Der kleinste Hamster der Welt erobert Deutschland
Der Roborowski‐Zwerghamster erfreut sich zunehmender Beliebtheit: Immer mehr der kleinen »Zwerge« finden ihren Weg in unsere Haushalte. Dass »klein« aber nicht immer »anspruchslos« bedeutet, wird leider häufig nicht bedacht.
In den 90er Jahren zogen die ersten Roborowski‐Exemplare in deutsche Haushalte ein. Wie sehr ihre Popularität vor allem in den letzten Jahren angestiegen ist, zeigen unter anderem die Vermittlungsstatistiken der Hamsterhilfe NRW. Während im Jahr 2009 lediglich 42 Roborowski‐Zwerghamster aufgenommen wurden, suchten 2012 bereits 90 Hamster dieser Art ein neues Zuhause. Innerhalb von nur vier Jahren hat sich die Zahl der zu vermittelnden Roborowskis demnach mehr als verdoppelt. Dies könnte auch daran liegen, dass dieser Hamster immer häufiger in Zooläden zu finden ist und unüberlegt angeschafft wird. Weiterhin wird er oft als gruppentauglich angepriesen, was rasch zu ungleichgeschlechtlichen Paaren und somit zu Nachwuchs führt. Ob Roborowski‐Zwerghamster tatsächlich so sozial sind, ist noch nicht endgültig geklärt, denn in freier Wildbahn treten sowohl Familienverbände als auch Einzelgänger auf. Die Erfahrungsberichte zur Gruppenhaltung in der Heimtierhaltung sind ebenfalls gemischt. Allem Anschein nach entwickeln von Anfang an einzeln gehaltene Tiere keine Verhaltensstörungen.
Von Natur aus ist der Roborowski‐Zwerghamster – mit etwa sieben Zentimeter Körperlänge der kleinste Hamster der Welt – sehr scheu und vorsichtig. Typisch für ihn sind extrem schnelle Bewegungen und sofortige Flucht bei hektischen Gesten und ungewohnten Geräuschen – im Gegensatz zu anderen Hamstern, die anstatt wegzulaufen, in eine Schreckstarre fallen können. Ein Gehege für einen Roborowski‐Zwerghamster sollte deshalb besonders viele Versteckmöglichkeiten beinhalten, sodass der Zwerg keine großen Flächen ungeschützt überwinden muss. Aufgrund ihrer typischen Unsicherheit wollen die meisten »Robos« keinen Auslauf haben. Die Gehegegrundfläche sollte daher so groß wie möglich sein, mindestens aber einen halben Quadratmeter betragen.
Die ursprüngliche Heimat der Roborowskis sind die Wüstensteppe Gobi und angrenzende Wüstengebiete Nordchinas sowie die Mongolei. Dort bewohnen sie fast ausschließlich sandige Regionen, weshalb ihre Pfoten vergleichsweise groß, rundlich und dazu stark behaart sind. Das macht sie zu guten Läufern im Sand, aber auch zu schlechten Kletterern. Im Gehege braucht der Roborowski daher kaum Klettermöglichkeiten, dafür aber einen großen Sandbereich. Mindestens ein Drittel der Fläche sollte mit Chinchillasand bedeckt sein.
Da der Roborowski‐Zwerghamster noch nicht sehr lange gezielt für die Heimtierhaltung gezüchtet wird, tritt als häufigste Fellfärbung die Wildfarbe auf. Weitere Farbschläge sind »wildfarben mottled« (weiß gesprenkelt), »Weißkopf« und seltener auch ganz weiß. Die Färbung »Weißkopf« wird als Qualzucht angesehen, da sie häufig mit der sogenannten »Dreherkrankheit« in Zusammenhang steht. Dabei handelt es sich um ein neurologisches Problem, bei welchem der Hamster sich immer wieder um sich selbst dreht. Verschiedene Fellvarianten wie Langhaar oder Satin treten bisher nicht in Erscheinung.
Der Roborowski‐Zwerghamster versprüht seinen ganz eigenen Charme. Er ist zwar kein Tier zum Anfassen, doch wer ihm ein artgerechtes, abwechslungsreiches Zuhause bieten kann, wird mit großem Hamsterkino belohnt werden.
Autor: Laura E.
Bild: Laura E.
erschienen in TierZeit Ausgabe 7
15. Dezember 2013
zum Weiterlesen:
Paarhaltung bei Zwerghamstern – Neue Wege für alteingesessene Einzelgänger