Junge Fundtiere brauchen die Hilfe des Menschen
Für verwaiste Jungwildtiere ist menschliche Hilfe oft überlebenswichtig, doch ist nicht jedes Jungtier ohne Mutter in Sicht eine Waise. Nur selten sind diese Tiere tatsächlich elternlos: Viele Wildtiere halten sich nicht ständig bei ihrem Nachwuchs auf, sondern kehren oft nur zum Säugen oder zur Versorgung mit Nahrung zu ihren Jungen zurück. Daher sollte nur dann gehandelt werden, wenn über mehrere Stunden kein Elterntier zu sehen oder das Junge verletzt ist. Eine Ausnahme sind flugunfähige Küken, diese sollten direkt zurück in ihr Nest gesetzt werden.
Vorsicht geboten ist vor allem bei verletzten Tieren. Diese reagieren oft besonders panisch, wenn sich ihnen ein Mensch nähert. Dennoch sollte versucht werden, ein verletztes Tier – gegebenenfalls mit Unterstützung des Tierschutzes oder Jagdpächters – vorsichtig einzufangen, um es bei einem fachkundigen Tierarzt oder in einer Auffangstation für Wildtiere abzugeben. Wildtiere sollten vor allem wegen der aufwendigen Wiederauswilderung nur im Notfall aus ihrer natürlichen Umgebung genommen werden.
Wildtiere können keine Farben sehen
Dass die Welt für Wildtiere nicht nur schwarz‐weiß ist, haben verschiedene Experimente und anatomische Untersuchungen der Augen längst bewiesen. Ebenso wie beim Menschen besitzen die Augen der Wildtiere Lichtrezeptoren, die sogenannten Zapfen und Stäbchen. Erstere ermöglichen das Farbsehen, letztere das Sehen in der Dämmerung. Und doch sehen Wildtiere »anders« als wir. Statt drei Arten von Zapfen besitzen die meisten wildlebenden Säuger nur zwei. Die Farbe Gelb erkennen die Tiere gut, Grün dagegen nur schlecht, Rot wird als Gelb‐Grün wahrgenommen. Blau wirkt auf Tiere wie Reh und Hirsch als Signalfarbe. Jäger machen sich dies für den Wildtierschutz zu Nutze: Mit blauen Lichtreflektoren an den Leitpfosten am Straßenrand sollen Unfälle mit Wildschwein, Reh und Hirsch verhindert werden (siehe hierzu auch Gefahrenpunkt Wildwechsel – Maßnahmen zum Schutz von Autofahrer und Wildtier).
Vögel sind uns in Bezug auf das Farbensehen überlegen: Bis zu vier verschiedene Farbrezeptoren lassen für sie die Welt bunter erscheinen. Sie erkennen sogar Farben im UV‐Bereich, mit denen bei manchen Arten das Gefieder geschmückt ist. Dies ist für manche Vögel ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal bei der Partnersuche.
Reh oder Hirsch, Uhu oder Eule – das macht doch keinen Unterschied
Der Hirsch ist das männliche Tier, das Reh das weibliche – so lautet oftmals die Annahme. Zwar gehören sowohl Reh als auch Rothirsch zur Familie der Hirsche, doch sind es unterschiedliche Tierarten: Reh und Rehbock sowie Hirschkuh und Hirsch gehören zusammen. Anhand einiger optischer Merkmale ist der Unterschied zwischen den beiden Arten einfach zu erkennen: Hirsche werden mit einer Schulterhöhe von bis zu 1,50 Metern und einem Körpergewicht von bis zu 300 Kilogramm deutlich größer und schwerer als Rehe, die eine Schulterhöhe von lediglich bis zu 80 Zentimetern und ein Gewicht von 20 bis 25 Kilogramm erreichen. Darüber hinaus besitzen die männlichen Rehe ein kleineres Gehörn, während Hirsche ein prächtiges Geweih ausbilden. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Lebensweise. Hirsche leben in Herden, und das – abgesehen von der Brunstzeit – getrennt nach Geschlecht. Rehe hingegen sind Einzelgänger, lediglich das Muttertier bildet mit dem Nachwuchs einen Familienverband, die sogenannten Sprünge.
Ähnlich wie mit Reh und Hirsch verhält es sich mit Eule und Uhu. Der Uhu hat mit seinem einprägsamen »huhuuu« eine doch etwas unheimliche Stimme im Vergleich zu anderen Vogelarten. Oder gehört dieser Ruf doch zu einer Eule? Eben mit dieser Unterscheidung tun sich viele schwer. Eigentlich ist es aber ganz einfach: Der Begriff Eule bezeichnet eine biologische Ordnung, kein einzelnes Tier. In Europa werden 13 Eulenarten unterschieden, wobei allein zehn in Deutschland angesiedelt sind. Die größte von ihnen ist mit einer Körpergröße von bis zu 75 Zentimetern und einer Flügelspannweite von bis zu 1,70 Metern der Uhu. Dieser wiederum gehört zur Gattung der Uhus, welche sich je nach Verbreitungsgebiet in zahlreiche weitere Unterarten gliedert. Der Uhu ist also eine Eule.
Der Frosch – ein Wetterprophet
Fast jeder kennt das Bild des Frosches, der in einem Einmachglas die Leiter hinauf‐ und hinabklettert. Doch was ist dran am Mythos des Wetterfrosches? Bei diesem Irrtum wird die Abfolge der Ereignisse durcheinander gebracht: Wenn Frösche nach oben klettern soll das Wetter schön werden, bleiben sie am Boden, soll es regnen. Dabei geht das Verhalten der Frösche dem Wetter nicht voraus, es ist lediglich die Reaktion darauf. Bei schönem Wetter klettern sie an Zweigen und Stielen von Pflanzen hoch, bei schlechtem Wetter halten sie sich in Bodennähe auf – und folgen damit ihrer Hauptnahrungsquelle, den Insekten. Diese passen sich dem Luftdruck an und fliegen daher bei Sonnenschein weiter oben, bei Regen hingegen weiter unten. Dieses Verhalten zeigt hierzulande allerdings nur der Laubfrosch, andere Arten verfügen nicht über die anatomischen Voraussetzungen, um die Flora zu erklimmen. Ebenso soll das Quaken der Frösche ein Hinweis auf das Wetter sein, aber auch hierfür fehlt eine wissenschaftliche Erklärung. Die Wahrheit steckt in einer alten Bauernregel: »Die Frösche quaken wohl, aber das Wetter machen sie nicht.«
Autor: Susann S.
Bilder: Samirah S. (Uhu), Carina T. (Frosch)
erschienen in TierZeit Ausgabe 9
24. August 2014