Erfahrungsbericht einer Goldhamsterhalterin
Tumore an sich sind häufig ein Problem. Backentaschentumore sitzen erschwerend an einer schlecht erreichbaren und gut durchbluteten Stelle. Weil die Backentaschen zudem sehr dehnbar sind und die Tiere bei Futtertransporten häufig ausgebeulte Backentaschen haben, bleiben gefährliche Umfangsvermehrungen oft verborgen, bis sie eine kritische Größe erreicht haben. Bei meiner Goldhamsterdame Annui entdeckte ich das Geschwür auch erst spät.
Als durch Punktion ein solcher Tumor festgestellt wurde, war sie ein Jahr alt. Ich begann nach Absprache mit meiner Tierärztin zunächst eine Metacam‐Behandlung, in der Hoffnung, dass die entzündungshemmende Wirkung des Medikaments das Tumorwachstum verlangsamen würde. Nach einwöchiger Behandlung stellte sich aber keine Besserung ein und so wurde Annui das erste Mal operiert. Der rasch wachsende Tumor mit dem Durchmesser eines Zwei‐Euro‐Stücks konnte nicht komplett entfernt werden. Er musste abgebunden werden, da die Schleimhäute ansonsten zu stark beschädigt worden wären. Die Gefahr, dass der Tumor wiederkommen könnte, war uns bewusst, doch zunächst ging es Annui gut. Sie überstand die risikoreiche Operation ohne Probleme und nutzte die Backentasche weiterhin normal.
Nach vier Monaten begann der Tumor erneut zu wachsen. Drei Wochen später hatte er fast den doppelten Umfang wie am Anfang. Eine zweite Operation war aufgrund der Größe, der starken Durchblutung und des vorhandenen Narbengewebes extrem risikoreich, doch wenn das Wachstum weiter vorangeschritten wäre, hätte der Tumor wahrscheinlich Annuis Luftröhre abgedrückt. Obwohl unsicher war, ob der Tumor noch operabel ist, wurde Annui nochmals operiert.
Die Operation gelang, doch Annui verkraftete den Eingriff nicht besonders gut und war die folgenden Tage ziemlich schlapp. Sie bekam Schmerzmittel, da ihr Mundwinkel zur Entfernung des riesigen Tumors eingeschnitten werden und mit vier Stichen genäht werden musste. Während der Heilung der Wunde verkapselten sich die Enden der Fäden, was zwar ziemlich schlimm aussah, aber harmlos war und von selbst verheilte. Nach dieser Operation konnte Annui die betroffene Backentasche nicht mehr benutzen, obwohl sie es immer wieder versuchte.
Es war klar, dass dies die letzte Operation gewesen sein würde. Nach circa fünf Monaten kam der Tumor jedoch zurück. Er wuchs zunächst wieder sehr schnell, sodass wir nach einer neuen Behandlungsmöglichkeit suchten. Annui wurde mit Cortison behandelt, was tatsächlich eine Verlangsamung des Wachstums und schließlich sogar dessen zeitweiligen Stillstand bewirkte. Nach einigen Wochen zeigten sich die Nebenwirkungen des Medikamentes. Annui bekam Haarausfall und schrumpelige Haut, wogegen ich ihr mit dem Futter Dermanorm‐Öl verabreichte. Das half ein wenig, doch da es sich bei der ganzen Behandlung lediglich um lebensverlängernde Maßnahmen handelte, war ein bisschen Fell mehr oder weniger auch nicht so wichtig. Zum Glück war Annui sehr zutraulich und ließ das tägliche Abtasten des Tumors ganz brav über sich ergehen. Sie ging ihrem normalen Tagesablauf ohne Verhaltensauffälligkeiten nach, fraß, putzte sich und genoss jeden Abend ihren Auslauf.
Letztendlich ist Annui im Alter von zwei Jahren verstorben. Den Tumor konnten wir nie ganz besiegen, doch wir haben einen Weg gefunden, wie sie damit wenigstens noch eine Weile gut leben konnte.
Autor: Laura E.
Bild: Laura E.
erschienen in TierZeit Ausgabe 11
14. Juni 2015