Eine scheue Katze taut auf

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Wie Abigail ihr endgültiges Zuhause gefunden hat

 

Scheue Katze taut aufHal­lo, mein Name ist Abi­gail – gerufen werde ich immer Abby. Allerd­ings hieß ich nicht immer so. Ob ich ganz früher schon mal einen Namen hat­te, weiß ich nicht mehr. Aber bevor ich in mein jet­ziges Zuhause gezo­gen bin, wurde ich »Ein­ma­lig« genan­nt.

Ich kann mich daran erin­nern, dass ich in ein­er Stadt namens Madrid auf der Straße einge­fan­gen wurde und in ein soge­nan­ntes »Adop­tion­szen­trum« kam. Da saß ich nun, ver­schreckt und trau­rig. Von Men­schen wollte ich nichts mehr wis­sen, weil ich fest davon überzeugt war, dass von ihnen nie etwas Gutes zu erwarten ist. In Spanien hat mich kein­er gewollt und so bin ich im Juli 2011 in ein Land namens Deutsch­land gereist.

Dort bin ich bei Stef­fi und Gor­don einge­zo­gen. Es gab noch andere Katzen und eine große Schäfer­hündin. Ich habe mich mit allen gut ver­standen, nur die Men­schen waren mir erst sehr sus­pekt. Nach ein­er Weile bin ich sicher­er gewor­den und habe ihnen erlaubt, mich ab und zu mal kurz zu stre­icheln. Auch wenn ich ange­blich nicht bleiben kon­nte, habe ich lange Zeit dort gewohnt, denn es wollte mir ein­fach nie­mand ein festes Zuhause geben. Eine Katze, die sich kaum anfassen lässt und niemals fröh­lich auf den Schoß von Men­schen hüpft, scheint etwas zu sein, was kaum ein Men­sch haben möchte. So verg­ing Monat um Monat und die Hoff­nung auf ein richtiges Zuhause schwand immer mehr – bis am 29. Sep­tem­ber 2012 plöt­zlich zwei Men­schen vor der Tür standen und mich sehen woll­ten. Ich habe Angst vor diesen Frem­den gehabt und ver­sucht, mich unsicht­bar zu machen.

Einen knap­pen Monat später haben mich Stef­fi und Gor­don dann einge­fan­gen und sind mit mir im Auto los­ge­fahren. Ich habe die ganze Fahrt über laut geweint, weil ich gar nicht wusste, was los war. Als wir dann am Ziel anka­men, waren da wieder diese bei­den Frem­den und es roch nach vie­len Katzen. Sicher­heit­shal­ber habe ich mich dann erst mal unter einem großen Bett ver­steckt. Über­haupt habe ich mich die ersten Wochen an diesem neuen, frem­den Ort unter Bet­ten und Sofas ein­fach wohler gefühlt. Regelmäßig wurde ich hier von den anderen Katzen besucht. In der Anfangszeit habe ich dort sog­ar Fut­ter bekom­men und die net­ten Men­schen ließen mir alle Zeit, die ich brauchte, um mich an diese selt­same, neue Sit­u­a­tion zu gewöh­nen. Irgend­wann habe ich beschlossen, es wäre an der Zeit, mich im Haus zu bewe­gen – sicher­heit­shal­ber erst ein­mal nur nachts, wenn die Men­schen schliefen, oder tagsüber, wenn sie nicht da waren.

Nach und nach habe ich fest­gestellt, dass mir hier nichts passieren wird und ich habe Fre­unde zum Spie­len und Schmusen gefun­den. Ich wohne nun fast ein Jahr hier zusam­men mit sieben anderen Katzen in dem großen Haus. Die anderen Katzen haben über­haupt keine Angst vor unseren Men­schen Ina und Thomas und ich habe oft beobachtet, wie sie sich auf den Arm nehmen oder genüsslich stre­icheln lassen. Ein­mal in der Woche stellt sich Ina in die Küche und macht uns frisches Fleisch anstatt des üblichen Katzen­fut­ters und bei so ein­er Gele­gen­heit habe ich ihr dann das erste Mal erlaubt, mich zu stre­icheln. Das war richtig toll und seit­dem ver­liere ich jeden Tag ein biss­chen mehr von mein­er Angst. Mit­tler­weile kann ich mich richtig gut entspan­nen. Seit Kurzem haben wir sog­ar etwas Neues: ein großes Freige­hege, in dem wir jeden Tag mehrere Stun­den spie­len, klet­tern und schlafen dür­fen. Es ist toll, wenn mir der Wind um die Nase weht und ich jeden Tag viele neue Gerüche ent­deck­en kann.

Es hat lange gedauert und ich gebe zu, dass ich mich noch oft erschrecke und manch­mal nicht weiß, ob ich nicht doch lieber weglaufen und mich verkriechen sollte. Aber ich bin sehr glück­lich und hoffe, dass ich hier nie wieder weg muss und bei meinen Fre­un­den bleiben darf!

Autor: Katha­ri­na U.
Bild: Katha­ri­na U.

erschienen in TierZeit Aus­gabe 7
15. Dezem­ber 2013

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