Trinkverhalten beim Hund

Diesen TierZeit‐Artikel teilen auf:

Ein cleveres Spiel mit der Physik

 

Samirah S. - das Trinkverhalten des HundesDie Geräusche eines trink­enden Hun­des sind vom Hal­ter sel­ten zu über­hören. Hunde schlab­bern laut und richt­en unfrei­willig hin und wieder auch eine kleine Über­flu­tung an. Der Grund für dieses ver­meintlich chao­tis­che Trinkver­hal­ten liegt in der Anatomie des Hun­des.

Hunde kön­nen – im Gegen­satz zu uns Men­schen – keinen Unter­druck in ihrem Maul auf­bauen und Flüs­sigkeit »ziehen«. Um den­noch das leben­snotwendi­ge Wass­er aufnehmen zu kön­nen, sind sie auf ihre Zunge angewiesen. Forschun­gen zum Trinkver­hal­ten von Katzen führten zu der Annahme, dass Hunde Flüs­sigkeit ohne Sys­tem in ihr Maul befördern. Diese Vorstel­lung entspricht allerd­ings nicht der Real­ität.

Forsch­er der Har­vard Uni­ver­si­ty haben her­aus­ge­fun­den, dass Hunde ein ähn­lich­es Trinkschema ver­wen­den wie Katzen. Mit­tels Hochgeschwindigkeits‐ und Rönt­genkam­eras haben sie das Trinkver­hal­ten von Hun­den gefilmt, welch­es mit bloßem Auge kaum zu erken­nen ist. Während Katzen die Wasser­ober­fläche lediglich »anstip­pen« und durch Adhä­sion (vom lateinis­chen adhaerere »anhaften«) über ihre Zunge eine dünne Wasser­fontäne entste­hen lassen, die durch stetiges Stip­pen erhal­ten bleibt, tauchen Hunde ihre Zunge tief in das Wass­er hinein. Dabei biegen sie ihre Zun­gen­spitze nach hin­ten und for­men diese zu ein­er Kelle. Durch schnelles Hochziehen der Zunge entste­ht – wie bei Katzen – durch die Haft­fähigkeit des Wassers an der Zunge eine Fontäne, die bis zum Maul des Hun­des hochschießt. Der Hund wirft sich dem­nach das Wass­er zu, »beißt« dabei in die Fontäne und spe­ichert die Wasser­por­tion zunächst durch Schließen des Kiefers zwis­chen Zungenober­fläche und Gau­men. Bei der näch­sten Wieder­hol­ung drängt die zweite Wasser­por­tion die erste in Rich­tung Kehle. Diese Meth­ode benötigt min­destens drei Wieder­hol­un­gen, damit Wass­er in die Speis­eröhre des Hun­des gelangt. Hunde trinken also dur­chaus mit Sys­tem. Das tiefe Ein­tauchen der Zunge und die dadurch entste­hende große Menge an Wass­er ist allerd­ings der Grund für die kleinen Wasser­spritzer, die gerne mal neben dem Napf lan­den.

Autor: Lisa M.
Bild: Sami­rah S.

erschienen in TierZeit Aus­gabe 7
15. Dezem­ber 2013

Diesen TierZeit‐Artikel teilen auf:

Comments are closed.