Fossilien – Zeugen der Vorzeit

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Was uns Versteinerungen über vergangene Zeitalter lehren

 

Heute wer­den viele ver­schiedene Fisch‐ und Amphi­bi­en­arten im heimis­chen Aquar­i­um und Fau­nar­i­um gepflegt, beobachtet und gezüchtet. Doch nicht nur die rezen­ten Arten bieten viel Raum für Beobach­tun­gen und Erken­nt­nisse, auch ihre längst ver­stor­be­nen Vor­fahren und vor allem deren Begleit­flo­ra und -fau­na geben uns immer noch sehr viele Anhalt­spunk­te über die Entwick­lung unseres Plan­eten.

Fos­silien wer­den nicht umson­st als stein­erne Zeu­gen der Erdgeschichte beze­ich­net. Jedes einzelne Arte­fakt ste­ht für ganz spezielle Lebens‐ und Bil­dung­sum­stände, ihre fortschre­i­t­ende Kom­plex­ität gibt uns Auf­schluss über das jew­eilige Zeital­ter.

Wie entstehen Fossilien?

Jed­er ken­nt den bio­chemis­chen Kreis­lauf: Ein tot­er Organ­is­mus wird unter dem Ein­fluss von Kli­ma, Sauer­stoff, anderen Lebe­we­sen und Mikroor­gan­is­men biol­o­gisch und chemisch aufgear­beit­et und wieder dem Nährstof­fkreis­lauf zuge­führt.

Damit wir heute aber die manch­mal mehr oder weniger gut erhal­te­nen Bruch­stücke längst ver­stor­ben­er Tiere und Pflanzen find­en kön­nen, muss bei Fos­silien etwas anderes passiert sein. Bei der Entste­hung von Fos­silien kommt es zunächst zu ein­er raschen Abdeck­ung durch Sed­i­mentschicht­en. Ein Szenario: Eine Muschel stirbt ab, sinkt auf den Grund und wird über­schüt­tet von Tina B - FossilienSchlamm‐ oder Sand­la­gen. Der hohe Druck dieser Schicht­en set­zt vielfältige chemis­che Reak­tio­nen in Gang, welche die Hart­teile der Muschel in Gesteine umwan­deln. Sind diese Reak­tio­nen langsamer als die Ver­we­sung der Muschel, drin­gen die umgeben­den Sed­i­mente in den entste­hen­den Hohlraum ein und bilden soge­nan­nte Steinkerne. Sie sind ein exak­tes Eben­bild des Musche­lin­neren ohne die umschließende Schale. Oft­mals bleiben aber nur Abdrücke des Organ­is­mus im Stein.

Ein anderes Szenario ist der Aus­bruch eines Vulka­ns. Hier sor­gen die entste­hen­den Ascheschicht­en für ein Milieu ohne Sauer­stoff. Gelöste Min­er­alien, ins­beson­dere Siliz­ium­diox­id, drin­gen in einen unter diesen Ascheschicht­en begrabenen Baum­stamm ein und erset­zen diesen nach und nach, wobei seine Struk­tur erhal­ten bleibt. Dieser Prozess wird Verkieselung genan­nt. Beispiel­haft dafür sind die ver­stein­erten Wälder, wie der bekan­nte Wald in Chem­nitz (Sach­sen, Deutsch­land). Hier wer­den sehr gut erhal­tene 290 Mil­lio­nen Jahre alte verkieselte Flora‐ und Tier­fos­silien aus­ge­graben.

Wie geben uns Fossilien Aufschluss über die Vergangenheit?

Der Entwick­lungs­stand der Organ­is­men, deren Lage­beziehun­gen und das umgebende Gestein ermöglichen Infor­ma­tio­nen über das Alter und die damals vorherrschen­den Ablagerungs­be­din­gun­gen. Eine Voraus­set­zung für die Inter­pre­ta­tion der Fos­silien gibt es aber: Sie müssen qual­i­ta­tiv gut erhal­ten sein, um die typ­is­chen Merk­male zweifels­frei iden­ti­fizieren zu kön­nen.

Im Laufe der Evo­lu­tion wurde der Auf­bau aller Lebe­we­sen kom­plex­er, um deren Über­leben zugewährleis­ten und neue Leben­sräume zu erschließen. Jede geol­o­gis­che Epoche weist einen typ­is­chen Entwick­lungs­stand ihrer Lebe­we­sen auf, anhand dessen der Fos­silien­fund zuge­ord­net wer­den kann. Fos­silien geben mitunter auch Auf­schluss über die damals vorherrschende Wassertem­per­atur, Wasser­tiefe und Salin­ität. So lagern beispiel­sweise Bra­chiopo­den (Arm­füßer) zu ihren Lebzeit­en Sauer­stoff in ihre Schalen ein. Durch die Analyse des Sauer­stoff­iso­topen­ver­hält­niss­es kön­nen Rückschlüsse auf die Umge­bung­stem­per­atur und den Salzge­halt gezo­gen wer­den.

Die Salin­ität lässt sich in gewis­sem Maße von der Größe der Fos­silien ableit­en. Auch heute zeigt sich, dass beispiel­sweise Muscheln der gle­ichen Art im Süßwass­er größer sind als im Salzwass­er. All dies und noch mehr Fak­toren müssen für eine genaue Bes­tim­mung und Inter­pre­ta­tion berück­sichtigt wer­den. Zusät­zliche geo­chemis­che Unter­suchun­gen wie z. B. die Spurenele­ment­geo­chemie helfen bei der exak­ten Rekon­struk­tion.

Wo finden wir Fossilien?

Da für die Bil­dung der Fos­silien Sed­i­mentschicht­en benötigt wer­den, weisen vor allem Kalkstein‐, Kreide‐ und Sand­ste­in­for­ma­tio­nen eingeschlossene Fos­silien auf, aber auch Kohleablagerun­gen sind mögliche Fund­stellen. Wichtig dabei ist das ursprüngliche Ablagerungsm­i­lieu der Sed­i­mentschicht­en. Ter­restrische Sed­i­mentablagerun­gen bein­hal­ten kaum Fos­silien, da sie ständig kli­ma­tis­chen Ein­flüssen aus­ge­set­zt sind. Um zu wis­sen, wo genau die Suche nach Fos­silien erfol­gre­ich sein Tina B - Fossilien2kön­nte, benötigt es ein Ver­ständ­nis für die geol­o­gis­che Entwick­lung der Erdober­fläche.

Es gibt viele Seit­en im Inter­net, die uns die Suche erle­ichtern, indem sie zahlre­iche Fund­stellen auflis­ten und beschreiben. Mit der geol­o­gis­chen His­to­rie im Blick ergeben sich heute die besten Fund­chan­cen bei einem Brücken‐ oder Straßen­bau, welche fos­sil­führende Schicht­en schnei­den.

Bei der Bes­tim­mung der Funde helfen Paläon­tolo­gen in naturkundlichen Museen und Uni­ver­sitäten.

Autor: Tina B.
Bilder: Tina B.

erschie­nen in TierZeit Aus­gabe 11
14. Juni 2015

 

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