Märchen über Wellensittiche

Diesen TierZeit‐Artikel teilen auf:

Wellensittiche leben monogam

Die Vorstel­lung, dass ein Wellen­sit­tich­paar lebenslang zusam­men und sich treu bleibt, ist weit ver­bre­it­et. Diese Annahme ist zwar nicht völ­lig falsch, da viele fest ver­paarte Wellen­sit­tiche tat­säch­lich ein Leben lang zusam­men bleiben. Es ist aber dur­chaus möglich, dass sowohl der Hahn als auch die Henne neben­bei noch andere Part­ner haben. Polyg­a­mie ist bei Wellen­sit­tichen keine Sel­tenheit.

Wellensittiche werden nur alleine zahm

Laura E - WellensitticheDas Gerücht, Wellen­sit­tiche wür­den zu mehreren nicht zahm wer­den, hält sich lei­der hart­näck­ig. Tat­säch­lich wer­den die meis­ten Einzelvögel sehr schnell zahm und bauen eine starke Bindung zu ihrem Men­schen auf, was diese Annahme wahrschein­lich stützt. Jedoch beruht die Zahmheit eines Einzelvo­gels auf ein­er Ver­hal­tensstörung. Das Tier baut das Ver­trauen aus Not auf, bliebe ihm nur die Alter­na­tive zu vere­in­samen. Da Wellen­sit­tiche sehr sozial sind, nutzen allein gehal­tene Vögel die einzige Möglichkeit eines Sozialkon­tak­tes, die sie haben – ihren Men­schen. Dieser kann aber niemals einen Artgenossen erset­zen, da er seine Sprache nicht spricht, nicht jede sein­er Fed­ern einzeln kraulen und erst recht nicht mit ihm fliegen kann. Zu zweit oder im Schwarm gehal­tene Wellen­sit­tiche gehen zwar meist keine so extreme Bindung zu ihrem Hal­ter ein, kön­nen mit Liebe und Geduld aber dur­chaus so zahm wer­den, dass sie auf die Hand kom­men und sich stre­icheln lassen.

Wellensittiche brauchen einen Spiegel

Viele Wellen­sit­tiche lieben Spiegel – oder bess­er gesagt ihr Spiegel­bild, welch­es sie für einen Artgenossen hal­ten. Vor allem Einzelvögel balzen häu­fig sehr stark mit ihrem ver­meintlichen Part­ner, der die Zunei­gung ja sog­ar zu erwidern scheint. Sie ver­suchen ihn zu füt­tern und wür­gen dafür Körn­er aus dem Kropf her­auf, die sie jedes Mal wieder schluck­en, da der Part­ner im Spiegel sie ja nicht annehmen kann. Dadurch kann über die Zeit eine lebens­ge­fährliche Kropfentzün­dung entste­hen, weshalb Spiegel – und auch Plas­tikvögel – als tier­schutzwidriges Zube­hör eingestuft wer­den. Was ein Wellen­sit­tich wirk­lich braucht, ist ein lebendi­ger Artgenosse.

Ein neuer Wellensittich darf erst nach ein paar Wochen Freiflug haben

Neue Wellen­sit­tiche sollen ange­blich min­destens zwei Wochen im Käfig bleiben, damit sie ihre Umge­bung ken­nen­ler­nen kön­nen und nach dem Frei­flug wieder in den Käfig zurück­kehren. Diese Zeitspanne ist aber viel zu lang. Wellen­sit­tiche fliegen in der Natur extrem viel und brauchen daher unbe­d­ingt täglichen, mehrstündi­gen Frei­flug. Es macht Sinn, einem neuen Tier zunächst ein paar Tage zur Eingewöh­nung zu geben, sodass es seinen Käfig als Schlaf‐ und Fut­ter­platz akzep­tieren kann. Spätestens nach ein­er Woche soll­ten die Tore zum gesicherten Frei­flug aber offen ste­hen. Die Beson­der­heit­en sein­er Umge­bung kann das Tier aus seinem Käfig her­aus nicht abschätzen. Beim ersten Frei­flug kann es daher immer zu kleinen Miss­geschick­en wie Abstürzen oder Zusam­men­stößen kom­men, egal wie lange der Wellen­sit­tich sich das Zim­mer vorher vom Käfig aus anschauen kon­nte. Wird ein Wellen­sit­tich zu einem bere­its vorhan­de­nen Part­ner oder in einen Schwarm verge­sellschaftet, verkürzt sich die Eingewöh­nungsphase allein dadurch, dass die alteinge­sesse­nen Tiere dem Neul­ing alles zeigen kön­nen und er ihnen früher oder später in ihren Käfig fol­gen wird.

Autor: Lau­ra E.
Bild: Lau­ra E.

erschienen in TierZeit Aus­gabe 10
14. Dezem­ber 2014

Diesen TierZeit‐Artikel teilen auf:

Comments are closed.