Von jungen und alten Mäusen

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Ein Bericht über die Entwicklung von Farbmäusen

Tina B. - Von jungen und alten Mäusen (2)Farb­maus­babys wer­den nach ein­er Tragzeit von cir­ca 21 Tagen nackt und blind geboren. Das Fell wächst jedoch rel­a­tiv schnell, und bere­its nach vier bis fünf Tagen lässt sich erken­nen, welche Fel­lze­ich­nung die Mäuschen zukün­ftig haben wer­den.

Ab dem Alter von zwölf bis 14 Tagen begin­nen die Jung­mäuse, ihre Umwelt zu erkun­den. Anfangs kom­men sie nur zöger­lich aus dem Nest, aber dann erweit­ern sie ihren Aktion­sra­dius zunehmend und wer­den immer mutiger. Das ist der Zeit­punkt, an dem es möglich ist, erste Kon­tak­te zu den Mäusen herzustellen, indem sie zum Beispiel an der Hand, die in den Käfig gehal­ten wird, schnup­pern kön­nen. Zudem ist jet­zt erstes Zusatz­fut­ter ange­bracht. Empfehlenswert ist es von Anfang an, alles zu ver­füt­tern, was die »großen« Mäuse bekom­men – so ler­nen die Kleinen eine Vielfalt an Fut­ter ken­nen und gewöh­nen sich daran. Auch Frisch­fut­ter darf – in gerin­gen Men­gen – schon gegeben wer­den. Je mehr ver­schiedene Sorten, desto bess­er, denn umso weniger wäh­lerisch sind die Mäuse später.

Die »Pubertät«

Tina B. - Von jungen und alten Mäusen (1)Im Alter von 28 Tagen müssen die Babys nach Geschlechtern getren­nt wer­den, da sie ab diesem Zeit­punkt geschlecht­sreif wer­den und eine Mäuse­flut natür­lich tun­lichst ver­mieden wer­den sollte. Die Mäuseweibchen dür­fen gern noch länger bei der Mama bleiben, da sie von ihr nach wie vor wichtiges Sozialver­hal­ten ler­nen. Die Mäusemän­nchen müssen lei­der ohne diese Hil­fe auskom­men, es sei denn, der Papa wohnt noch im sel­ben Haushalt und ist inzwis­chen seit min­destens vier Wochen kas­tri­ert – dann kön­nten sie bis zu ihrer Kas­tra­tion zu ihm ziehen. Apro­pos Kas­tra­tion: Farb­maus­män­nchen müssen kas­tri­ert wer­den, damit sie sich nicht gegen­seit­ig schw­er ver­let­zen oder gar töten. Dies geschieht am besten so früh wie möglich. Erforder­lich ist ein Gewicht von cir­ca 30 Gramm, welch­es die Mäuse mit spätestens drei Monat­en erre­icht haben soll­ten. Jung­mäuse wer­den gern als »Spring­mäuse« oder »Flohmäuse« beze­ich­net, da sie im Alter zwis­chen drei und sechs Wochen eine extreme Aktiv­ität an den Tag leg­en und wie Flum­mis durch das Gehege hüpfen. Sie ken­nen in dem Alter noch keine Höhenangst, weshalb sie gern auch mal durch eine vorschnell geöffnete Käfigtür sprin­gen, obwohl sie gar nicht abschätzen kön­nen, wo sie lan­den. Daher ist zu dieser Zeit beson­dere Vor­sicht geboten, wenn der Käfig geöffnet wird.

Das Alter

Das Durch­schnittsalter von Farb­mäusen beträgt etwa anderthalb Jahre – sel­ten wer­den sie über zwei Jahre alt. Lei­der sind Farb­mäuse sehr anfäl­lig für Atemwegsin­fek­te und Tumore. Atemwegsin­fek­te lassen sich, wer­den sie rechtzeit­ig erkan­nt, in der Regel gut mit Antibi­oti­ka behan­deln. Sollte es sich um Myko­plas­mose han­deln, ist meist eine lebenslängliche Behand­lung in regelmäßi­gen Abstän­den erforder­lich. Aber auch eine Maus, die daran erkrankt ist, kann eine durch­schnit­tliche Lebenser­wartung erre­ichen. Gegen Tumore ist oft­mals kein Kraut gewach­sen – eine Oper­a­tion ist bei so winzi­gen Tieren in den aller­meis­ten Fällen ein zu großes Risiko. Ein Tumor kann selb­st bei ein­er sehr jun­gen Maus auftreten, aber je älter die Maus ist, desto höher ist das Risiko. Es gilt abzuwä­gen, welche Leben­squal­ität die Maus noch hat. Es gibt Tumore, die sehr langsam wach­sen, andere hinge­gen wach­sen ras­ant. Mäuse zeigen keine Schmerzen, aus Angst, aus dem Rudel aus­geschlossen zu wer­den. Da ist es die schwierige Auf­gabe des Men­schen zu entschei­den, wann der richtige Zeit­punkt gekom­men ist, die Maus gehen zu lassen.

Zum Glück gibt es aber auch Farb­mäuse, die ein stolzes Alter von zwei Jahren oder sog­ar noch ein paar Monat­en mehr erre­ichen und die gesund alt wer­den. Diese Mäuse wirken zwar meist am Ende so, als wären sie geschrumpft – das Fell wird stumpf, die Mäuse nehmen ab, die Sehkraft wird schwäch­er und manche alten Mäuse erblind­en sog­ar –, aber sie sind in der Regel noch recht agil und nehmen aktiv am Mäuse­leben im Rudel teil. Irgend­wann schlafen sie dann friedlich im Kreis ihrer Fre­unde ein und träu­men kün­ftig auf der Käse­wolke von ihnen.

Autor: Mia W.
Bilder: Tina B. 

erschienen in TierZeit Aus­gabe 6
11. August 2013

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