Berittene Polizei

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Was ein Polizeipferd alles leisten muss

Es knallt, es zis­cht und es wird gebrüllt – nichts für schwache Gemüter. Beson­ders tierische Ein­satzkräfte müssen in solchen Sit­u­a­tio­nen Ner­ven aus Stahl beweisen. Das gilt vor allem auch für Pferde, die im Polizei­di­enst einge­set­zt wer­den. Immer sel­tener ist die berit­tene Polizei anzutr­e­f­fen, da Polizeipferde eine kosten­in­ten­sive Verpfle­gung und Aus­bil­dung benöti­gen. In Bun­deslän­dern wie Bay­ern, Sach­sen und Baden‐Württemberg sind aber auch heute noch einige Staffeln im Ein­satz.

Die Ausbildung

Jed­er Anwärter muss sich für seine Arbeit als berit­ten­er Polizist durch eine reit­er­liche Aus­bil­dung qual­i­fizieren. Die Tiere selb­st müssen eine fundierte Aus­bil­dung durch­laufen, um für den Dienst zuge­lassen zu wer­den. Der natür­liche Instinkt des Flucht­tieres wird kon­tinuier­lich abgeschwächt, etwa durch regelmäßiges Erleben akustis­ch­er Reize wie lautes Knallen, Schießen und Hupen oder optis­ch­er Reize wie etwa wehende Flaggen, Pyrotech­nik, Rauch oder rasche Bewe­gun­gen. Wichtig ist dabei eine pos­i­tive Verknüp­fung: Das Pferd muss bei jed­er Übung ler­nen, dass ihm nichts passieren kann. Das Ver­trauen zu seinem Reit­er spielt eben­falls eine wichtige Rolle. Um auf die spätere Polizeiar­beit opti­mal vor­bere­it­et zu wer­den, wird das Pferd zunächst mit einem erfahre­nen Tier auf Streife geschickt. Dabei lernt es ver­schieden­ste Sit­u­a­tio­nen ken­nen, die im Polizeiall­t­ag auftreten kön­nen. Die Aus­bil­dung dauert in der Regel etwa 12 Monate.

Einsatzorte

Tina B.- PferdAnge­fan­gen mit der nor­malen Streife reichen die Ein­satzge­bi­ete eines Pfer­des weit. So wer­den sie beson­ders bei Such‐ und Fah­n­dungsak­tio­nen einge­set­zt, um in unwegsames Gelände vorzu­drin­gen. Am bekan­ntesten sind berit­tene Polizis­ten von Großver­anstal­tun­gen wie Fes­ti­vals, Fußball­spie­len oder Demon­stra­tio­nen. Dort erset­zt ein Pferd cir­ca zehn Polizis­ten. Eben­so unter­stützen sie große Evakuierun­gen oder aufwendi­ge Trans­porte.
Die Größe des Pfer­des ist dabei der größte Trumpf. Vom Rück­en des Tieres aus beste­ht eine viel bessere Sicht für die Ein­satzkräfte und die erhöhte Posi­tion ist wesentlich unge­fährlich­er. Des Weit­eren spielt die Trittsicher­heit eine wichtige Rolle. Wo Kraft­fahrzeuge nicht weit­erkom­men, find­en Pferde einen Weg: Wenn das Gelände zu uneben wird, kön­nen sie die Ver­fol­gung weit­er aufnehmen. Selb­st in Naturschutzge­bi­eten kön­nen Pferde prob­lem­los in Ein­sätze ziehen, ohne größere Schä­den zu verur­sachen. Außer­dem haben Tiere eine beruhi­gende Wirkung auf Men­schen. So kom­men viele aufge­brachte Leute schneller zur Ruhe und wer­den ansprech­bar, was wiederum weniger Kon­flik­te oder Eskala­tio­nen zur Folge hat. Zudem ste­hen viele Men­schen der Größe und dem Erschei­n­ungs­bild mit Respekt gegenüber, sodass sich Demon­stra­tio­nen mit Pfer­deein­satz unter Umstän­den schneller auflösen.

Nachteile der Reiterstaffeln

Pferde sind immer noch Tiere, die trotz jeglich­er Aus­bil­dung von ihren Instink­ten über­man­nt wer­den. So geschah es bere­its einige Male, dass ein Polizeipferd nach Pas­san­ten auss­chlug und diese schw­er ver­let­zte. Für die Pferde selb­st kön­nen eben­falls mas­sive Risiken entste­hen. Es ist keine Sel­tenheit, dass Pferde ange­grif­f­en, bewor­fen oder zurückge­drängt wer­den. Tiefe Schnittver­let­zun­gen kosteten manchen Tieren schon ihr Leben.

Autor: Stef­fi F.
Bild: Tina B. (Pferd), Alex S. (Spiegelung)

erschienen in TierZeit Aus­gabe 10
14. Dezem­ber 2014

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