Entwicklung und Schutz
Wenn die Tage wieder länger werden und die Temperaturen sich langsam erhöhen, kommen die Froschlurche, also Frösche, Kröten und Unken, aus ihren Verstecken hervor. Die geschlechtsreifen Tiere wandern nachts zu ihren Laichgewässern. Dies können kleine Tümpel, Teiche oder langsam fließende Flüsse und Bäche sein. Bei vielen Arten sind in dieser Zeit Paarungsrufe zu hören.
Der Laichvorgang erfolgt bei fast allen einheimischen Froschlurcharten am Ufer in Wassernähe oder direkt im Wasser. Während das Weibchen von einem männlichen Tier umklammert wird, legt es den Laich in Form von Laichballen ab. Während dieses Vorgangs wird der Ballen vom Männchen befruchtet. Ein besonderes Verhalten zeigt hierbei die Geburtshelferkröte, da die männlichen Vertreter dieser Art Brutpflege betreiben. Die Eier werden nach der Befruchtung mithilfe von elastischen Gallertbändern an den Hinterbeinen der Männchen befestigt und erst nach der Eireife im Wasser freigegeben.
Die Kaulquappen entwickeln sich unterschiedlich schnell. Beim Grasfrosch und der Erdkröte benötigen die Tiere bis zum Schlupf zwischen wenigen Tagen und drei bis vier Wochen, durchschnittlich aber 10 bis 14 Tage. Bei Kaulquappen der Geburtshelferkröte kann die Entwicklung im Ei durchaus bis zu 50 Tage dauern. Ausschlaggebend hierfür sind äußere Einflüsse wie die Temperatur. Nach dem Schlupf ernähren sich die wenige Millimeter großen Kaulquappen von pflanzlichem und organischem Material, auch Kleinsttiere und Aas werden nicht verschmäht.
Die frisch geschlüpften Kaulquappen haben die ersten Wochen noch keine Ähnlichkeit mit ihren Eltern. Sie besitzen seitlich angeordnete Kiemenäste sowie einen schmalen Ruderschwanz mit Flossensaum. Während sich die Kiemenäste bereits nach wenigen Tagen zurückbilden, wird der Schwanz erst kurz vor der Metamorphose resorbiert. Sie sind die ersten Tage ihres Lebens noch vollkommen beinlos. Nach etwa 10 bis 12 Wochen beginnen die meisten Arten mit der Metamorphose zum Landtier. Allerdings benötigen die Kaulquappen der Geburtshelferkröte oftmals erheblich mehr Zeit. Nicht selten überwintern einige Tiere sogar und beginnen erst im Frühjahr mit der Metamorphose. Während der Metamorphose atmen Froschlurche über eine einfach ausgebildete Lunge sowie über die stark veränderte Haut. Neben den inneren und äußeren Organen bildet sich auch das Verdauungs‐ und Nervensystem innerhalb kurzer Zeit um. Ist die Metamorphose abgeschlossen, verlässt der winzige Jungfrosch das Wasser. In Ufernähe ernährt er sich die ersten Wochen und Monate von kleinen Wirbellosen wie Fliegen, Mücken und Würmern.
Die kleinen Kaulquappen haben einen langen und anstrengenden Weg vor sich, bis sie sich endlich zu einem fertigen Frosch, einer Kröte oder Unke entwickeln. Sie haben neben Fischen, Wasservögeln, Amphibien und Reptilien auch den Menschen zum Feind. Durch die Zerstörung ihres Lebensraumes, beispielsweise durch Zuschütten von Gewässern, Abladen von Müll oder durch den Bau von Straßen, schrumpfen die Amphibienbestände nicht nur in Deutschland immer weiter. Der für Amphibien extrem gefährliche Chytridpilz wird durch die Menschen verschleppt, wodurch viele Populationen aussterben. Viele Kinder sammeln die Kaulquappen zum Spaß ein und halten sie in kleinen Eimern, um sie dort zu beobachten. Dies bedeutet oftmals den Tod der Tiere, da sich nicht mit deren Bedürfnissen auseinander gesetzt wird, von dem Gesetzesverstoß ganz zu schweigen. Alle einheimischen Amphibien sind streng geschützt, das Entnehmen aus der Natur ist daher verboten! Das Umsetzen in den Gartenteich oder andere kleine Gewässer sollte unbedingt unterlassen werden.
Die Entwicklung der Kaulquappen vom Ei bis zum fertigen Froschlurch ist ein sehr interessanter und faszinierender Vorgang. Dies sollte aber ausschließlich in freier Natur, ohne einen Eingriff in den Lebensraum der Tiere, beobachtet werden.
§ 43 NatSchG Abs. 1 Nr. 2
»Es ist verboten wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten.«
Die auf den Fotos gezeigten Kaulquappen wurden zu Bildungszwecken mit Genehmigung in Gefangenschaft aufgezogen und später wieder in ihrem Laichgewässer ausgesetzt.
Autor: Christina H.
Bilder: Christina H.
erschienen in TierZeit Ausgabe 5
14. April 2013