Ein Erfahrungsbericht über den richtigen Untergrund
Der Bodengrund – auch Substrat genannt – ist ein essentieller Teil des Terrariums. Trotzdem ist vielen Terrarianern die Bedeutung der Wahl des richtigen Substrates für ihr Tier nicht wirklich bewusst. Im Folgenden möchte ich auf einen interessanten Weg eingehen – den des kleinen Ökosystems im Bodengrund.
Wie viel »Natur« darf ins Terrarium?
Wer viel im Internet und in Büchern liest, wird feststellen, dass sofort darauf hingewiesen wird, aus der Natur in das Terrarium eingebrachte Gegenstände – seien dies Holz, Steine oder Erden – vor der Verwendung auszubacken, abzukochen oder anderweitig zu desinfizieren. Vielfach ist auch die Rede von einer hygienischen Haltung, welche die Verwendung von Küchenrolle und Zeitungspapier als Substrat und halbierten Toilettenpapierrollen als Verstecke vorsieht. Schließlich sei jede Art von Bakterienwachstum oder gar »Krabbeltiere« im Terrarium unerwünscht. Diese Thesen werden damit begründet, dass die Terrarientiere nicht unnötigen Risiken ausgesetzt werden.
Wenn »Natur«, dann bleibt es oft bloß bei zwei bis drei Zentimetern steriler Erde aus dem Fachhandel. Dazu ein paar Kunstpflanzen und fertig ist das »Biotop Terrarium«?
Erst seit vergleichsweise kurzer Zeit kommt ein alternativer Haltungsansatz immer mehr in das Licht der Öffentlichkeit – das »natürliche« Terrarium. Es wird nicht mehr bloß Erde abgekocht und eingebracht, sondern bewusst ohne irgendwelche Behandlung in das Terrarium gegeben. Vielfach haben nämlich Terrarianer festgestellt, dass die Kleinstlebewesen – Asseln, Springschwänze, Bakterien und andere – zum einen helfen, das Terrarium sauber zu halten, und zum anderen auch das Immunsystem der Terrarienbewohner stärken.
Für diese Variante der Terrariengestaltung eignen sich sehr viele Terrarientypen. Beispielsweise lassen sich so wunderbar Kornnattern in Waldterrarien, Teppichpythons in Regenwaldterrarien, Rotbauchunken in Aquaterrarien, aber auch Chamäleons und Taggeckos pflegen.
Meine eigene Erfahrung
Ich persönlich bringe Waldboden in meine Terrarien ein. Dabei streiche ich die oberste Laubschicht mit der Hand weg und beginne dann mit einer kleinen Schaufel, meinen Eimer zu füllen. Ich habe damit nur gute Erfahrungen gemacht. Befreundete Terrarianer greifen auf Erden aus dem Baumarkt oder dem Fachhandel zurück und »impfen« diesen mit ebenfalls im Fachhandel erhältlichen Springschwänzen und weißen Asseln. Beide Methoden führen zu einem gut funktionierenden Terrarium und sind eine Frage des Aufwands – wer den Wald vor der Tür hat, braucht nicht in den Baumarkt zu fahren und andersherum.
Die Vorteile dieses lebenden Bodens liegen klar auf der Hand. Kot‐ und Urinreste werden von dem kleinen Putztrupp im Boden ebenso verwertet wie abgestorbene Blätter und Wurzeln. Einzig und allein muss darauf geachtet werden, den Bodengrund zumindest stellenweise immer leicht feucht zu halten, da Asseln und Springschwänze keine Trockenheit vertragen.
Autor: Andre F.
Bild: Andre F.
erschienen in TierZeit – Ausgabe 12
13. Dezember 2015