Der letzte schwere Weg mit einem Pferd
Wenn ein Pferd unheilbar krank oder sehr alt ist, kommt oft unwiderruflich der Zeitpunkt, an dem der Besitzer eine Entscheidung treffen muss: Lässt er sein Pferd vom Tierarzt erlösen oder vom Schlachter per Bolzenschuss töten?
Manchmal muss diese Entscheidung schnell getroffen werden, beispielsweise bei einer akuten Kolik. Chronische Krankheiten, bei denen irgendwann die Wirksamkeit der Schmerztherapie nachlässt, bieten zeitlich einen größeren Spielraum. Dennoch muss sich ein Pferdebesitzer früher oder später mit dieser unangenehmen Frage auseinandersetzen, nicht zuletzt da auch bei einem gesunden Tier irgendwann die Zeit gekommen ist, Abschied zu nehmen.
Woran ist zu erkennen, dass ein Pferd alt ist?
Ab einem Alter von etwa 20 Jahren wird von einem alten Pferd gesprochen, wobei das immer auf das einzelne Tier ankommt. Typische Alterserscheinungen sind graue Haare im Kopfbereich, beginnende Arthritis, ein durchhängender Rücken, Zahnprobleme oder Muskelschwund. Wie bei jedem Tier obliegt es dem Halter zu beurteilen, ab welchem Punkt das Leben des Pferdes nicht mehr lebenswert ist und ob nun der gefürchtete Zeitpunkt zum Abschiednehmen gekommen ist.
Bestattung oder Weiterverarbeitung?
Das Einschläfern verläuft bei einem Pferd genauso wie bei unseren anderen Haustieren: Das Pferd bekommt zunächst ein Beruhigungsmittel und anschließend ein Narkosemittel gespritzt. Wenn das Tier dann bewusstlos ist und nichts mehr spürt, folgt die tödliche Injektion durch den Tierarzt. Die Gefahr hierbei ist, dass das Pferd in der ersten Phase in Panik gerät und das Narkosemittel nicht richtig wirkt. Davon abgesehen, dass für die beteiligten Menschen ein Verletzungsrisiko besteht, ist es für den Pferdebesitzer alles andere als angenehm dabei zuzusehen, wie sein geliebtes Pferd kämpft und eventuell Krämpfe hat.
Die andere Variante ist die Schlachtung per Bolzenschuss mit Schlagaderöffnung: Dem Pferd wird zunächst ein zehn Zentimeter langer Stahlstift gezielt ins Gehirn geschossen, wodurch es innerhalb kürzester Zeit bewusstlos zusammenbricht. Damit auch das Herz aufhört zu schlagen, wird anschließend mittels eines Messers eine Schlagader in der Brust des Pferdes geöffnet. Das Tier blutet aus und ist dann tot. Natürlich besteht auch hier bei falscher Ausführung des Schusses ein großes Risiko: Wenn der Bolzen nicht richtig trifft, wird das Gehirn nicht sofort zerstört und das verletzte Tier gerät in Panik. Beide Methoden haben bei korrekter Ausführung eines gemeinsam: Das Pferd scheidet schmerzlos und schnell aus dem Leben.
Anschließend bleibt noch die Frage offen, was mit dem toten Pferd geschehen soll. Ein geschlachtetes Pferd kann in der Regel weiterverarbeitet werden, muss es aber natürlich nicht. Eine Bestattung ist ebenfalls möglich. Ein vom Tierarzt eingeschläfertes Pferd kann vom Besitzer entweder bestattet oder aber der Tierkörperverwertung zugeführt werden, eine Weiterverarbeitung ist aufgrund der Verarbeitungsvorschriften nicht mehr möglich.
Pferdebestattungen sind in der Regel Feuerbestattungen, in deren Anschluss der Halter eine Kartonage oder auf Wunsch eine Urne mit der Asche des verstorbenen Tieres bekommt.
Autor: Katharina U.
Bild: Ulrike U.
erschienen in TierZeit Ausgabe 6
11. August 2013
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