Das Phänomen Feder

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Funktionen und Farben des Federkleides

Was macht den Vogel zum Vogel? Was unter­schei­det ihn von allen anderen Tieren? Die schein­bar nahe­liegend­ste Antwort ist das Fliegen, doch flu­gun­fähige Vögel wie Pin­guin, Strauß oder Kiwi beweisen das Gegen­teil. Außer­dem kön­nen auch Fle­d­er­mäuse und eine Vielzahl von Insek­ten fliegen. Was den Vogel wirk­lich zum Vogel macht, ist sein Gefieder. Keine andere Tier­gruppe unseres Plan­eten hat Fed­ern. Sie sind es, die den Vögeln jeden Teil der Erde zugänglich gemacht haben.

Laura E. - Das Phänomen Feder (weißer Pfau)

Fed­ern beste­hen wie Haare aus Horn­sub­stanz. Es gibt mehrere Arten von Fed­ern, die ver­schiedene Funk­tio­nen haben und dementsprechend unter­schiedlich aufge­baut sind. Sie lassen sich grob unterteilen in Kontur‐ und Daunen­fed­ern. Zu den Kon­turfed­ern gehören die Schwungfed­ern der Flügel sowie die Steuerfed­ern des Schwanzes, außer­dem die Deck­fed­ern an Flügel, Schwanz und Rumpf. Sie beste­hen aus einem soli­den, hohlen Fed­erkiel, von dem untere­inan­der ver­hak­te Fed­eräste abzweigen. Die Sta­bil­ität ein­er Fed­er kommt erst durch die soge­nan­nten Bogen‐ und Hak­en­strahlen zus­tande, die dank klein­er Häkchen die Fed­eräste zusam­men­hal­ten. Die Fed­eräste wiederum bilden eine innere und eine äußere Fahne. Die Fed­ern über­lap­pen einan­der, indem die Außen­fahne ein­er Fed­er die Innen­fahne der benach­barten bedeckt. So entste­ht ein glatt anliegen­des und dicht­es Außenge­fieder, welch­es den Luftwider­stand während des Fliegens ver­min­dert und vor äußeren Umwel­te­in­flüssen schützt. Die Daunen bilden das Unterkleid der Vögel. Es sind kleine, pin­se­lar­tige Fed­ern, deren Fed­eräste nicht ver­hakt sind. Sie sind daher weich und extrem elastisch. So hal­ten sie die Kör­per­wärme des Vogels und sor­gen für eine wämende Luftschicht zwis­chen Kör­p­er und Deck­fed­ern. Diesen Effekt machen wir uns gern zunutze: Kopfkissen, Bettdeck­en und Win­ter­jack­en mit Daunen­fül­lung hal­ten schön warm.
Zur Gefiederpflege haben manche Vögel soge­nan­nte Pud­er­dunen, welche ständig nachwach­sen und an der Spitze zu einem feinen Staub zer­fall­en. Einige Papageien und Rei­her gehören zu den Vögeln, die ihr Gefieder nicht mit einem Sekret aus der Bürzel­drüse ein­fet­ten, son­dern eben diesen Gefieder­staub nutzen. Neben den genan­nten Fed­er­arten haben Vögel noch einige Zusatzfed­ern, die spezielle Funk­tio­nen erfüllen. Mit Strahlen­fed­ern, die unter dem Daunenge­fieder sitzen, spürt ein Vogel die Lage und Posi­tion seines Gefieders. Jede einzelne Fed­er kann mith­il­fe klein­er Muskeln bewegt wer­den. Dies ist beispiel­sweise wichtig zum Auf­plus­tern, wobei eine wär­mende Luftschicht zwis­chen Kör­p­er und Gefieder entste­ht. Es gibt außer­dem Tastfed­ern, die bei eini­gen Vögeln die Schnur­rhaare erset­zen, sowie Schmuck­fed­ern. Let­ztere haben oft außergewöhn­liche For­men und wer­den haupt­säch­lich zur Balz einge­set­zt.
 

Carina T. - Das Phänomen Feder (Schwungfeder Mikroskopaufnahme)Die Fär­bung des Fed­erklei­des spielt eine entschei­dende Rolle. So tar­nen die Weibchen viel­er Voge­larten sich und ihre Brut mit unauf­fäl­li­gen Braun‐ und Grautö­nen. Das Gefieder von Nest­flüchtern, zum Beispiel Entenküken, ahmt das Spiel von Licht und Schat­ten nach, so wie es auch bei der Fellfär­bung von Frischlin­gen und Rehk­itzen der Fall ist. Die Män­nchen hinge­gen schmück­en sich zur Balzzeit oft mit stärk­eren Kon­trasten und prächtigeren Far­ben, um poten­zielle Part­ner­in­nen zu beein­druck­en. Sämtliche Far­ben entste­hen erst durch eine spek­trale Auf­s­pal­tung des Lichts. Dafür sind Pig­mente und kle­in­ste Struk­turen in der Fed­er ver­ant­wortlich, wobei Pig­ment­far­ben und Struk­tur­far­ben unter­schieden wer­den. Pig­mente absorbieren und reflek­tieren bes­timmte Wellen­län­gen des Lichts, die Struk­turen hinge­gen brechen sie. Mela­nine, welche auch die Haare von Men­sch und Tier fär­ben, erzeu­gen braune und schwarze Töne und sind die Grund­lage für weit­ere Far­ben. Fehlt einem Vogel Melanin, erscheint er weiß. Daneben sor­gen über die Nahrung aufgenommene Caroti­noide für gelbe bis rote Far­ben. Blaue, grüne und schillernde Farbtöne wer­den jedoch durch Licht­brechun­gen an extrem kleinen Struk­turen der Fed­ern her­vorgerufen. Schillernde Far­ben entste­hen nicht, wie andere Struk­tur­far­ben, an den Fed­erästen, son­dern an winzi­gen, regelmäßig ange­ord­neten Lamellen an den Seit­en­strahlen. Dadurch über­lagern sich mehrere Lichtwellen, es kommt zu Inter­feren­zen und die Fed­er schim­mert je nach Betra­ch­tungswinkel in unter­schiedlichen Far­ben. Dies ist zum Beispiel im Nack­enge­fieder von Stadt­tauben der Fall. 

Die Fed­er hat es den Vögeln ermöglicht, die ganze Welt zu besiedeln. Mit über 10 000 bekan­nten Arten bilden Vögel eine der vielfältig­sten Klassen der Wirbeltiere. Sie kom­men auf allen Kon­ti­nen­ten vor und brüten sowohl im eisi­gen Inland der Antark­tis als auch in der tro­pis­chen Hitze am Äqua­tor. Sie leben nicht nur an Land, son­dern auch im Wass­er und in der Luft. All das dank ihrer Fed­ern, die sie schützen, wär­men, tar­nen, schmück­en und des Fliegens bemächti­gen.

Autor: Lau­ra E.
Bilder: Lau­ra E. (weißer Pfau), Cari­na T. (Mikroskopauf­nahme Schwungfed­er)

erschienen in TierZeit Aus­gabe 6
11. August 2013

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