Kätzisches Leben und Verhalten im Rudel
Lange galt die Aussage: Die Katze ist der Einzelgänger schlechthin. Dieser Mythos ist längst wissenschaftlich widerlegt und der Trend geht mittlerweile nicht mehr nur zur Zweitkatze. Nein, oft tummeln sich drei, vier oder gar fünf Katzen in deutschen Haushalten. In unserem Fall handelt es sich um eine Gruppe von insgesamt sieben Tieren – drei Kater und vier Katzen. Doch wie funktioniert eigentlich ein Katzenrudel in dieser Größe harmonisch?
Als erstes steht die richtige Zusammenstellung der Gruppe auf dem Programm. Das oft genutzte Klischee »Gegensätze ziehen sich an« greift bei Katzen nicht. Wer in seiner Gruppe einen ruhigen Senior von über zwölf Jahren, eine zickige Katzen‐Diva mittleren Alters, einen pubertären, rüpelhaften Jungkater und eine kleine, zarte und schüchterne Katzendame vereint, darf sich über Probleme und Missstimmung im Rudel nicht wundern. Bei der Anschaffung einer zweiten Katze gilt: möglichst im etwa gleichen Alter, charakterlich ähnlich und besonders bei jungen Tieren am besten gleichgeschlechtlich. Kater und Katzen haben meist ein sehr unterschiedliches Spielverhalten und viele weibliche Katzen fühlen sich durch das rabiate und grobe Spiel ihres männlichen Partners völlig überfordert. Ein besonderer Fall sind ältere Katzen, die bereits länger alleine gelebt oder plötzlich ihren Partner verloren haben. Paradoxerweise ist es meistens einfacher, zu einer älteren Katze zwei junge Katzen dazuzusetzen. Die Jungtiere beschäftigen sich miteinander und das ältere Tier kann in aller Ruhe beobachten, ohne direkt miteinbezogen und damit vielleicht in die Ecke gedrängt zu werden. Soll die Katzengruppe auf mehr als zwei Tiere erweitert werden, empfiehlt es sich, gleich auf vier Tiere aufzustocken. Ein stimmiges Pärchen trifft dann auf ein zweites, gut funktionierendes Zweiergespann. Das heißt nicht, dass ein Trio nicht funktionieren kann. Aber allgemein harmonieren kleinere Gruppen mit gerader Anzahl deutlich besser.
Zum Zweiten sollten natürlich die räumlichen Voraussetzungen für die Haltung einer Katzengruppe stimmen. Wenn die Tiere jederzeit Freigang bekommen, ist das das kleinere Problem, bei reiner Wohnungshaltung sind aber einige Dinge zu beachten. Es ist durchaus möglich, eine nur kleine Anzahl an Quadratmetern katzengerecht zu gestalten, doch gibt es auch hier Grenzen. Als grober Anhaltspunkt kann die Anzahl der Zimmer dienen – ein Zimmer je Katze, alternativ gilt: zehn Quadratmeter je Katze. Natürlich taugen 100 sterile und karge Quadratmeter rein gar nicht für eine agile Katzengruppe. Es sollten immer ausreichend Kletter‐, Kratz‐, Versteck‐ und Spielmöglichkeiten vorhanden sein. Die Katzen müssen die Möglichkeit haben, sich aus dem Weg zu gehen, und sie brauchen Abwechslung. Des Weiteren sind Frischluftplätze zu empfehlen, wenn es nicht möglich ist, der Gruppe Freigang zu bieten: Vergitterte Fenster, ein vernetzter Balkon oder eine gesicherte Terrasse bringen Schwung in den tristen Wohnungsalltag.
Allgemein gilt: Langeweile führt zu Frustration und das wiederum ist tödlich für die Harmonie im Rudel. Das kann sich durch Aggressivität untereinander oder durch Unsauberkeit äußern. Bei einer größeren Gruppe von Katzen ist zu beachten, dass das Risiko von Unsauberkeit durch mögliche Unstimmigkeiten und Unzufriedenheit rapide ansteigt. Für Abwechslung sorgen schon Kleinigkeiten, zum Beispiel das Futter. Ob rohes Fleisch, unterschiedliche Fütterungszeiten, Fummelbretter fürs Trockenfutter oder neue Futterstellen – erlaubt ist alles, was Schwung in den Katzenalltag bringt. Ein neuer Standort des Kratzbaums macht diesen überraschenderweise wieder richtig interessant, ebenso wie plötzlich auftauchende Wasserstellen in der Wohnung. Spielzeug sollte nicht dauerhaft zur Verfügung stehen. Im Schrank verstaute Rondelle und Spielmäuse sind schnell vergessen und können beim nächsten Spiel wieder erstaunlich aufregend sein. Mit ein bisschen Kreativität und wenigen Handgriffen lässt sich der graue Alltag von Wohnungskatzen deutlich aufregender gestalten, was die Wahrscheinlichkeit möglicher Spannungen in einer größeren Gruppe von vornherein minimiert.
Ein gutes Beispiel
Unser Katzenrudel ist insgesamt noch sehr jung: Sechs Tiere im Alter von etwa zwei bis knapp fünf Jahren, nur unser ältester Kater fällt ein wenig aus dem Rahmen, wobei wir bei ihm das genaue Alter nicht wissen. Er wird auf etwa zehn Jahre geschätzt. Auch Charakterlich sind unsere sieben auch nahe beieinander: Alle sind gut sozialisiert, sehr verspielt und schätzen die sozialen Kontakte mit ihren Artgenossen, sofern gewisse Spielregeln eingehalten werden. Unsere Gruppe hat ein Haus mit einer Grundfläche von knapp 160 Quadratmetern über zwei Etagen und den ausgebauten Dachboden zur Verfügung. Insgesamt gibt es sechs Kratzbäume in den verschiedensten Ausführungen, einige Kuschelhöhlen, erhöhte Liegeplätze, eine Kletterwand, die den Zugang zum Kleiderschrank im Schlafzimmer ermöglicht, und natürlich Spielzeug ohne Ende. In unserem Fall dient der ausgebaute Dachboden als großes Katzenspielzimmer. Bei uns Es gibt es drei gesicherte Fenster, die im Sommer eigentlich immer offenstehen und von den Katzen heiß geliebt werden.
Autor: Katharina U.
Bilder: Katharina U. (Fenster), Linda W. (Sofa, Kletterbaum)
erschienen in TierZeit Ausgabe 6
11. August 2013