Wie gut beherrschen wir die Katzensprache?
Katzen verfügen über eine Vielzahl an Kommunikationsformen, angefangen bei der Mimik über die Gestik und die Lautäußerungen bis hin zu Sicht‐ und Duftmarkierungen. Für ein möglichst stressfreies Zusammenleben mit unseren Hauskatzen ist es sinnvoll, diese Ausdrucksformen und damit auch unsere Katzen besser verstehen zu können. Mit den folgenden Beobachtungen wollen wir uns diesem Ziel nähern.
Mimik
Katzen haben eine bewegliche Gesichtsmuskulatur, wozu Ohren, Stirn, Lippen, Nase und Backen zählen. Dadurch sind die Tasthaare beweglich. In Abhängigkeit von den Lichtverhältnissen können Katzen zudem die Größen ihrer Pupillen anpassen. Stark erweiterte Pupillen sind jedoch nicht selten ein Hinweis auf Angst oder Erschrecken, verengte »Schlitzpupillen« dagegen bedeuten Angespanntheit oder Aufmerksamkeit. Langsames und betontes Blinzeln – das sogenannte »Katzenlächeln« – wird von Katzen als Beschwichtigungsgeste verwendet und auch beim Menschen als solches gedeutet.
An der Stellung der Ohren ist schnell die aktuelle Stimmung der Katze erkennbar. Aufrechte und nach vorne gerichtete Ohrmuscheln zeigen eine aufmerksame und interessierte Katze, drehen die Ohrmuscheln sich dabei nach hinten, ist das als Drohgebärde zu deuten. Verunsicherte Katzenhalter können bei Rangeleien während einer Zusammenführung die Ohren als »Stimmungsbarometer« nutzen: Richtig böse wird eine Auseinandersetzung erst, wenn die Ohren so eng nach hinten angeklappt werden, dass man sie fast nicht mehr sieht. Die Backenmuskulatur fällt eher selten auf, da unseren Hauskatzen in der Regel der »Backenbart« wie zum Beispiel bei Luchsen fehlt. Kater zeigen hiermit als Drohgebärde betonte Schluckbewegungen, eine Art Schmatzen. Interessant für Hauskatzen sind die Schnurrhaare: Nach vorne gerichtet stehen sie für erhöhte Aufmerksamkeit, seitwärts und entspannt drücken sie Entspannung aus, nach hinten gerichtet und eng anliegend zeigen sie uns, dass die Katze gerade lieber ihre Ruhe hätte oder Angst hat.
Gestik
Mit der Gestik sind sämtliche Körperhaltungen und -bewegungen gemeint, so ist zum Beispiel der Schwanz ein sichtbares Kommunikationsmittel. Eine aufgeregte Katze wedelt mit dem Schwanz. Das ist aber nicht wie bei Hunden mit Freundlichkeit gleichzusetzen, sondern eher als Unmut zu verstehen, gekennzeichnet durch die meist ruckartigen Schwanzbewegungen. Ein aufgerichteter Schwanz dient oft der Begrüßung – auch gegenüber dem Menschen – und ist eine Aufforderung zur Analkontrolle. Aber Vorsicht: Wird der Schwanz plötzlich und ruckartig in diese senkrecht aufgerichtete Position gebracht, handelt es sich wieder um eine drohende Geste – die Katze möchte Ruhe. Das gezielte Aufstellen der Haare an einer Stelle des Körpers, wie zum Beispiel beim »Flaschenbürstenschwanz«, wird dazu genutzt, größer und bedrohlicher auszusehen. Sträubt eine Katze ihr ganzes Fell, deutet das auf Angst hin.
Lautäußerungen
Die bekannteste Lautäußerung der Katze ist das Miauen, was eine Vielzahl an Bedeutungen haben kann. Oftmals dient es unseren Hauskatzen dazu, die Aufmerksamkeit der Menschen zu erregen, um beispielsweise eine Streicheleinheit zu ergattern. Fauchen und Knurren sind Ausdruck von Aggressivität oder Angst. Seltener sind ein abwehrendes Kreischen oder der klassische »Katergesang« zu hören. »Gurren« wird als Begrüßungssignal verwendet und geht auf den Ruf der Katzenmutter nach ihren Jungen zurück. Schnurren kann Ausdruck völliger Zufriedenheit, aber auch von Selbstberuhigung zum Beispiel bei Stress oder Schmerz sein, weshalb die Katze zur Beurteilung immer genau beobachtet werden sollte.
Sicht‐ und Duftmarkierungen
Betontes Krallenschärfen in Gegenwart einer anderen Katze ist eine Kommunikationsmöglichkeit, um dem kätzischen Gegenüber zu imponieren. Ganz ähnlich wie das Spritzmarkieren mit Urin, was nicht nur einen »umwerfenden« Duft mit sich bringt, sondern auch optisch beeindrucken soll. Durch das Markieren mit Exkrementen soll das Revier abgesteckt werden. Zwischen den Zehen, an den Backen, unter dem Kinn und auf dem Rücken oberhalb der Schwanzwurzel befinden sich Hautdrüsen, die ebenfalls Duftstoffe absondern. So verbreiten Katzen zusätzlich über Körperkontakt ihren Duft, den der Mensch allerdings nicht wahrnehmen kann.
Autor: Katharina U.
Bilder: Samirah S.
erschienen in TierZeit Ausgabe 8
27. April 2014