Harmonie im Mehrkatzenhaushalt

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Kätzisches Leben und Verhalten im Rudel

Lange galt die Aus­sage: Die Katze ist der Einzel­gänger schlechthin. Dieser Mythos ist längst wis­senschaftlich wider­legt und der Trend geht mit­tler­weile nicht mehr nur zur Zweitkatze. Nein, oft tum­meln sich drei, vier oder gar fünf Katzen in deutschen Haushal­ten. In unserem Fall han­delt es sich um eine Gruppe von ins­ge­samt sieben Tieren – drei Kater und vier Katzen. Doch wie funk­tion­iert eigentlich ein Katzen­rudel in dieser Größe har­monisch?

Linda W. - Harmonie im Mehrkatzenhaushalt (2)Als erstes ste­ht die richtige Zusam­men­stel­lung der Gruppe auf dem Pro­gramm. Das oft genutzte Klis­chee »Gegen­sätze ziehen sich an« greift bei Katzen nicht. Wer in sein­er Gruppe einen ruhi­gen Senior von über zwölf Jahren, eine zick­ige Katzen‐Diva mit­tleren Alters, einen pubertären, rüpel­haften Jungkater und eine kleine, zarte und schüchterne Katzen­dame vere­int, darf sich über Prob­leme und Missstim­mung im Rudel nicht wun­dern. Bei der Anschaf­fung ein­er zweit­en Katze gilt: möglichst im etwa gle­ichen Alter, charak­ter­lich ähn­lich und beson­ders bei jun­gen Tieren am besten gle­ichgeschlechtlich. Kater und Katzen haben meist ein sehr unter­schiedlich­es Spielver­hal­ten und viele weib­liche Katzen fühlen sich durch das rabi­ate und grobe Spiel ihres männlichen Part­ners völ­lig über­fordert. Ein beson­der­er Fall sind ältere Katzen, die bere­its länger alleine gelebt oder plöt­zlich ihren Part­ner ver­loren haben. Para­dox­er­weise ist es meis­tens ein­fach­er, zu ein­er älteren Katze zwei junge Katzen dazuzuset­zen. Die Jungtiere beschäfti­gen sich miteinan­der und das ältere Tier kann in aller Ruhe beobacht­en, ohne direkt mitein­be­zo­gen und damit vielle­icht in die Ecke gedrängt zu wer­den. Soll die Katzen­gruppe auf mehr als zwei Tiere erweit­ert wer­den, emp­fiehlt es sich, gle­ich auf vier Tiere aufzu­s­tock­en. Ein stim­miges Pärchen trifft dann auf ein zweites, gut funk­tion­ieren­des Zweierges­pann. Das heißt nicht, dass ein Trio nicht funk­tion­ieren kann. Aber all­ge­mein har­monieren kleinere Grup­pen mit ger­ad­er Anzahl deut­lich bess­er.

Katharina U. - Harmonie im MehrkatzenhaushaltZum Zweit­en soll­ten natür­lich die räum­lichen Voraus­set­zun­gen für die Hal­tung ein­er Katzen­gruppe stim­men. Wenn die Tiere jed­erzeit Freigang bekom­men, ist das das kleinere Prob­lem, bei rein­er Woh­nung­shal­tung sind aber einige Dinge zu beacht­en. Es ist dur­chaus möglich, eine nur kleine Anzahl an Quadrat­metern katzen­gerecht zu gestal­ten, doch gibt es auch hier Gren­zen. Als grober Anhalt­spunkt kann die Anzahl der Zim­mer dienen – ein Zim­mer je Katze, alter­na­tiv gilt: zehn Quadrat­meter je Katze. Natür­lich tau­gen 100 ster­ile und karge Quadrat­meter rein gar nicht für eine agile Katzen­gruppe. Es soll­ten immer aus­re­ichend Kletter‐, Kratz‐, Versteck‐ und Spielmöglichkeit­en vorhan­den sein. Die Katzen müssen die Möglichkeit haben, sich aus dem Weg zu gehen, und sie brauchen Abwech­slung. Des Weit­eren sind Frischluft­plätze zu empfehlen, wenn es nicht möglich ist, der Gruppe Freigang zu bieten: Ver­git­terte Fen­ster, ein ver­net­zter Balkon oder eine gesicherte Ter­rasse brin­gen Schwung in den tris­ten Woh­nungsall­t­ag. 

Linda W. - Harmonie im Mehrkatzenhaushalt (3)All­ge­mein gilt: Langeweile führt zu Frus­tra­tion und das wiederum ist tödlich für die Har­monie im Rudel. Das kann sich durch Aggres­siv­ität untere­inan­der oder durch Unsauberkeit äußern. Bei ein­er größeren Gruppe von Katzen ist zu beacht­en, dass das Risiko von Unsauberkeit durch mögliche Unstim­migkeit­en und Unzufrieden­heit rapi­de ansteigt. Für Abwech­slung sor­gen schon Kleinigkeit­en, zum Beispiel das Fut­ter. Ob rohes Fleisch, unter­schiedliche Füt­terungszeit­en, Fum­mel­bret­ter fürs Trock­en­fut­ter oder neue Fut­ter­stellen – erlaubt ist alles, was Schwung in den Katzenall­t­ag bringt. Ein neuer Stan­dort des Kratzbaums macht diesen über­raschen­der­weise wieder richtig inter­es­sant, eben­so wie plöt­zlich auf­tauchende Wasser­stellen in der Woh­nung. Spielzeug sollte nicht dauer­haft zur Ver­fü­gung ste­hen. Im Schrank ver­staute Ron­delle und Spielmäuse sind schnell vergessen und kön­nen beim näch­sten Spiel wieder erstaunlich aufre­gend sein. Mit ein biss­chen Kreativ­ität und weni­gen Hand­grif­f­en lässt sich der graue All­t­ag von Woh­nungskatzen deut­lich aufre­gen­der gestal­ten, was die Wahrschein­lichkeit möglich­er Span­nun­gen in ein­er größeren Gruppe von vorn­here­in min­imiert.

Ein gutes Beispiel 

Unser Katzen­rudel ist ins­ge­samt noch sehr jung: Sechs Tiere im Alter von etwa zwei bis knapp fünf Jahren, nur unser ältester Kater fällt ein wenig aus dem Rah­men, wobei wir bei ihm das genaue Alter nicht wis­sen. Er wird auf etwa zehn Jahre geschätzt. Auch Charak­ter­lich sind unsere sieben auch nahe beieinan­der: Alle sind gut sozial­isiert, sehr ver­spielt und schätzen die sozialen Kon­tak­te mit ihren Artgenossen, sofern gewisse Spiel­regeln einge­hal­ten wer­den. Unsere Gruppe hat ein Haus mit ein­er Grund­fläche von knapp 160 Quadrat­metern über zwei Eta­gen und den aus­ge­baut­en Dachbo­den zur Ver­fü­gung. Ins­ge­samt gibt es sechs Kratzbäume in den ver­schieden­sten Aus­führun­gen, einige Kuschel­höhlen, erhöhte Liege­plätze, eine Klet­ter­wand, die den Zugang zum Klei­der­schrank im Schlafz­im­mer ermöglicht, und natür­lich Spielzeug ohne Ende. In unserem Fall dient der aus­ge­baute Dachbo­den als großes Katzen­spielz­im­mer. Bei uns Es gibt es drei gesicherte Fen­ster, die im Som­mer eigentlich immer offen­ste­hen und von den Katzen heiß geliebt wer­den.

Autor: Katha­ri­na U.
Bilder: Katha­ri­na U. (Fen­ster), Lin­da W. (Sofa, Klet­ter­baum)

erschienen in TierZeit Aus­gabe 6
11. August 2013

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