Vom Schädling zur bedrohten Art
Der auffällig bunt gefärbte Nager mit den großen Backentaschen war einmal einer der häufigsten Kleinsäuger in Deutschland. Heute hingegen gilt er nicht nur bei uns, sondern in ganz Europa als stark gefährdet. Feldhamster sind entgegen der weitverbreiteten Annahme nicht die Vorfahren unserer Haushamster, welche in Wirklichkeit vom Syrischen Goldhamster abstammen.
Mit einer Länge von über 30 Zentimetern ist der Feldhamster nicht nur wesentlich größer als dieser, auch die graubraune Oberseite, die von weißen Flecken im Gesicht, an den Vorderbeinen und den Flanken unterbrochen wird, lässt keine Verwechslung mit anderen Hamsterarten zu. Der Bauch ist vollständig schwarz gefärbt, was der Abschreckung von Feinden dienen soll. Erstaunlicherweise greift der Wühler seine Fressfeinde sogar an, wenn er in die Enge getrieben wird.
Neben Insekten, Kartoffeln und Rüben stehen vor allem Samen und Getreidekörner auf seinem Speiseplan. Wegen dieser Eigenschaft galt der Feldhamster im 18. und 19. Jahrhundert als Ernteschädling. Auf Hamsterfelle wurden sogar Prämien ausgesetzt, sodass tausende Hamster gefangen und getötet wurden. Heute hat der Feldhamster ein ganz anderes Problem: die immer weiter fortschreitende Landwirtschaft. Stets auf Futtersuche lebt er nicht auf lange brach liegenden Äckern, sondern bevorzugt fruchtbare, bebaute Felder, doch genau dort kommt ihm der Mensch in die Quere. Der Nager benötigt rund zwei bis vier Kilogramm Körner, um die kalte Jahreszeit zu überstehen, doch die Nahrungsbeschaffung fällt ihm immer schwerer. Mit Hilfe von Maschinen wird die Ernte heutzutage so schnell eingefahren, dass dem Hamster keine Möglichkeit bleibt, genügend Vorräte für den Winter zu sammeln.
Schon bald nach der Ernte werden die Äcker umgepflügt und geebnet, wodurch mühsam angelegte Bauten zerstört werden. Der Hamster ist seinen Fressfeinden dadurch schutzlos ausgeliefert. Eine weitere Bedrohung ist die zunehmende Ausdehnung der Städte und Straßennetze, die seinen Lebensraum weiter schrumpfen lässt.
Um das Weiterbestehen dieser Art zu sichern, sind einige Veränderungen in der Landwirtschaft nötig. Dem Feldhamster muss vor allem die Möglichkeit gegeben werden, genügend Nahrung zu sammeln. Es würde bereits genügen, einen kleinen Teil des Getreides nicht abzuernten. Des Weiteren würde es sich positiv auswirken, Äcker weniger tief durchzupflügen und die Getreidestoppeln länger stehen zu lassen. Dies wäre aber mit einem erhöhten finanziellen und arbeitstechnischen Aufwand für die Landwirte verbunden, weshalb Schutzprogramme für den Feldhamster noch nicht vollständig ausgearbeitet sind.
Es bleibt zu hoffen, dass für dieses Problem eine Lösung gefunden wird, denn nicht nur der Feldhamster, sondern auch andere bedrohte Arten wie der Feldhase würden von den Maßnahmen profitieren.
Autor: Laura E.
Bild: feldhamster-in-wien.blogspot.de
erschienen in TierZeit Ausgabe 5
14. April 2015