Zwei meiner treuen Freunde verließen mich bereits
Jeder Tierhalter muss sich damit auseinandersetzen, dass das eigene Haustier nicht so lange lebt wie er selbst, einige sehr alt werdende Tiere wie Schildkröten oder Papageien ausgenommen. Doch wie wir mit dem Tod unseres geliebten Haustieres umgehen, ist sehr individuell.
Ich selbst musste bereits zweimal mit einem meiner Hunde diesen Weg gehen. Hexe, meine erste Scottish‐Terrier‐Hündin, war zu diesem Zeitpunkt elf Jahre alt. Sie war immer eine fröhliche, aufgeweckte Hündin. Bereits ein Jahr vor ihrem Tod hatte der Arzt ein beginnendes Leberversagen diagnostiziert. Ich habe versucht, die ihr verbliebene Zeit so schön wie möglich zu gestalten. Ihr eigener Körper vergiftete sich innerlich aber immer mehr und sie wurde zunehmend schwächer. Dann kam der Tag: Sie hatte keine Kraft mehr, weshalb ich mit meinem Tierarzt einen Termin vereinbarte. Hexe bekam die Narkosespritze und schlief friedlich in meinen Armen ein. Die letzte Spritze setzte der Arzt, als sie auf dem Behandlungstisch lag. Ich habe sie so lange gestreichelt und ihr gesagt, was für ein toller Hund sie war, bis der Arzt mir sagte, dass sie nicht mehr lebt. Es war kein schöner Weg, aber ich wollte ihr weitere Leiden und Schmerzen ersparen.
Meine zweite Scottiehündin Amber war neun Jahre alt, als der Arzt mir – nach einer Blutuntersuchung – erklärte, dass die Organe, speziell wieder die Leber, aufhörten ausreichend zu arbeiten. Zwei Jahre haben wir dann noch zusammen verbracht. Eines Morgens wurde ich wach und wollte sie begrüßen, dabei musste ich feststellen, dass sie in der Nacht für immer eingeschlafen war. Rückblickend kann ich sagen, dass es das Beste für Amber war. Die Blutwerte, die noch zwei Tage vorher bestimmt wurden, zeigten, dass die Leber gar nicht mehr arbeitete und keine Chance auf Heilung bestand.
Die Liebe zu seinem Tier zeigt ein Tierhalter auch damit, dass er das Leiden und die Schmerzen seines Haustieres beendet und ihm einen würdigen Tod ermöglicht. Die Möglichkeit, diesen letzten Weg zu Hause mit dem Tier zu gehen – entweder durch einen Hausbesuch des Tierarztes oder durch Nichteingreifen — würde ich inzwischen der sterilen Atmosphäre in einer Praxis vorziehen. Den letzten Weg mit seinem Tier zu gehen, ist für einen Tierhalter niemals einfach. Aber es sollte immer im Sinne des Tieres entschieden werden, unabhängig davon, wie sehr das Loslassen schmerzt. Denn vor allem eines ist dabei von Bedeutung: Im Nachhinein, wenn sich die aufwühlenden Gefühle gelegt haben, wird sich die Entscheidung, sein Tier gehen gelassen zu haben, als richtig erweisen – weil ihm so ein womöglich unnötig langer Leidensweg erspart werden konnte.
Autor: Kirsten T.
Bilder: Kirsten T.
erschienen in TierZeit Ausgabe 6
11. August 2013
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