Brot kann an Pferde verfüttert werden
Noch heute sind Menschen an der Pferdekoppel zu sehen, die ihr getrocknetes Brot mit Freude an die Pferde verfüttern. Dieses kann jedoch gesundheitliche Probleme verursachen. Brot gehört wie Zucker nicht zu einer vernünftigen Pferdeernährung, weil es ernährungsphysiologisch keinen Nutzen für das Tier hat. Die meisten Brotsorten bestehen aus Roggen‐ oder Weizenmehl, welche für Pferde ungeeignet sind. Beide Getreidesorten haben einen hohen Glutengehalt, was in Verbindung mit Wasser einen Kleber aus Eiweiß bildet. Dieser kann den Magen im wahrsten Sinne des Wortes verkleistern oder eine Magenschleimhautentzündung hervorrufen. Des Weiteren beinhalten viele Brotsorten Konservierungsstoffe, die der Pferdemagen nur bedingt und schwer verdauen kann – so kann im schlimmsten Fall eine Kolik auftreten. Weiches Brot hat noch einen weiteren Nachteil: Es bildet im Mund einen Klumpen, der in der Speiseröhre stecken bleiben kann, wodurch eine Schlundverstopfung droht. Wer seinem Pferd etwas Gutes tun will, sollte für Pferde geeignete Leckerli aus den glutenärmeren Getreidesorten Hafer oder Urdinkel anbieten.
Ponys sind Pferde für Kinder
Wenn der Wunsch nach einem Pferd für ein Kind geäußert wird, fällt früher oder später der Begriff »Pony«. Doch sind Ponys wirklich besser für Kinder geeignet? Meistens wird argumentiert, dass die Fallhöhe von einem Pony geringer sei. Von Großpferden ist der Sturz zwar tiefer, jedoch besteht die Möglichkeit, sich im Fall in eine sichere Körperhaltung zu drehen. Des Weiteren ist es nahezu unmöglich, auf einem nicht richtig eingerittenen Pony reiten zu lernen, denn ein kleines Pony kann das Gewicht eines Ausbilders nicht tragen. Kinder sind meist noch nicht auf dem Level, Ponys auszubilden und einzureiten. Ein Sturz ist zwar tatsächlich nicht so tief, kommt aber sicherlich öfter vor, denn auch Ponys können aufgrund der häufig nicht vorhandenen Ausbildung »kleine Teufel« sein. Großpferde hingegen machen weniger Probleme. Sie können vernünftig ausgebildet und notfalls Korrektur geritten werden, was nicht selten notwendig wird, wenn Kinder mit dem Reiten anfangen. Zudem können Kleinkinder für ein Großpferd nicht zu groß und schwer werden – ein weiteres Argument für ein Pferd. Vor dem Kauf eines Pferdes sollte also gut überlegt werden, welches für das Kind das richtige ist: ein Pony, das eventuell nach einigen Jahren zu klein ist, oder ein Pferd beziehungsweise eine Ponyrasse mit einem Endstockmaß von circa 1,30 bis 1,40 Meter, welche auch das Gewicht eines Er‐wachsenen noch tragen kann.
Die Rollkur ist eine moderne Weiterentwicklung des Dressurreitens
Der Begriff Rollkur (Hyperflexion) hat besonders in der letzten Zeit an Bedeutung gewonnen. Einige Reiter sehen darin eine Weiterentwicklung des modernen Reitens, für andere ist es hingegen eine Verletzung der Würde des Pferdes. Mit pferdegerechtem Reiten hat diese Handhabung nach Auffassung von vielen Reitern und Tierschützern nichts mehr zu tun. Bei der Rollkur wird der Pferdekopf mit Hilfe sehr kurzer Zügel so dicht wie möglich an die Brust gezogen. Dadurch ist das Pferd für den Reiter leichter zu handhaben, kann aber aufgrund der Kopfhaltung nicht mehr richtig sehen, wo es hinläuft. Bei schwierigen Pferden wird diese für das Tier schmerzhafte Methode angewendet, um es schneller gefügig zu machen.
Befürworter sehen in der Rollkur keinen erhöhten Stress‐ und Schmerzfaktor. Es sei eine »natürliche« Körperhaltung, die die Beweglichkeit verbessere und dafür sorge, dass das Pferd sich mehr auf seinen Reiter konzentriere. Ein Pferd für einen kurzen Augenblick »rund zu stellen« kann zwar gymnastisch effektiv sein, damit der Rücken gehoben wird, diese Technik jedoch eine längere Zeit anzuwenden, ist gesundheitsschädigend und ruft Stress hervor. Durch die stark nach unten gerichtete Kopf‐ und Halshaltung werden Luftzufuhr, Durchblutung und Bewegung der Gelenke sowie der Sehnen stark beeinflusst. Daraus können Entzündungen im Hals und Genickbereich entstehen.
Der FEI (International Federation of Equestrian Sports) hat die Rollkur im Jahr 2010 als Flexion des Halses mittels aggressiver Methoden definiert und daher offiziell verboten. So wird eine Hals‐ und Kopfhaltung nicht akzeptiert, die zwanghaft und unter Krafteinwirkung von außen entsteht. Dahingegen kann die LDR (Low, Deep and Round) – eine kurzzeitige Flexion des Pferdehalses ohne Gewalteinwirkung – bis zu zehn Minuten auf dem Abreiteplatz angewandt werden. Trotz dieser Regelungen und Vorschriften wird die Rollkur leider noch viel zu oft auf Abreitplätzen und Dressurvierecken angewendet.
Pferde schlafen im Stehen
Viele Menschen denken, dass Pferde im Stehen schlafen, was allerdings nicht stimmt. Zum Schlafen legen sich Pferde hin, wenn sie sich sicher fühlen. Der Pferdekörper ist jedoch so aufgebaut, dass das Pferd im Stehen gut dösen, also sich ausruhen, kann. Dabei wird ein Hinterbein angewinkelt, damit die Muskulatur auf dieser Seite entspannen kann. Lippe und Ohren hängen meist. Auf der anderen Seite werden die Gliedmaßen komplett durchgestreckt, wodurch die Kniescheibe hinter den Oberschenkelknochen gehakt und mit den Sehnen fixiert wird. So kann das Pferd beim Dösen nicht einknicken, weil das Kniegelenk blockiert ist. Durch das Durchdrücken des Knies wird zusätzlich eine Sehne angespannt, welche das Sprunggelenk darunter fixiert. Diese Position muss jedoch oft gewechselt werden, weil die Muskeln in den Beinen ermüden. Richtiges Schlafen ist einem Pferd also nur im Liegen möglich.
Autor: Steffi F.
Bilder: Christina H. (Brot), Alex S. (Pony, liegende Pferde)
erschienen in TierZeit Ausgabe 8
27. April 2014