Artgerechte Nachzucht und Unterbringung
Nicht nur Terrarien- und Aquarienbewohner, sondern auch einige Kleinsäuger und Vögel benötigen Futtertiere für eine ausgewogene Ernährung. Mittlerweile gibt es ein breites Spektrum an Futtertieren, die mit wenig Platz- und Zeitaufwand vermehrt werden können. Dadurch ist sichergestellt, dass die Futtertiere ein angemessen artgerechtes Leben hatten, selbst hochwertig ernährt wurden und gesund sind, was sich wiederum auf die Gesundheit der fleischfressenden Heimtiere positiv auswirkt.
Mehlwürmer
Die bis zu 40 Millimeter langen Larven des Mehlkäfers (Tenebrio molitor) sind eine wertvolle Eiweißquelle für viele Amphibien- und Reptilienarten, aber auch für Hamster, Mäuse, Lemminge und einige Vogelarten. Mehlwürmer werden am besten in Faunarien oder Terrarien nachgezogen. Der Bodengrund des Behälters wird wenige Zentimeter hoch mit einem Gemisch aus Mehl, Haferflocken, Grieß, Kleie und Vollkornflocken bedeckt. Um die Tiere mit Feuchtigkeit zu versorgen, werden sie gelegentlich mit Grünfutter wie Salatblättern oder Gurkenstückchen gefüttert. Der Behälter sollte nach ein bis zwei Wochen vollständig gereinigt werden. Mehlkäferweibchen legen bis zu 300 Eier an einer geschützten Stelle ab. Ein Stück Eierkarton, welcher im Behälter platziert wird, eignet sich hierfür bestens. Innerhalb von 14 Tagen schlüpfen die Larven mit wenigen Millimeter Körperlänge. Die Mehlwürmer können mit der Hand oder mit einer Pinzette abgesammelt werden.
Heimchen und Grillen
Heimchen (Acheta domesticus), Kurzflügelgrillen (Gryllodes supplicans), Zweifleckgrillen (Gryllus bimaculatus) und Steppengrillen (Gryllus assimilis) weisen ähnliche Zuchtbedingungen auf. Als Zuchtbehälter eignen sich mit Gaze verschlossene, glattwandige Kunststoffbehälter, Faunaboxen oder Glasterrarien, die auf 25 °C bis 30 °C beheizt werden müssen. Großzügige Behältnisse verhindern Kämpfe und Kannibalismus. Als Versteckmöglichkeiten können Eierkartons, Papprollen oder zerknülltes Papier eingebracht werden. Für die Eiablage wird ein leicht feuchtes Gemisch aus Sand und Erde benötigt. Neben trockener Nahrung wie Insektenfutter, Weizenkleie, Gemüseflocken, Haferflocken, Fischfutter und Katzentrockenfutter benötigen die Tiere verschiedenen Kräutern sowie Obst- und Gemüsesorten als Feuchtfutter. Die Zuchtbehälter müssen regelmäßig gereinigt und das Füllmaterial ausgetauscht werden. Nach der Eiablage können die Eiablagebehälter gewechselt und die Jungtiere separat aufgezogen werden.
Erbsenblattläuse
Erbsenblattläuse (Acyrthosiphon pisum) eignen sich sehr gut für kleinere Amphibien- und Reptilienarten. Aufgrund ihrer auffälligen grünen Farbe, ihrer langsamen Bewegungen und ihrer Ergiebigkeit werden sie zu immer beliebteren Futtertieren. Sie ernähren sich ausschließlich von der Erbsenpflanze, auf der sie leben. Im Handel erworbene grüne, ungeschälte Erbsen müssen 12 bis 14 Stunden in einer Wasserschale aufquellen, bevor sie in ein mit Watte oder besser mit Erde gefülltes Behältnis (zum Beispiel eine 500‐Milliliter‐Plastikdose) gesetzt werden. Innerhalb weniger Tage wachsen die Erbsenpflanzen heran und können mit den Läusen besetzt werden. Ist eine Pflanze abgefressen, müssen die Erbsenblattläuse auf eine andere Pflanze umgesiedelt werden. Durch leichtes Schütteln der Pflanzenstängel lassen sich die Läuse fallen und können mit einem Sieb aufgefangen werden.
Wasserflöhe
Wasserflöhe (Daphnia spec.) sind sehr ballaststoffreich und werden von Fischen und kleineren Molcharten gerne angenommen. Aufgrund des geringen Nährwertes sind sie als Alleinfutter ungeeignet. Die besten Ergebnisse bei der Zucht von Wasserflöhen werden in den warmen Sommermonaten im Garten oder auf dem Balkon mit größeren Zuchtbehältern ab 300 Liter Wasservolumen erzielt. Der Behälter, beispielsweise eine Regentonne oder ein Mörtelkübel, sollte an einem möglichst schattigen Platz aufgestellt werden um eine Überhitzung zu vermeiden. Ein Bodengrund oder andere Einrichtungsgegenstände sind nicht nötig, als erste Grundnahrungsquelle können aber abgestorbenes Laub oder getrocknete Brennnesseln eingebracht werden. Schnecken halten das Becken frei von verstorbenen Tieren. Als Nahrung dient den eingesetzten Wasserflöhen angerührte Trockenhefe, die je nach Behältergröße und Besatz regelmäßig gefüttert werden muss.
Enchyträen
Die weißen, bis zu 40 Millimeter großen Würmer eignen sich hervorragend zur Fütterung kleinerer Fisch- und Amphibienarten. Aufgrund des hohen Fettanteils sollten Enchyträen (Enchytraeus albidus) nicht als Alleinfuttermittel angeboten werden. Als Zuchtbehälter eignen sich Plastikdosen mit Deckel, welche mit Luftlöchern versehen werden. Kleine Löcher am Boden des Behälters verhindern Staunässe. Holzkisten kommen ebenfalls für die Unterbringung infrage. Als Substrat wird ein Gemisch aus ungedüngter Blumenerde und Sand oder Seramis (Tonkugeln) verwendet. Die optimale Zuchttemperatur für Enchyträen liegt zwischen 10 °C und 16 °C. Als Futter dient mit Wasser vermengter Kinderbrei ohne Zuckerzusatz oder eine in Wasser aufgekochte Haferflockenmischung. Der Nahrungsbrei wird sparsam über die gesamte Bodenfläche verteilt. Um die Enchyträen zu verfüttern, muss lediglich ein Teil des Zuchtansatzes in ein anderes Behältnis gegeben, mit Wasser aufgefüllt und das Substrat abgesammelt werden. Anschließend können die kleinen Würmer mit einem Sieb herausgefischt werden.
Salinenkrebse
Aufgrund der geringen Größe von 15 bis 20 Millimetern und ihrer leichten Zucht gehören Salinenkrebschen (Artemia salina) zu den beliebtesten Futtertieren für die Aufzucht von Fischen oder Amphibien. Dauereier können im Fachhandel erworben und in Salzwasser (30 Gramm jodfreies Salz auf einen Liter Wasser) angesetzt werden. Eine Belüftung des Wassers beispielsweise mit Hilfe einer Membranpumpe erhöht die Schlupfrate. Die ideale Schlupftemperatur liegt zwischen 25 °C und 30 °C. Innerhalb von 24 bis 48 Stunden schlüpfen die Nauplien und sammeln sich an der hellsten Stelle des Behälters. Vor dem Verfüttern muss das Salzwasser abgespült werden. Da die Nauplien kurz nach dem Schlupf aufgrund der Dotterreserven den größten Nährwert aufweisen, sollten sie möglichst sofort verfüttert werden.
Autor: Christina H.
Bilder: Christina H. (Mehlwurm), Samirah S. (Heuschrecken, Blattläuse, Wasserfloh)
Tina B. (Enchyträen), Wikipedia (Salinenkrebse)
erschienen in TierZeit Ausgabe 9
24. August 2014