Endoparasiten in den Atemwegen von Vögeln
Da Vögel beim Fliegen absolute Höchstleistungen erbringen und dabei einen extrem hohen Sauerstoffbedarf decken müssen, besitzen sie zusätzlich zu ihren Lungen sogenannte Luftsäcke, welche die Atmung unterstützen. Die Luftsäcke sind jedoch nicht nur bei Anstrengung, sondern auch bei der normalen Atmung aktiv. Luftsackmilben nisten sich genau an dieser Stelle ein, vermehren sich dort und breiten sich über die weiteren Atemwege aus.
Symptome und Krankheitsverlauf
Luftsackmilben sind am lebenden Vogel leider nur sehr schwer oder gar nicht nachzuweisen. Jedoch ist bei großen Vögeln die Diagnose mittels einer Endoskopie, die unter Narkose durchgeführt wird, möglich. Unter Umständen können die Milben bei einem sehr starken Befall mit bloßem Auge an den Nasenlöchern gesehen werden. Eine Behandlung erfolgt meistens auf Verdacht.
Luftsackmilben verursachen starke Atembeschwerden, die sich durch eine schwere Atmung, bei welcher der ganze Körper »pumpt«, sowie durch Quietsch‐ und Knackgeräusche äußern. Hinzu kommen ein deutliches Wippen mit dem Schwanz bei jedem Atemzug und schleimloser Husten. Die Symptome treten vor allem bei Anstrengung und abends auf, wenn der Vogel langsam zur Ruhe kommt. Dann werden die Milben aktiv, wandern die Atemwege hinauf und verengen die Luftröhre. Der Allgemeinzustand des Vogels ist dabei nicht auffällig, er ist normal aktiv, frisst, putzt sich und nimmt am Leben mit seinen Artgenossen teil. Ein gegenteiliges Verhalten wie vermehrtes Schlafen, starkes Aufplustern oder Apathie deuten eher auf einen bakteriellen Effekt oder einen Pilzbefall hin.
Behandlung und Übertragung
Obwohl der Vogel bei einem Befall zunächst weiter vital ist, muss er unbedingt behandelt werden, sonst führen Luftsackmilben früher oder später zum Tod durch Ersticken. Behandelt werden sie durch sogenannte Spot‐Ons, eine Methode, bei der ein Milbenmittel auf die Haut im Nacken getröpfelt wird. Dieses wird über die Haut in den Blutkreislauf aufgenommen und in die Luftsäcke transportiert, wo es die Milben abtötet. Da bei einem Spot‐On nicht alle Milben auf einmal vernichtet werden, muss die Behandlung mehrmals wiederholt werden.
Luftsackmilben sind sehr ansteckend und werden durch direkten Kontakt, über die Luft (beim Aushusten) und das Trinkwasser übertragen. Es ist daher sinnvoll, auch alle Artgenossen des betroffenen Vogels zu behandeln. Die Inkubationszeit, der Zeitraum von der Ansteckung bis zu den ersten Symptomen, kann mehrere Monate betragen, sodass eine Beschwerdefreiheit der anderen Vögeln kein Beweis dafür ist, dass sie sich noch nicht angesteckt haben. Die verwendeten Medikamente haben richtig eingesetzt keine negativen Auswirkungen auf gesunde Vögel, dennoch sollte die Behandlung nur bei einem begründeten Verdacht und durch die Anordnung eines vogelkundigen Tierarztes erfolgen. Weitere zu ergreifende Maßnahmen sind eine gesteigerte Hygiene durch das tägliche Ausspülen der Wassernäpfe mit heißem Wasser und anschließendem, mindestens 24‐stündigen Abtrocknen. Zu diesem Zweck sollten mehrere Näpfe zur Verfügung stehen, welche idealerweise aus Edelstahl bestehen, da sich dieses leichter reinigen lässt als Plastik. Luftsackmilben sind nur für Vögel gefährlich, Menschen und andere Tiere können sich nicht anstecken.
Autor: Laura E.
Bild: Laura E.
erschienen in TierZeit Ausgabe 11
14. Juni 2015