Wie ich Abschied nahm

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Zwei meiner treuen Freunde verließen mich bereits

Jed­er Tier­hal­ter muss sich damit auseinan­der­set­zen, dass das eigene Hausti­er nicht so lange lebt wie er selb­st, einige sehr alt wer­dende Tiere wie Schild­kröten oder Papageien ausgenom­men. Doch wie wir mit dem Tod unseres geliebten Haustieres umge­hen, ist sehr indi­vidu­ell.

Kirsten T - Wie ich Abschied nahm (Hexe)Ich selb­st musste bere­its zweimal mit einem mein­er Hunde diesen Weg gehen. Hexe, meine erste Scottish‐Terrier‐Hündin, war zu diesem Zeit­punkt elf Jahre alt. Sie war immer eine fröh­liche, aufgeweck­te Hündin. Bere­its ein Jahr vor ihrem Tod hat­te der Arzt ein begin­nen­des Leberver­sagen diag­nos­tiziert. Ich habe ver­sucht, die ihr verbliebene Zeit so schön wie möglich zu gestal­ten. Ihr eigen­er Kör­p­er vergiftete sich inner­lich aber immer mehr und sie wurde zunehmend schwäch­er. Dann kam der Tag: Sie hat­te keine Kraft mehr, weshalb ich mit meinem Tier­arzt einen Ter­min vere­in­barte. Hexe bekam die Narkos­espritze und schlief friedlich in meinen Armen ein. Die let­zte Spritze set­zte der Arzt, als sie auf dem Behand­lungstisch lag. Ich habe sie so lange gestre­ichelt und ihr gesagt, was für ein toller Hund sie war, bis der Arzt mir sagte, dass sie nicht mehr lebt. Es war kein schön­er Weg, aber ich wollte ihr weit­ere Lei­den und Schmerzen ers­paren.

Kirsten T. - wie ich Abschied nahm (Amber)Meine zweite Scot­tiehündin Amber war neun Jahre alt, als der Arzt mir – nach ein­er Blu­tun­ter­suchung – erk­lärte, dass die Organe, speziell wieder die Leber, aufhörten aus­re­ichend zu arbeit­en. Zwei Jahre haben wir dann noch zusam­men ver­bracht. Eines Mor­gens wurde ich wach und wollte sie begrüßen, dabei musste ich fest­stellen, dass sie in der Nacht für immer eingeschlafen war. Rück­blick­end kann ich sagen, dass es das Beste für Amber war. Die Blutwerte, die noch zwei Tage vorher bes­timmt wur­den, zeigten, dass die Leber gar nicht mehr arbeit­ete und keine Chance auf Heilung bestand.

Die Liebe zu seinem Tier zeigt ein Tier­hal­ter auch damit, dass er das Lei­den und die Schmerzen seines Haustieres been­det und ihm einen würdi­gen Tod ermöglicht. Die Möglichkeit, diesen let­zten Weg zu Hause mit dem Tier zu gehen – entwed­er durch einen Haus­be­such des Tier­arztes oder durch Nichte­in­greifen — würde ich inzwis­chen der ster­ilen Atmo­sphäre in ein­er Prax­is vorziehen. Den let­zten Weg mit seinem Tier zu gehen, ist für einen Tier­hal­ter niemals ein­fach. Aber es sollte immer im Sinne des Tieres entsch­ieden wer­den, unab­hängig davon, wie sehr das Loslassen schmerzt. Denn vor allem eines ist dabei von Bedeu­tung: Im Nach­hinein, wenn sich die aufwüh­len­den Gefüh­le gelegt haben, wird sich die Entschei­dung, sein Tier gehen gelassen zu haben, als richtig erweisen – weil ihm so ein wom­öglich unnötig langer Lei­densweg erspart wer­den kon­nte.

Autor: Kirsten T.
Bilder: Kirsten T.

erschienen in TierZeit Aus­gabe 6
11. August 2013

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