Erfahrungsbericht: Ossäre Choristie

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Eine Augenerkrankung des Meerschweinchens

 

Viele Meer­schweinchen bekom­men in ihrem Leben Prob­leme mit den Augen. Häu­fig sind Ver­let­zun­gen die Ursache, die durch Heu‐ und Stro­hhalme oder durch Raufer­eien mit Artgenossen zus­tande kom­men. Nicht sel­ten steck­en aber auch spezielle Erkrankun­gen dahin­ter, deren Diag­nose selb­st für Tierärzte nicht immer ein­fach ist. So neigen ins­beson­dere Meer­schweinchen zur ossären Cho­ristie, eine Knochen‐ bzw. Knor­pel­bil­dung inner­halb des Auges.

Eine Vielzahl an Tier­arztbe­suchen hat­ten wir mit unserem Meer­schweinchen­böckchen Sam­my bere­its hin­ter uns, doch woran er litt, wussten wir lange nicht. Alles fing mit kleinen weißen Stellen in bei­den Augen an, die sich am Augen­rand befan­den und sich zunehmend aus­bre­it­eten. Später entwick­elte sich eine Ein­trübung der Lin­sen und es kam zu Ein­blu­tun­gen in die Horn­haut, die seine Augen tiefrot färbten. Der Besuch bei einem Spezial­is­ten für Augen­erkrankun­gen bei Klein­tieren brachte uns schließlich Gewis­sheit: Sam­my litt an ossär­er Cho­ristie. Endlich eine Diag­nose, dacht­en wir. Doch was bedeutete das nun für uns und vor allem für Sam­my?

Susann S - MeerschweinBei dieser Form der Augen­erkrankung, die spez­i­fisch bei Meer­schweinchen und sel­tener auch bei Kan­inchen auftritt, kommt es zunächst zu Kalk­a­blagerun­gen am äußeren Rand der Iris – erkennbar an den weißlichen Fleck­en, wie wir sie in Sam­mys Augen beobacht­en kon­nten. Mit weit­erem Fortschre­it­en der Erkrankung wird immer mehr Knochen‐ bzw. Knor­pel­gewebe im Auge gebildet. Die Folge ist meist eine Erhöhung des Augenin­nen­drucks, der wiederum zu ein­er Zer­störung von Ner­ven­zellen und damit zur Erblind­ung führen kann. Die größere Gefahr ist jedoch zum einen, dass sich der Augapfel ver­größert – zum Teil so weit, dass es dem Meer­schweinchen unmöglich wird, das Auge zu schließen, es unter starken Schmerzen lei­det oder eine erhöhte Ver­let­zungs­ge­fahr des Augapfels beste­ht. Zum anderen kann bei ein­er mas­siv­en Verknöcherung die Blutzu­fuhr oder der Blutabfluss im Auge gestört sein.

Die Ursache von ossär­er Cho­ristie ist bis heute nicht gek­lärt. Ver­mutet wer­den genetis­che Fak­toren oder Störun­gen des Min­er­al­stof­fwech­sels. Aus diesem Grund ist eine Heilung nicht möglich. Hat ein betrof­fenes Meer­schweinchen jedoch Beschw­er­den, soll­ten Maß­nah­men ergrif­f­en wer­den, die eine Lin­derung her­beiführen. Sam­my bekam lediglich Augen­tropfen, die seine Horn­haut vor Infek­tio­nen schützen und feucht hal­ten soll­ten, denn Schmerzen oder son­stige Prob­leme schien er keine zu haben. Wird ein erhöhter Augenin­nen­druck fest­gestellt, erfol­gt die Behand­lung mit speziellen augen­druck­senk­enden Medika­menten. Die let­zte und wohl auch schw­er­wiegend­ste Maß­nahme ist die Ent­fer­nung des betrof­fe­nen Augapfels.

Sam­my kon­nte trotz sein­er Erkrankung ein beschw­erde­freies Leben führen und kam mit sein­er Erblind­ung gut zurecht. Den­noch ist der Besuch bei einem Tier­arzt uner­lässlich, wenn Verän­derun­gen der Augen auftreten. Tierärzte mit der Zusatzaus­bil­dung für Augen­heilkunde sind hier­bei kom­pe­tente Ansprech­part­ner. Adressen und Kon­tak­t­dat­en find­en sich im Inter­net, Auskün­fte darüber kann auch der Haustier­arzt geben. Nur so kön­nen entsprechende Behand­lun­gen ein­geleit­et und dem betrof­fe­nen Tier ein möglichst beschw­erde­freies Leben ermöglicht wer­den.

Autor: Susann S.
Bild: Susann S.

erschie­nen in TierZeit Aus­gabe 11
14. Juni 2015

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