Hufbeschlag

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Pro und Contra

Carola R - HufbeschlagIn den let­zten Jahren wurde die Pfer­de­hal­tung in vie­len Ställen enorm verbessert. Beson­ders in der Freizeitre­it­er­szene ist die pfer­degerechte Offen­stall­hal­tung inzwis­chen keine Sel­tenheit mehr. Ger­ade diese erfreuliche Entwick­lung »Zurück zur Natur« bringt Pfer­de­fre­unde dazu, sich ver­mehrt Gedanken zu anderen The­men im Bere­ich der Pfer­de­hal­tung zu machen: Füt­terung, ver­schiedene Reit­stile, art­gerechte Beschäf­ti­gung und natür­lich auch das The­ma Huf­beschlag. Kein Wildpferd braucht Hufeisen, warum dann unsere Reitpferde?

Viele Reit­er entschließen sich spon­tan, die Hufeisen ihrer Pferde abzunehmen und barhuf unter­wegs zu sein. Das hat ja schließlich beim Pferd der besten Fre­undin auch geklappt. Doch ist dies wirk­lich so ein­fach? Kön­nen Pferde, die jahre­lang mit Huf­schutz unter­wegs waren, plöt­zlich barhuf laufen?
Die Mei­n­un­gen gehen selb­st bei Experten deut­lich auseinan­der. Huf­schmiede sind oft dage­gen, dafür gibt es seit eini­gen Jahren eine ganz neue »Spezies«, sie nen­nen sich »Barhuf­pfleger«. Das Geschäft scheint sich zu ren­tieren. Also doch schnell weg mit den Hufeisen? Aber halt. Bevor eine solche Entschei­dung getrof­fen wird, soll­ten die Pros und Kon­tras abge­wogen wer­den. Hier sind einige wichtige Punk­te zu dem The­ma aufge­lis­tet:

 

Pro Barhuf – kontra Hufeisen

  • Es entspricht der Natur des Pfer­des.
  • Die Hufe wer­den bess­er durch­blutet, das Pferd spürt den Unter­grund viel mehr.
  • Viele Pferde entwick­eln ein ganz anderes Gang­bild, wenn sie barhuf gehen. Sie laufen plöt­zlich lock­er­er und freier. Vor allem bei »Gangpfer­den« ist dies eine inter­es­sante Beobach­tung.
  • Jed­er eingeschla­gene Nagel bein­hal­tet das Risiko, dem Pferd Ver­let­zun­gen zuzufü­gen. Zu weit außen eingeschla­gen lässt er das Horn ein­reißen, zu weit innen dringt der Nagel in einen sen­si­blen, stark durch­bluteten Bere­ich des Hufes ein. Lang­wierig zu behan­del­nde Abszesse kön­nen die Folge sein.
  • Das Auf­bren­nen des Hufeisen trock­net die Hufe aus und macht sie brüchig.
  • Durch ständi­gen Hufeisenbeschlag wer­den die Hufe oft schwach. Sie sind Belas­tung nicht mehr gewöh­nt, der Tra­grand und der Strahl bilden sich oft zurück.
  • Die Pflege des Barhufes ist kostengün­stiger als der Beschlag, der meist etwa alle acht Wochen erfol­gt und kann in vie­len Fällen nach ein­er gewis­sen Ein­schu­lung durch den Barhuf­pfleger vom Pfer­debe­sitzer selb­st über­nom­men wer­den.
  • Die Ver­let­zungs­ge­fahr bei der Her­den­hal­tung ist viel geringer.
  • Selb­st in unwegsamem Gelände kön­nen keine Hufeisen ver­loren gehen.
  • Bei Schnee und Eis sind die Pferde ohne Hufeisen viel trittsicher­er und rutschen weniger.
  • Im Schnee bilden sich keine Klumpen unter den Hufen.

 

Kontra Barhuf – pro Hufeisen

  • Huf­beschlag ist bei Pfer­den mit kom­plizierten Hufen hil­fre­ich und kann die Hufe ent­las­ten.
  • Stark beanspruchte Pferde unter dem Sat­tel oder vor dem Wagen brauchen meis­tens einen Huf­schutz.
  • In steini­gen Gebi­eten ist Huf­beschlag sin­nvoll und eine Erle­ichterung für die Pferde.
  • Bei gewis­sen Sportarten/Wettkämpfen ist Huf­beschlag erforder­lich.
  • Viele Barhuf­pferde brauchen den­noch Huf­schuhe. Diese sind oft sehr teuer und müssen von einem Experten angepasst wer­den.
  • Die Umgewöh­nung von Hufeisen zu Barhuf dauert oft sehr lange und braucht viel Geduld. Das Pferd kann unter Umstän­den wochen‐ oder sog­ar monate­lang nicht gerit­ten wer­den.
  • Das Risiko auf Hufab­szesse durch Quetschun­gen oder Fremd­kör­p­er (spitze Steine, Nägel) ist ger­ade in der Anfangszeit nicht zu unter­schätzen und kann hohe Tier­arztkosten verur­sachen.

Sollte die Entschei­dung fall­en, ein Pferd auf barhuf umzustellen, ist es sin­nvoll, einen Barhuf­pfleger zu kon­tak­tieren, der diese Umstel­lung fach­män­nisch beobachtet und begleit­et. Er kann auch Huf­schuhe organ­isieren und diese anpassen. Wichtig ist, dass die Hufe auch von einem Huftech­niker oder Barhuf­pfleger bear­beit­et wer­den. Denn Huf­schmiede behan­deln Barhufe oft wie Hufe von beschla­ge­nen Pfer­den, was heißt,dass sie viel zu viel Mate­r­i­al wegschnei­den. Ide­al ist es, wenn ein Jungpferd gar nicht erst beschla­gen wird und von Anfang an Steine, Teer oder sog­ar Schot­ter gewöh­nt ist. Lei­der leg­en viele hiesige Pfer­dezüchter zu wenig Wert auf gute Hufe. Sprungver­mö­gen oder extremes Gang­w­erk ste­hen oft weit­er oben auf der Pri­or­itäten­liste. Dazu ste­hen viele Fohlen nur auf großen Wei­den oder in weich gepol­sterten Ställen, was nicht förder­lich für gesunde und harte Hufe ist.

Wie die Entschei­dung auch aus­fällt: Es sollte immer im Sinne der Tiere entsch­ieden wer­den und nicht nach eige­nen Vor­lieben. Eine Absprache mit dem Hufschmied/Hufpfleger bezüglich des Pfer­des und des Unter­grunds ist in jedem Fall zu empfehlen.

Autor: Danae S.
Bild: Car­o­la R.

erschienen in TierZeit Aus­gabe 5
14. April 2013

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