Ein oft falsch verstandener Spruch mit schweren Folgen
Dieses Phänomen tritt nicht nur in den USA, sondern mittlerweile auch sehr häufig bei uns in Deutschland auf: übergewichtige Tiere. Schätzungsweise ein Drittel bis die Hälfte aller Katzen und etwa die Hälfte aller Hunde leiden an Übergewicht. Doch wie kommt es überhaupt dazu und wie kann ich als verantwortungsvoller Halter ein zu hohes Gewicht meines Hundes oder meiner Katze vermeiden?
Übergewicht bei Tieren entsteht ebenso wie beim Menschen: Wird mehr Energie aufgenommen als benötigt, wird der Überschuss als Fett gespeichert. Der jeweilige Energiebedarf eines Tieres setzt sich aus seinem Erhaltungsbedarf und dem Bedarf für zusätzliche Leistung zusammen. Er ist daher sehr individuell und hängt von unterschiedlichen Faktoren wie beispielsweise Bewegung, Trächtigkeit oder Wachstum ab. Oft liegt die Ursache daher in der falschen, nicht an den Bedarf angepassten Ernährung. Entweder füttert der Halter zu viel, weil das Tier ständig bettelt oder weil er der Einfachheit halber dauerhaft einen Napf mit Trockenfutter zur Verfügung stellt. Oder es wird ungeeignetes Futter angeboten wie Essensreste vom Tisch oder zu viele Leckerchen zwischendurch. Gerade in der heutigen Zeit, in der viele Katzen nur noch in der Wohnung gehalten werden (können) und die Gassizeiten für Hunde bei Vollzeit‐Berufstätigen immer weniger werden, hat dies massive Auswirkungen auf das Gewicht der Tiere.
Dabei sollten wir – egal wie verliebt uns die großen Kulleraugen gerade ansehen – nie vergessen, was für Konsequenzen Übergewicht für unsere Lieblinge haben kann. Gesundheitlich kann es zu Folgeerkrankungen führen, beispielsweise zu Diabetes, Stoffwechselerkrankungen oder Erkrankungen des Herz‐Kreislauf‐Systems. Das Immunsystem wird schwächer, das Narkoserisiko erhöht sich und der Bewegungsapparat kann Schaden nehmen. Die Tiere werden träge und verbringen immer mehr Zeit mit Schlafen oder Dösen. Besonders Katzen können sich nur noch schwer putzen und ihr Fell verfilzt.
Die überflüssigen Fettpolster werden in zwei Stufen unterteilt: Überschreitet das Gewicht von Hund oder Katze bis zu 15 Prozent das Idealgewicht, ist das Tier übergewichtig. Mehr als 15 Prozent an zusätzlichen Fettpolstern werden als Fettleibigkeit (Adipositas) eingestuft. Zu erkennen sind beide Formen am besten über das Ertasten der Rippen. Bei Hunden und Katzen sollten diese mit leichtem Druck gut zu spüren sein. Sind die Rippen nur schwer ertastbar, ist das Tier übergewichtig; sind sie gar nicht mehr zu fühlen, ist das Tier fettleibig. Die Taille sollte schlank und gut erkennbar sein. Zeichnet sich bereits ein Bauch nach unten und zu den Seiten ab, ist das Tier zu dick. Sollte nur der Bauch dick sein, ist ein Besuch beim Tierarzt angeraten, denn es könnte sich beispielsweise um eine Flüssigkeitsansammlung anstelle von Übergewicht handeln.
Wie also verhindere ich die ungewollte Entstehung von Speckrollen?Im Prinzip ist es ganz einfach: Hunde und Katzen sollten nicht permanent Futter zur Verfügung haben, sondern an feste Futterzeiten gewöhnt werden. Leckerchen müssen bei der Berechnung der gesamten Tagesration berücksichtigt werden. Das Futter sollte den Bedürfnissen des jeweiligen Haustiers entsprechen und nicht von unseren eigenen Tellern stammen. Wir als Halter sind außerdem für ein ausreichendes Maß an Bewegung verantwortlich – bei Wohnungskatzen zum Beispiel mittels katzengerechter Gestaltung der Wohnung, bei Hunden über die täglichen Spaziergänge.
Autor: Katharina U.
Bild: Alex S.
erschienen in TierZeit Ausgabe 11
14. Juni 2015
Zum Weiterlesen:
»Der ist aber schön kuschelig« – Ein Erfahrungsbericht zum Übergewicht bei Hunden