt­tern gezüchtet wurde. Deshalb kön­nen sie prob­lem­los miteinan­der verge­sellschaftet wer­den. Sie benöti­gen die Gesellschaft ander­er Farb­mäuse sog­ar drin­gend! Farb­mäuse sind sehr soziale und kon­tak­t­freudi­ge Tiere, die art­gle­iche Gesellschaft zwin­gend für ihr seel­is­ches und kör­per­lich­es Woh­lerge­hen benöti­gen und dabei nicht zwis­chen Albi­nos und bun­ten Grup­pen­mit­gliedern unter­schei­den.

Farbmäuse übertragen Krankheiten

Nagetiere kön­nen Krankheit­en, soge­nan­nte Zoonosen, auf den Men­schen über­tra­gen. Allerd­ings hängt dies maßge­blich davon ab, unter welchen Bedin­gun­gen die Tiere leben und wie viel Kon­takt sie zur Außen­welt haben.

Farb­mäuse, die ihr Leben nur in der Woh­nung ver­brin­gen, sauber gehal­ten wer­den und gesund sind, stellen ein sehr geringes Gesund­heit­srisiko für den Men­schen dar. Ein­fache Maß­nah­men wie die rechtzeit­ige und ordentliche Behand­lung eventuell erkrank­ter Mäuse und das Hän­de­waschen nach dem Kon­takt mit kranken Tieren reichen im Regelfall völ­lig aus. Die Wahrschein­lichkeit, sich an Auss­chei­dun­gen und durch Bisse von Wildtieren oder Katzen und Hun­den zu infizieren, ist sehr viel größer.

Autor: Tina B.
Bilder: Tina B.

erschie­nen in TierZeit Aus­gabe 11
14. Juni 2015

Diesen TierZeit‐Artikel teilen auf:

Comments are closed.