Ein Erfahrungsbericht zum Übergewicht bei Hunden
»Ach, in der heutigen Zeit ist das doch normal!«, »Ein Zeichen des Wohlstandes«, »Ich fühle mich wie zu Kaisers Zeiten«, »Dicke Leute haben Geld« – und dicke Hunde anscheinend reiche Besitzer. Ich bin weder reich, noch wollte ich, dass mein Hund je so aussieht. Zwei Jahre war Larry in Pflege, wegen meiner Arbeit und der Zeit, die er hätte allein sein müssen.
Innerhalb dieser zwei Jahre wurde aus meinem sportlichen Junghund ein fetter, rollender Berg Fell. Ich war schockiert. Von 25 auf 60 Kilogramm angestiegen. Träge und kurzatmig wie er war, konnte er kaum alleine aufstehen. Ich musste sofort handeln, da es ansonsten mit seiner Gesundheit rapide bergab gehen würde. Anfangs fütterte ich ihm Trockenfutter, stark reduziert, und Gemüse, um satt zu werden. Starke und lange Belastung kam nicht in Frage, da dies die Gelenke und Sehnen zu sehr beansprucht hätte. Wir waren in tierärztlicher Betreuung, machten regelmäßige Gewichtskontrollen und erhielten Tipps und Tricks, wie die Pfunde purzeln würden. Diätfutter habe ich nie verwendet. Es widerstrebte mir, so einen hohen Getreideanteil zu verfüttern, obwohl die Kohlenhydrate bei einer Diät ja reduziert werden sollen. Die Pfunde purzelten schon alleine durch die reduzierte Futtermenge, lange Spaziergänge und sehr, sehr wenige Leckerlis, die ich aus der normalen Futterration entnahm. Larry hatte inzwischen sechs Kilogramm verloren, doch nach einigen Monaten stagnierte der Gewichtsverlust.
Als die wärmere Jahreszeit kam, wurde durch das tägliche Schwimmen das Pensum erhöht. Mit einem Futterdummy wurde das ganze noch versüßt, denn für Futter machen Hunde ja bekanntlich alles. Auch kleine Runden mit dem Fahrrad konnten wir uns jetzt erlauben. Die bisher mühsam dazu gewonnen Muskeln unterstützten die Gelenke und verminderten eine starke Abnutzung. So schafften wir weitere acht Kilogramm.
Ab Herbst wechselte ich schließlich zum Barf. So hatte ich volle Kontrolle über den Kohlenhydratgehalt. Da die Kohlenhydrate allerdings unseren Erfolg stark beschränkten, habe ich sie komplett weggelassen. Sprich: Es gab nur Fleisch und Gemüse. Weitere Aktivitäten wie das Begleiten am Pferd und das Aufspüren von Personen, das sogenannte Mantrailing, kamen hinzu. Mein Hund hatte immer mehr Spaß an der Bewegung. Er konnte spielen, laufen, rennen und die Lebensfreude stieg merklich an – die Menge an überschüssiger Haut allerdings auch. Larry fing an zu wackeln, weil alles am »Rumschlabbern« war. Die Idee von einem Hautlifting habe ich jedoch schnell wieder verworfen. Er hat langes Fell, dem ich die Schuld geben kann. Und wie hat meine Tierärztin gesagt: »Der nimmt ab, um gesund zu sein und nicht, um irgendwann einen Bikini tragen zu können.« Recht hat sie!
Nun, zwei Jahre später, hat mein Hund 24 Kilogramm weniger auf den Rippen, sieht wieder jung und frisch aus und steckt voller Lebensfreude. Ich kann Leute nicht verstehen, die ein Leberwurstbrot nach dem anderen in ihren Hund schieben und nicht mitbekommen, was sie damit eigentlich verursachen. Leider sind immer mehr kleine »Fässer« zu sehen, die über die Hundewiese rollen. Dass damit die Lebenszeit stark verkürzt wird und der Hund weniger Freude am Toben und Spielen hat, scheint manchen Hundehaltern nicht bewusst zu sein – bis die Probleme anfangen. Dabei kostet es viel Zeit und Arbeit, einen dicken, faulen Hund wieder zu einem gesunden, lebensfrohen Tier zu machen – wie ich selbst erleben musste.
Autor: Steffi F.
Bild: Steffi F.
erschienen in TierZeit Ausgabe 11
14. Juni 2015
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