Das Sommerekzem bei Pferden

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Der »Süße Schmerz« als häufige allergische Reaktion

 

Viele Pfer­de­hal­ter ken­nen das Prob­lem Som­merekzem: Das Pferd scheuert sich regelmäßig zu Beginn der war­men Jahreszeit an allen erre­ich­baren Stellen und fügt sich dabei selb­st schwere Ver­let­zun­gen zu.

Beson­ders Mähne und Kruppe sind häu­fig davon betrof­fen, von Mähne und Schweifrübe sind dann manch­mal nur noch Restansätze zu erah­nen. Konkrete Symp­tome des Som­merekzems sind gelblich‐graue Stellen von fünf bis 150 Mil­lime­ter Durchmess­er, die meist verkrusten, da sie nicht nur aufgescheuert, son­dern auch aufge­bis­sen wer­den.

Alex S. - Sommerekzem bei PferdenDer ständi­ge Juck­reiz und offene Wun­den als Begleit­er­schei­n­ung sind für die Pferde höchst schmerzvoll und müssen behan­delt wer­den. Zudem wer­den gesunde Pferde durch die ständi­ge Unruhe des betrof­fe­nen Pfer­des – »Ekze­mer« genan­nt – bee­in­flusst. Sie kön­nen zwar nicht angesteckt wer­den, da das Ekzem eine aller­gis­che Reak­tion ist, jedoch kön­nen sie durch das ständi­ge Kratzen mas­siv in ihren nor­malen Ver­hal­tens­abläufen gestört wer­den. Es wird ver­mutet, dass Ekze­mer bei der gegen­seit­i­gen sozialen Kör­perpflege zu grob wer­den, da sie Schmerz­im­pulse nicht mehr richtig ein­schätzen kön­nen. Eine Tren­nung von den Artgenossen ist durch den dadurch entste­hen­den Stress jedoch nicht rat­sam.

Als Ursache für diese mehr als unan­genehme Erkrankung wird eine aller­gis­che Reak­tion auf die Stiche von unter­schiedlichen Stech­mück­e­narten angenom­men. Diese zur Gat­tung Culi­coides gehören­den Insek­ten sind haupt­säch­lich zwis­chen März und Okto­ber in den Morgen‐ und Abend­stun­den aktiv. Sie ver­mehren sich haupt­säch­lich an feucht­en Stellen, Moor­bö­den und unter Baum­rinden. Eine Umsiedelung des »Ekze­mers« in Meeres­nähe oder in Gebi­ete, die mehr als 800 Meter über dem Meer­esspiegel liegen, kön­nen für eine Verbesserung sor­gen.

Das Som­merekzem ist weltweit bekan­nt. So wird es beispiel­sweise in Japan »Kasen« genan­nt, in Aus­tralien »Queens­land Itch«. Die genaue Ursache ist aber nach wie vor unklar. Es kön­nte auch eine genetis­che Dis­po­si­tion (Ver­an­la­gung) dafür ver­ant­wortlich sein. Von ein­er Allergie gegen die Stiche der Mück­en geht der Großteil der Fach­lit­er­atur aus, jedoch gibt es weit­ere Fak­toren, die eben­falls berück­sichtigt wer­den soll­ten, da sie zu ein­er Ver­schlim­merung führen kön­nen. Dazu gehören eiweißre­iche Nahrung, starke Sonnene­in­strahlung, Ver­dau­ung­sprob­leme und man­gel­nde Bewe­gung. Weit­ere aller­gis­che Reak­tio­nen kön­nen die Entste­hung oder den Ver­lauf des Som­merekzems eben­falls bee­in­flussen.

Die Symp­tome bleiben dem Pferd lebenslang erhal­ten und kön­nen lediglich gelin­dert wer­den. Meth­o­d­en zur Lin­derung gibt es inzwis­chen sehr viele, über Haus­mit­tel bis hin zu klassisch‐veterinärmedizinischen Behand­lun­gen. Hier­bei wird entwed­er symp­to­mori­en­tiert oder nach einem ganzheitlichen Ansatz behan­delt. Bei Let­zerem wird inzwis­chen ver­mehrt auf die Homöopathie zurück­ge­grif­f­en. Kurzfristige Lin­derung im Sinne der klassisch‐veterinärmedizinischen Behand­lung kann durch die Gabe von Cor­ti­son erre­icht wer­den. Dies stellt jedoch nur sel­ten eine langfristige Option dar, da Cor­ti­son den Organ­is­mus mas­siv belastet und ein Gewöh­nungsef­fekt ein­set­zt, der zur Folge hat, dass die Dosen in immer kürz­eren Abstän­den erhöht wer­den müssen.
Bei eini­gen Maß­nah­men herrscht allerd­ings Einigkeit über die lin­dernde Wirkung: magere Kop­peln, offene und windi­ge Wei­den, keine Gewäss­er in der Nähe, geschlossener/sauberer Stall, Rück­zug­sorte in den Däm­merungszeit­en, Fliegen­deck­en, möglichst viel Bewe­gung und bedarf­s­gerechte Füt­terung.
Zahlen über betrof­fene Pferde oder Erfolg ver­sprechende Behand­lungsan­sätze gibt es nur wenige. Flächen­deck­ende Stu­di­en zu diesem Bere­ich kon­nten bish­er noch nicht zufrieden­stel­lend durchge­führt wer­den, da keine gemein­same Daten­bank zu dieser speziellen Form der Allergie existiert. Erste Ansätze dies­bezüglich gehen beispiel­sweise vom Insti­tut für Tierzucht und Vererbungs­forschung und der Klinik für Pferde der Tierärztlichen Hochschule Han­nover aus, die sich in ein­er Studie mit der Vererbung des Som­merekzems bei Islandpfer­den befassen. Islandpferde gehören zu ein­er beson­ders häu­fig betrof­fe­nen Rasse.

Ins­ge­samt gese­hen gibt es keine ein­heitliche Behand­lungsmeth­ode für »Ekze­mer«. In Absprache mit dem behan­del­nden Tier­arzt muss eine indi­vidu­elle Ver­sorgung des betrof­fe­nen Pfer­des erar­beit­et wer­den.

Autor: Lisa P.
Bild: Alex S.

erschienen in TierZeit Aus­gabe 7
15. Dezem­ber 2013

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