Wellensittiche leben monogam
Die Vorstellung, dass ein Wellensittichpaar lebenslang zusammen und sich treu bleibt, ist weit verbreitet. Diese Annahme ist zwar nicht völlig falsch, da viele fest verpaarte Wellensittiche tatsächlich ein Leben lang zusammen bleiben. Es ist aber durchaus möglich, dass sowohl der Hahn als auch die Henne nebenbei noch andere Partner haben. Polygamie ist bei Wellensittichen keine Seltenheit.
Wellensittiche werden nur alleine zahm
Das Gerücht, Wellensittiche würden zu mehreren nicht zahm werden, hält sich leider hartnäckig. Tatsächlich werden die meisten Einzelvögel sehr schnell zahm und bauen eine starke Bindung zu ihrem Menschen auf, was diese Annahme wahrscheinlich stützt. Jedoch beruht die Zahmheit eines Einzelvogels auf einer Verhaltensstörung. Das Tier baut das Vertrauen aus Not auf, bliebe ihm nur die Alternative zu vereinsamen. Da Wellensittiche sehr sozial sind, nutzen allein gehaltene Vögel die einzige Möglichkeit eines Sozialkontaktes, die sie haben – ihren Menschen. Dieser kann aber niemals einen Artgenossen ersetzen, da er seine Sprache nicht spricht, nicht jede seiner Federn einzeln kraulen und erst recht nicht mit ihm fliegen kann. Zu zweit oder im Schwarm gehaltene Wellensittiche gehen zwar meist keine so extreme Bindung zu ihrem Halter ein, können mit Liebe und Geduld aber durchaus so zahm werden, dass sie auf die Hand kommen und sich streicheln lassen.
Wellensittiche brauchen einen Spiegel
Viele Wellensittiche lieben Spiegel – oder besser gesagt ihr Spiegelbild, welches sie für einen Artgenossen halten. Vor allem Einzelvögel balzen häufig sehr stark mit ihrem vermeintlichen Partner, der die Zuneigung ja sogar zu erwidern scheint. Sie versuchen ihn zu füttern und würgen dafür Körner aus dem Kropf herauf, die sie jedes Mal wieder schlucken, da der Partner im Spiegel sie ja nicht annehmen kann. Dadurch kann über die Zeit eine lebensgefährliche Kropfentzündung entstehen, weshalb Spiegel – und auch Plastikvögel – als tierschutzwidriges Zubehör eingestuft werden. Was ein Wellensittich wirklich braucht, ist ein lebendiger Artgenosse.
Ein neuer Wellensittich darf erst nach ein paar Wochen Freiflug haben
Neue Wellensittiche sollen angeblich mindestens zwei Wochen im Käfig bleiben, damit sie ihre Umgebung kennenlernen können und nach dem Freiflug wieder in den Käfig zurückkehren. Diese Zeitspanne ist aber viel zu lang. Wellensittiche fliegen in der Natur extrem viel und brauchen daher unbedingt täglichen, mehrstündigen Freiflug. Es macht Sinn, einem neuen Tier zunächst ein paar Tage zur Eingewöhnung zu geben, sodass es seinen Käfig als Schlaf‐ und Futterplatz akzeptieren kann. Spätestens nach einer Woche sollten die Tore zum gesicherten Freiflug aber offen stehen. Die Besonderheiten seiner Umgebung kann das Tier aus seinem Käfig heraus nicht abschätzen. Beim ersten Freiflug kann es daher immer zu kleinen Missgeschicken wie Abstürzen oder Zusammenstößen kommen, egal wie lange der Wellensittich sich das Zimmer vorher vom Käfig aus anschauen konnte. Wird ein Wellensittich zu einem bereits vorhandenen Partner oder in einen Schwarm vergesellschaftet, verkürzt sich die Eingewöhnungsphase allein dadurch, dass die alteingesessenen Tiere dem Neuling alles zeigen können und er ihnen früher oder später in ihren Käfig folgen wird.
Autor: Laura E.
Bild: Laura E.
erschienen in TierZeit Ausgabe 10
14. Dezember 2014