»Der ist aber schön kuschelig«

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Ein Erfahrungsbericht zum Übergewicht bei Hunden

»Ach, in der heuti­gen Zeit ist das doch nor­mal!«, »Ein Zeichen des Wohl­standes«, »Ich füh­le mich wie zu Kaisers Zeit­en«, »Dicke Leute haben Geld« – und dicke Hunde anscheinend reiche Besitzer. Ich bin wed­er reich, noch wollte ich, dass mein Hund je so aussieht. Zwei Jahre war Lar­ry in Pflege, wegen mein­er Arbeit und der Zeit, die er hätte allein sein müssen.

Steffi F - vor der DiätInner­halb dieser zwei Jahre wurde aus meinem sportlichen Junghund ein fet­ter, rol­len­der Berg Fell. Ich war schock­iert. Von 25 auf 60 Kilo­gramm angestiegen. Träge und kurzat­mig wie er war, kon­nte er kaum alleine auf­ste­hen. Ich musste sofort han­deln, da es anson­sten mit sein­er Gesund­heit rapi­de bergab gehen würde. Anfangs füt­terte ich ihm Trock­en­fut­ter, stark reduziert, und Gemüse, um satt zu wer­den. Starke und lange Belas­tung kam nicht in Frage, da dies die Gelenke und Sehnen zu sehr beansprucht hätte. Wir waren in tierärztlich­er Betreu­ung, macht­en regelmäßige Gewicht­skon­trollen und erhiel­ten Tipps und Tricks, wie die Pfunde purzeln wür­den. Diät­fut­ter habe ich nie ver­wen­det. Es wider­strebte mir, so einen hohen Getrei­dean­teil zu ver­füt­tern, obwohl die Kohlen­hy­drate bei ein­er Diät ja reduziert wer­den sollen. Die Pfunde purzel­ten schon alleine durch die reduzierte Fut­ter­menge, lange Spaziergänge und sehr, sehr wenige Leck­erlis, die ich aus der nor­malen Fut­ter­ra­tion ent­nahm. Lar­ry hat­te inzwis­chen sechs Kilo­gramm ver­loren, doch nach eini­gen Monat­en stag­nierte der Gewichtsver­lust.

Als die wärmere Jahreszeit kam, wurde durch das tägliche Schwim­men das Pen­sum erhöht. Mit einem Fut­ter­dum­my wurde das ganze noch ver­süßt, denn für Fut­ter machen Hunde ja bekan­ntlich alles. Auch kleine Run­den mit dem Fahrrad kon­nten wir uns jet­zt erlauben. Die bish­er müh­sam dazu gewon­nen Muskeln unter­stützten die Gelenke und ver­min­derten eine starke Abnutzung. So schafften wir weit­ere acht Kilo­gramm.

Ab Herb­st wech­selte ich schließlich zum Barf. So hat­te ich volle Kon­trolle über den Kohlen­hy­drat­ge­halt. Da die Kohlen­hy­drate allerd­ings unseren Erfolg stark beschränk­ten, habe ich sie kom­plett wegge­lassen. Sprich: Es gab nur Fleisch und Gemüse. Weit­ere Aktiv­itäten wie das Begleit­en am Pferd und das Auf­spüren von Per­so­n­en, das soge­nan­nte Mantrail­ing, kamen hinzu. Mein Hund hat­te immer mehr Spaß an der Bewe­gung. Er kon­nte spie­len, laufen, ren­nen und die Lebens­freude stieg merk­lich an – die Menge an über­schüs­siger Haut allerd­ings auch. Lar­ry fing an zu wack­eln, weil alles am »Rum­schlab­bern« war. Die Idee von einem Haut­lift­ing habe ich jedoch schnell wieder ver­wor­fen. Er hat langes Fell, dem ich die Schuld geben kann. Und wie hat meine Tierärztin gesagt: »Der nimmt ab, um gesund zu sein und nicht, um irgend­wann einen Biki­ni tra­gen zu kön­nen.« Recht hat sie!

Steffi F - nach der DiätNun, zwei Jahre später, hat mein Hund 24 Kilo­gramm weniger auf den Rip­pen, sieht wieder jung und frisch aus und steckt voller Lebens­freude. Ich kann Leute nicht ver­ste­hen, die ein Leber­wurst­brot nach dem anderen in ihren Hund schieben und nicht mit­bekom­men, was sie damit eigentlich verur­sachen. Lei­der sind immer mehr kleine »Fäss­er« zu sehen, die über die Hun­dewiese rollen. Dass damit die Leben­szeit stark verkürzt wird und der Hund weniger Freude am Toben und Spie­len hat, scheint manchen Hun­de­hal­tern nicht bewusst zu sein – bis die Prob­leme anfan­gen. Dabei kostet es viel Zeit und Arbeit, einen dick­en, faulen Hund wieder zu einem gesun­den, lebens­fro­hen Tier zu machen – wie ich selb­st erleben musste.

Autor: Stef­fi F.
Bild: Stef­fi F.

erschie­nen in TierZeit Aus­gabe 11
14. Juni 2015

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