Märchen der Pferdehaltung

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Brot kann an Pferde verfüttert werden

Christina H - Märchen der PferdehaltungNoch heute sind Men­schen an der Pfer­dekop­pel zu sehen, die ihr getrock­netes Brot mit Freude an die Pferde ver­füt­tern. Dieses kann jedoch gesund­heitliche Prob­leme verur­sachen. Brot gehört wie Zuck­er nicht zu ein­er vernün­fti­gen Pfer­deernährung, weil es ernährungsphys­i­ol­o­gisch keinen Nutzen für das Tier hat. Die meis­ten Brot­sorten beste­hen aus Roggen‐ oder Weizen­mehl, welche für Pferde ungeeignet sind. Bei­de Getrei­des­orten haben einen hohen Glutenge­halt, was in Verbindung mit Wass­er einen Kle­ber aus Eiweiß bildet. Dieser kann den Magen im wahrsten Sinne des Wortes verkleis­tern oder eine Magen­schleimhau­t­entzün­dung her­vor­rufen. Des Weit­eren bein­hal­ten viele Brot­sorten Kon­servierungsstoffe, die der Pfer­dema­gen nur bed­ingt und schw­er ver­dauen kann – so kann im schlimm­sten Fall eine Kolik auftreten. Weich­es Brot hat noch einen weit­eren Nachteil: Es bildet im Mund einen Klumpen, der in der Speis­eröhre steck­en bleiben kann, wodurch eine Schlund­ver­stop­fung dro­ht. Wer seinem Pferd etwas Gutes tun will, sollte für Pferde geeignete Leck­er­li aus den glutenärmeren Getrei­des­orten Hafer oder Urdinkel anbi­eten.

Ponys sind Pferde für Kinder

Alex S - Märchen der PferdehaltungWenn der Wun­sch nach einem Pferd für ein Kind geäußert wird, fällt früher oder später der Begriff »Pony«. Doch sind Ponys wirk­lich bess­er für Kinder geeignet? Meis­tens wird argu­men­tiert, dass die Fall­höhe von einem Pony geringer sei. Von Großpfer­den ist der Sturz zwar tiefer, jedoch beste­ht die Möglichkeit, sich im Fall in eine sichere Kör­per­hal­tung zu drehen. Des Weit­eren ist es nahezu unmöglich, auf einem nicht richtig ein­gerit­te­nen Pony reit­en zu ler­nen, denn ein kleines Pony kann das Gewicht eines Aus­bilders nicht tra­gen. Kinder sind meist noch nicht auf dem Lev­el, Ponys auszu­bilden und einzure­it­en. Ein Sturz ist zwar tat­säch­lich nicht so tief, kommt aber sicher­lich öfter vor, denn auch Ponys kön­nen auf­grund der häu­fig nicht vorhan­de­nen Aus­bil­dung »kleine Teufel« sein. Großpferde hinge­gen machen weniger Prob­leme. Sie kön­nen vernün­ftig aus­ge­bildet und not­falls Kor­rek­tur gerit­ten wer­den, was nicht sel­ten notwendig wird, wenn Kinder mit dem Reit­en anfan­gen. Zudem kön­nen Kleinkinder für ein Großpferd nicht zu groß und schw­er wer­den – ein weit­eres Argu­ment für ein Pferd. Vor dem Kauf eines Pfer­des sollte also gut über­legt wer­den, welch­es für das Kind das richtige ist: ein Pony, das eventuell nach eini­gen Jahren zu klein ist, oder ein Pferd beziehungsweise eine Ponyrasse mit einem End­stock­maß von cir­ca 1,30 bis 1,40 Meter, welche auch das Gewicht eines Er‐wachsenen noch tra­gen kann.

Die Rollkur ist eine moderne Weiterentwicklung des Dressurreitens

Der Begriff Rol­lkur (Hyper­flex­ion) hat beson­ders in der let­zten Zeit an Bedeu­tung gewon­nen. Einige Reit­er sehen darin eine Weit­er­en­twick­lung des mod­er­nen Reit­ens, für andere ist es hinge­gen eine Ver­let­zung der Würde des Pfer­des. Mit pfer­degerechtem Reit­en hat diese Hand­habung nach Auf­fas­sung von vie­len Reit­ern und Tier­schützern nichts mehr zu tun. Bei der Rol­lkur wird der Pfer­dekopf mit Hil­fe sehr kurz­er Zügel so dicht wie möglich an die Brust gezo­gen. Dadurch ist das Pferd für den Reit­er leichter zu hand­haben, kann aber auf­grund der Kopfhal­tung nicht mehr richtig sehen, wo es hin­läuft. Bei schwieri­gen Pfer­den wird diese für das Tier schmerzhafte Meth­ode angewen­det, um es schneller gefügig zu machen.
Befür­worter sehen in der Rol­lkur keinen erhöht­en Stress‐ und Schmerz­fak­tor. Es sei eine »natür­liche« Kör­per­hal­tung, die die Beweglichkeit verbessere und dafür sorge, dass das Pferd sich mehr auf seinen Reit­er konzen­triere. Ein Pferd für einen kurzen Augen­blick »rund zu stellen« kann zwar gym­nas­tisch effek­tiv sein, damit der Rück­en gehoben wird, diese Tech­nik jedoch eine län­gere Zeit anzuwen­den, ist gesund­heitss­chädi­gend und ruft Stress her­vor. Durch die stark nach unten gerichtete Kopf‐ und Hal­shal­tung wer­den Luftzu­fuhr, Durch­blu­tung und Bewe­gung der Gelenke sowie der Sehnen stark bee­in­flusst. Daraus kön­nen Entzün­dun­gen im Hals und Genick­bere­ich entste­hen.
Der FEI (Inter­na­tion­al Fed­er­a­tion of Eques­tri­an Sports) hat die Rol­lkur im Jahr 2010 als Flex­ion des Halses mit­tels aggres­siv­er Meth­o­d­en definiert und daher offiziell ver­boten. So wird eine Hals‐ und Kopfhal­tung nicht akzep­tiert, die zwang­haft und unter Kraftein­wirkung von außen entste­ht. Dahinge­gen kann die LDR (Low, Deep and Round) – eine kurzzeit­ige Flex­ion des Pfer­de­halses ohne Gewal­tein­wirkung – bis zu zehn Minuten auf dem Abre­it­eplatz ange­wandt wer­den. Trotz dieser Regelun­gen und Vorschriften wird die Rol­lkur lei­der noch viel zu oft auf Abre­it­plätzen und Dres­surviereck­en angewen­det.

Pferde schlafen im Stehen

Alex S - Märchen der Pferdehaltung (2)Viele Men­schen denken, dass Pferde im Ste­hen schlafen, was allerd­ings nicht stimmt. Zum Schlafen leg­en sich Pferde hin, wenn sie sich sich­er fühlen. Der Pfer­dekör­p­er ist jedoch so aufge­baut, dass das Pferd im Ste­hen gut dösen, also sich aus­ruhen, kann. Dabei wird ein Hin­ter­bein angewinkelt, damit die Musku­latur auf dieser Seite entspan­nen kann. Lippe und Ohren hän­gen meist. Auf der anderen Seite wer­den die Glied­maßen kom­plett durchgestreckt, wodurch die Kni­escheibe hin­ter den Ober­schenkel­knochen gehakt und mit den Sehnen fix­iert wird. So kann das Pferd beim Dösen nicht einknick­en, weil das Kniege­lenk block­iert ist. Durch das Durch­drück­en des Knies wird zusät­zlich eine Sehne anges­pan­nt, welche das Sprungge­lenk darunter fix­iert. Diese Posi­tion muss jedoch oft gewech­selt wer­den, weil die Muskeln in den Beinen ermü­den. Richtiges Schlafen ist einem Pferd also nur im Liegen möglich.

 

Autor: Stef­fi F.
Bilder: Christi­na H. (Brot), Alex S. (Pony, liegende Pferde)

erschienen in TierZeit Aus­gabe 8
27. April 2014

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