Farbmäuse stinken
Farbmäuse kennzeichnen ihr Revier durch Duftmarkierungen, unter anderem mit Urin. Vor allem in neu eingerichteten Gehegen geschieht dies am Anfang vermehrt und sehr intensiv. Das sind die Zeitpunkte, in welchen wir den Geruch der Mäuse vermehrt wahrnehmen. Viele Menschen säubern deshalb als Konsequenz daraus das gesamte Gehege, um den störenden Geruch zu beseitigen. Allerdings ist dies genau die falsche Vorgehensweise, denn dadurch werden alle Geruchsmarkierungen entfernt und die Tiere dazu gezwungen, ihr Revier abermals zu markieren. Das Gehege riecht jedoch wieder unangenehm. Ein Teufelskreis. Der richtige Weg wäre hier, nur regelmäßige Teilreinigungen vorzunehmen. Dadurch behält der Großteil des Geheges die wichtigen Duftmarkierungen, die wir schnell gar nicht mehr wahrnehmen, die feinen Nasen der Farbmäuse hingegen immer noch lokalisieren können.
Eine andere unerwünschte Geruchsquelle bei Farbmäusen stellen potente Böckchen dar. Sie sondern einen intensiv stechenden, süßlichen Geruch ab, sie »stinken zum Himmel«. Die einzige Möglichkeit der Haltung von Farbmausböcken ohne Geruchsbelästigung ist deren Kastration. Nach diesem Eingriff ist der Eigengeruch der Männchen ähnlich neutral wie der der Weibchen, sie können außerdem ohne Sorge um Nachwuchs mit Weibchen vergesellschaftet werden.
Abgesehen von dem Geruchsproblem und der unkontrollierten Vermehrung sollten potente Farbmausböcke ausserdem noch aus einem anderen Grund kastriert werden. Die Haltung nicht kastrierter Böckchen birgt ein extrem großes Streitpotential. Solch ein Streit führt dann schnell zu grösseren Verletzungen und endet nicht selten erst mit dem Tod des Kontrahenten.
Farbmäuse haben nackte Schwänze
Schaut man sich den Schwanz einer Farbmaus genauer an, erkennt man viele kleine dünne Härchen, die den gesamten Schwanz wie einen Flaum bedecken. Der Schwanz einer Farbmaus fühlt sich zudem warm an und dient der Maus bei ihren Kletteraktionen dazu, das Gleichgewicht zu halten. Wie eine fünfte Pfote kringelt er sich um Äste und Zweige und gibt der Farbmaus Halt und Sicherheit. Bei genauerer Beobachtung lässt sich feststellen, dass der Schwanz nicht eklig, sondern durchaus sehr faszinierend und lebensnotwendig für die Maus ist.
Albinos und Futtermäuse sind keine Farbmäuse
Es ist ein weit verbreitetes Gerücht, dass Futtermäuse und Albinos nicht zu den Farbmäusen zählen und deshalb von einer Vergesellschaftung dringend abzuraten ist. Albinismus kann bei allen Säugetieren, Fischen, Amphibien, Reptilien und Vögeln auftreten. Ein Mensch mit Albinismus ist trotzdem noch ein Mensch.
Er ist nur genetisch bedingt nicht in der Lage, Farbpigmente zu bilden, weshalb seine Haut und die Haare weiß bleiben und die Augen rot schimmern. Der Albinismus bei Farbmäusen beruht auf demselben Phänomen. Sie sind trotzdem Farbmäuse, nur nicht so bunt und gescheckt wie ihre Verwandten.
Farbmäuse werden unter anderem für die Liebhaberhaltung und für die Ernährung anderer Tierarten als sogenannte Futtermäuse gezüchtet. Unabhängig davon welchem Zweck sie dienen sollen: Es sind Farbmäuse. Die Biosystematik ändert sich nicht, nur weil die Maus nicht zum Kuscheln, sondern zum Verfüttern gezüchtet wurde. Deshalb können sie problemlos miteinander vergesellschaftet werden. Sie benötigen die Gesellschaft anderer Farbmäuse sogar dringend! Farbmäuse sind sehr soziale und kontaktfreudige Tiere, die artgleiche Gesellschaft zwingend für ihr seelisches und körperliches Wohlergehen benötigen und dabei nicht zwischen Albinos und bunten Gruppenmitgliedern unterscheiden.
Farbmäuse übertragen Krankheiten
Nagetiere können Krankheiten, sogenannte Zoonosen, auf den Menschen übertragen. Allerdings hängt dies maßgeblich davon ab, unter welchen Bedingungen die Tiere leben und wie viel Kontakt sie zur Außenwelt haben.
Farbmäuse, die ihr Leben nur in der Wohnung verbringen, sauber gehalten werden und gesund sind, stellen ein sehr geringes Gesundheitsrisiko für den Menschen dar. Einfache Maßnahmen wie die rechtzeitige und ordentliche Behandlung eventuell erkrankter Mäuse und das Händewaschen nach dem Kontakt mit kranken Tieren reichen im Regelfall völlig aus. Die Wahrscheinlichkeit, sich an Ausscheidungen und durch Bisse von Wildtieren oder Katzen und Hunden zu infizieren, ist sehr viel größer.
Autor: Tina B.
Bilder: Tina B.
erschienen in TierZeit Ausgabe 11
14. Juni 2015