Pferdetransporte

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Was bei Fahrten mit den Vierhufern beachtet werden sollte

Für manche ist es ein großes Aus­nah­meer­leb­nis, bei anderen nahezu All­t­ag. Aber oft­mals lässt sich ein Pfer­de­trans­port nicht ver­mei­den. Ein Umzug in einen weit­er ent­fer­n­ten Stall oder ein Klinikbe­such kön­nen auch für reine Freizeitpferde einen Trans­port schnell notwendig machen. Um einen solchen Trans­port möglichst stress­frei über die Bühne zu brin­gen, ist ein gewiss­es Basiswis­sen über den Pfer­de­trans­port somit für jeden Pfer­debe­sitzer uner­lässlich.

Das Hängertraining

Vor einem erfol­gre­ichen Trans­port muss das Pferd selb­stver­ständlich langsam an den Hänger gewöh­nt wer­den. Die Grund­lage für ein erfol­gre­ich­es Ver­laden ist – wie für alles im Umgang mit dem Pferd – ein solides Ver­trauen zwis­chen Men­sch und Pferd. Regelmäßiges Führtrain­ing und Bodenar­beit sind also eine opti­male Vor­bere­itung, um entspan­nt an die Auf­gabe »Ver­laden« her­anzuge­hen. Das Pferd sollte sich prob­lem­los führen lassen, mit dem Men­schen anhal­ten und sich auch auf Kom­man­do in Bewe­gung set­zen, wenn der Men­sch noch ste­ht. Wichtig ist zudem das prob­lem­lose Rück­wärt­sricht­en des Pfer­des, um ein sicheres Aus­laden gewährleis­ten zu kön­nen. Charlotte L - HängertrainingAußer­dem ist es sin­nvoll, bei der Bodenar­beit vor­bere­i­t­ende Übun­gen einzubauen, wie das Pferd über Ram­p­en oder Pla­nen zu schick­en oder es mit flex­i­blen, auf Kopfhöhe aufge­hängten Bän­dern an eine räum­liche Begren­zung nach oben zu gewöh­nen. Die seitliche Begren­zung kann Pfer­den bere­its nahe gebracht wer­den, indem sie durch eng aneinan­der gestellte Ton­nen oder Stro­hballen geführt wer­den.

Sind diese Grund­la­gen geschaf­fen, kann ganz entspan­nt mit dem Train­ing am Anhänger begonnen wer­den. Das Ein­laden ist nichts anderes als eine weit­ere Auf­gabe der Bodenar­beit. Wichtig ist, dass der Anhänger beim Ver­laden stets an ein geeignetes Auto angekup­pelt ist, son­st beste­ht die Gefahr, dass er kip­pen kön­nte.

In den ersten Schrit­ten wird das Pferd nur hineinge­führt und dort belohnt. Das funk­tion­iert bei den meis­ten Pfer­den mit etwas Fut­ter gut. Manchen Pfer­den gelingt die Übung leichter, wenn die seitliche Tür am Anhänger geöffnet ist, sodass etwas Licht hine­in­fällt. Dann darf das Pferd wieder raus­ge­hen. Hierzu wird es – wie bere­its beim Führtrain­ing erlernt – rück­wärts geschickt und eventuell von außen von ein­er zweit­en Per­son unter­stützt, damit es nicht seitwärts von der Rampe abrutscht. Zudem sollte der Kopf ger­ade gerichtet sein, denn dadurch wird auch das ganze Pferd ger­ade laufen.

Wenn das Hinein‐ und Her­aus­führen gut funk­tion­iert, wird im näch­sten Übungss­chritt die Stange hin­ter dem Pferd und später auch die Anhängerk­lappe geschlossen. Hier ist es wichtig, dass stets zuerst die Stange ver­schlossen und das Pferd erst dann ange­bun­den wird, damit es nicht rück­wärts her­ausstür­men kann und sich dabei auf­grund des Anbinde­stricks ver­let­zt.

Diese Schritte müssen nicht an einem Tag geübt, son­dern kön­nen ganz langsam und im Tem­po des Pfer­des gegan­gen wer­den. Wenn das Pferd entspan­nt im geschlosse­nen Anhänger ste­ht, kann damit begonnen wer­den, zunächst sehr kurze Streck­en zu fahren. Ziel sollte zuerst immer wieder der ver­traute Stall sein, damit das Pferd nicht lernt, dass jede Hänger­fahrt nur mit enormem Stress ver­bun­den ist (zum Beispiel Turnier, Klinik, Stall­wech­sel). Diese Streck­en kön­nen langsam erweit­ert wer­den, wodurch dem Pferd Rou­tine gegeben wird.

Auch beim Aus­laden ist wieder zu beacht­en, dass das Pferd zuerst voll­ständig los­ge­bun­den wird und erst dann Klappe und Stange geöffnet wer­den, um es rück­wärts her­aus­ge­hen zu lassen.

Die Ausrüstung

Das Pferd muss natür­lich passend aus­gerüstet sein. Das Wichtig­ste ist hier ein sta­biles Stall­halfter, an welchem im Anhänger die Anbindekette befes­tigt wird. Außer­dem soll­ten gut sitzende Trans­portga­m­aschen beziehungsweise Trans­port­ban­da­gen angelegt wer­den.

Charlotte L - AusrüstungOb das Pferd eine Decke tra­gen sollte, hängt von indi­vidu­ellen Fak­toren ab. Im Som­mer ist eine Fliegen­decke gegen Mück­en und Brem­sen meist die beste Wahl. Im Win­ter ist entschei­dend, ob das Tier auf dem Hänger schwitzt, beispiel­sweise weil es zuvor gear­beit­et hat, im Regen nass wurde oder gestresst ist. Ist dies der Fall, sollte eine gut sitzende, nicht rutschende Decke aufgelegt wer­den. Ein geschorenes Pferd, welch­es in der Box bere­its eine Decke trägt, sollte diese natür­lich auch im Hänger tra­gen. Ein Heunetz sollte bei ein­er Hänger­fahrt nicht fehlen, zum einen ist es eine gute Beschäf­ti­gung und Ablenkung für die Pferde und zum anderen ist es für die Ver­dau­ung notwendig, dass ein Pferd stets Rau­fut­ter zu sich nehmen kann. Wichtig ist hier­bei, das Heunetz so anzubrin­gen, dass das Pferd keines­falls hine­in­steigen oder ander­weit­ig darin hän­gen­bleiben kann.

Wird ein Pferd trans­portiert, muss aus geset­zlichen Grün­den stets der zum Pferd gehörige Equiden­pass mit­ge­führt wer­den. Dieser dient der Polizei unter anderem als Nach­weis, dass es sich tat­säch­lich um dieses Pferd han­delt, und dass es alle notwendi­gen Imp­fun­gen erhal­ten hat.

Ein Erste‐Hilfe‐Set muss natür­lich auch dabei sein, ein Miss­geschick ist schneller passiert, als einem lieb ist und dann soll­ten Wun­den schnell ver­sorgt wer­den kön­nen. Außer­dem sollte der Boden dünn eingestreut sein, um Urin aufzunehmen – die Ammo­ni­akdämpfe sind schädlich für die Pfer­delunge.

Die Fahrt

Wenn das Pferd opti­mal vor­bere­it­et ist, ist auch eine richtige Fahrt kein unnötig großer Stress mehr. Selb­stver­ständlich gibt es hier einige wichtige Dinge zu beacht­en.

Charlotte L - Auto mit AnhängerSowohl das Zug­fahrzeug als auch der Anhänger müssen einen aktuellen TÜV besitzen und in ein­wand­freiem Zus­tand sein. Natür­lich sollte zuvor in den Fahrzeug­pa­pieren über­prüft wer­den, ob das Auto den Anhänger mit­samt dem Gewicht des Pfer­des ziehen darf. Nach dem Ankup­peln des Anhängers müssen noch Blink­er, Brem­slichter, Reifendruck etc. und die Auflauf­bremse über­prüft wer­den.

Regelmäßige Pausen sind wichtig, um zum einen zu kon­trol­lieren, ob alles in Ord­nung ist, zum Beispiel ob die Trans­portga­m­aschen noch kor­rekt sitzen, und zum anderen sollte dem Pferd Wass­er ange­boten wer­den. Bei heißer Wit­terung ist nach zwei Stun­den eine Pause zum Tränken einzule­gen, bei küh­lerem Wet­ter nach drei bis vier Stun­den. Unter­wegs sollte das Pferd aber natür­lich nicht aus­ge­laden wer­den. Deshalb wird die Pause so kurz wie möglich gehal­ten, denn wirk­lich entspan­nen kann sich das Pferd dabei trotz­dem nicht. Aber auch wenn die Pausen fürs Pferd kurz gehal­ten wer­den sollen, braucht der Fahrer selb­stver­ständlich irgend­wann eine län­gere Pause. Opti­mal wäre also ein zweit­er Fahrer, sodass sich bei ein­er län­geren Fahrt abgewech­selt und aus­geruht wer­den kann.

Die Luken und Fen­ster soll­ten so geöffnet sein, dass keine Zugluft entste­ht, aber dur­chaus ein aus­re­ichen­der Luftaus­tausch stat­tfind­et. Ger­ade bei heißen Tem­per­a­turen hat der Anhänger son­st schnell den Effekt ein­er Sauna, denn die Luft­feuchtigkeit wird durch den Schweiß und Urin des Pfer­des deut­lich ansteigen. An beson­ders heißen Tagen sollte der Trans­port auf die Nacht oder die küh­leren Mor­gen­stun­den ver­legt wer­den.

Wird ein Pferd alleine trans­portiert, sollte dieses bei Rechtsverkehr stets auf der linken Seite ste­hen. Das hängt damit zusam­men, dass Straßen Rich­tung Rand ten­den­ziell abfall­en. Ste­ht das Pferd links, ist die Gefahr geringer, dass der Anhänger auf solch ein­er leicht abfal­l­en­den Straße kip­pen kön­nte. Auch wenn zwei Pferde gefahren wer­den, sollte das schw­erere Pferd links ver­laden wer­den.

Mit der richti­gen Vor­bere­itung und ein wenig Übung ste­ht ein­er entspan­nten Reise mit Pferd also nichts im Weg!

Autor: Ursu­la G.
Bilder: Char­lotte L.

erschienen in TierZeit – Aus­gabe 12
13. Dezem­ber 2015

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