Mit Rohfleisch in den Allergiekampf bei Hund und Katze
Barf – ein Begriff, der als Abkürzung für »Biologisch artgerechte Rohfütterung« im Deutschen verwendet wird. Er bezeichnet die Fütterung von Beutetierfressern mit ihrer natürlichen Nahrung – sozusagen einem vom Menschen nachgebauten Beutetier. Es werden Fleisch, Innereien, Knochen, Sehnen, Haut, teilweise Fell, Blut, Hufe und Ähnliches, aber auch Gemüse, Obst, Getreide, Milchprodukte, Öle, Nüsse und andere Zusatzfuttermittel verfüttert.
Die Rationsberechnung erfolgt nach Prozenten: Beim Hund besteht die Tagesgesamtration aus etwa zwei bis vier Prozent des Körpergewichts, etwa 70 Prozent davon ergeben den tierischen Anteil, 30 Prozent den pflanzlichen. Bei Katzen geht die Rationsberechnung ebenfalls über Prozente. Es ist zu beachten, dass die Katze im Gegensatz zum Hund als Carnivore mit omnivoren Tendenzen (Beutetierfresser, der je nach Angebot auch pflanzliche Nahrung zu sich nimmt) ein reiner Carnivore (Beutetierfresser) ist. Die Katze bezieht alle pflanzlichen Nährstoffe aus dem Verdauungstrakt ihrer Beutetiere, während der Hund durchaus in der Lage ist, pflanzliche Kost zu sich zu nehmen und zu verwerten. Der Anteil der pflanzlichen Ballaststoffe sollte bei Katzen bei circa zehn Prozent liegen.
Eine Umstellung auf Rohfütterung kann bei Futtermittelallergien, welche leider immer häufiger auftreten, und bei anderweitigen allergischen Reaktionen hilfreich sein, manchmal sogar die Symptome gänzlich verschwinden lassen. Je nachdem, wie sich die Allergie äußert (Juckreiz, Durchfall, rote oder kahle Stellen) kann zunächst eine Darmsanierung mit Probiotika, zum Beispiel mit Naturjoghurt, durchgeführt werden. Anschließend folgt eine Ausschlussdiät, um den Auslöser der Allergie zu bestimmen. Diese beginnt mit einer Protein‐ und einer Faserquelle, beim Hund klassisch Pferd und Kartoffel. Bei der Katze startet die Diät ausschließlich mit einer Eiweißquelle, für gewöhnlich ebenfalls Pferdefleisch, weil dieses von den meisten Hunden und Katzen vorher noch nie gefressen wurde. Dies wird etwa einen Monat oder bis die Symptome merklich abklingen ausschließlich gefüttert; währenddessen sollte über die Entwicklung des Tieres genauestens Buch geführt werden. Anschließend werden nach und nach Einzelkomponenten wie eine neue Proteinquelle oder eine neue Gemüsesorte zugegeben und die Reaktion des Hundes zwei bis drei Tage beobachtet und notiert. Dann wird die nächste Komponente untergemischt. Bei Katzen wird zunächst mit der Zugabe einer weiteren Proteinquelle, also einer Fleischsorte, fortgefahren. Es folgen nach und nach die verschiedenen Supplemente. Diese Prozedur sollte von einem Tierarzt, Dermatologen oder Ernährungsberater, der Erfahrung in diesem Bereich hat, begleitet werden. Eine Ausschlussdiät kann unter Umständen bis zu einem halben Jahr dauern, besonders wenn es sich um mehrere Auslöser handelt. Mangelerscheinungen sind dabei nicht zu erwarten.
Des Weiteren kann eine vorangehende Entgiftung, welche teilweise schon durch die bloße Umstellung geschieht, sowie eine zusätzliche Immunstärkung von Nutzen sein. Tiermediziner wie Dr. Jutta Ziegler (»Hunde würden länger leben, wenn…«) führen Allergien mitunter auf eine Überforderung des Immunsystems durch künstliche Zusatz‐ und Konservierungsstoffe im Fertigfutter sowie eine allgemeine Überbelastung des Immunsystems zurück. Eine Auswahl an Kräutern kann kurweise zur Entgiftung verfüttert werden. Auf das Immunsystem können zum Beispiel Hagebuttenschalenpulver, Aloe Vera, Blütenpollen oder Propolis stärkend wirken. Besonders erfolgreich scheint zudem eine Kombination aus der Blaualge Spirulina platensis und der Süßwasseralge Chlorella vulgaris zu sein, zumal mit diesen beiden Mikroorganismen gleichzeitig entgiftet und das Immunsystem gestärkt wird. Allerdings ist Vorsicht geboten: Seealgen sind aufgrund des hohen Jodgehalts nicht für Hunde mit Schilddrüsenerkrankungen geeignet und Blütenpollen sowie Propolis können ihrerseits Allergien auslösen. Zu Anfang einer Ausschlussdiät sind solche Beigaben außerdem kontraproduktiv. Deshalb sollte im Verlauf mit dem Tierarzt abgesprochen werden, wann eine solche Beigabe sinnvoll ist, der Diät nicht schadet und der Hund stabil genug ist, diese Komponenten zu vertragen.
Autoren: Jacqueline G. und Katharina U.
Bild: Sabine R.
erschienen in TierZeit Ausgabe 7
15. Dezember 2013