Das Otterzentrum in Hankensbüttel
Natur pur auf sechs Hektar Land, ein informativer Rundweg, ein Restaurant, ein Shop für Souvenirs, Bücher und Spielzeug, Entdeckungen für Erwachsene und spannende Spielmöglichkeiten für Kinder – das vereint das Otterzentrum der »Aktion für Fischotter e. V.« am südlichen Rand der Lüneburger Heide. Doch hinter dem Tierpark steckt noch mehr, nämlich das Engagement für zahlreiche Natur‐ und Artenschutzprojekte.
Etwas außerhalb des Ortes Hankensbüttel ermöglicht der Tierpark den Menschen, in die Welt der Marder, Dachse, Otter und der Otterhunde einzutauchen sowie einen Einblick in die vielfältigen und erfolgreichen Projekte des Vereins zum Schutz der Tiere zu erlangen. Ein schöner Rundgang führt von Tierart zu Tierart und informiert auf Schildern über die einzelnen Bewohner des Zentrums. Das Personal kann nicht nur bei der Fütterung beobachtet werden, sondern steht jederzeit bei Fragen zur Verfügung. Die Fütterungszeiten und die Standorte der verschiedenen Gehege stehen in einem Prospekt, den die Besucher zusammen mit den Eintrittskarten an der Kasse erhalten.
Die Vielfalt der zu beobachtenden Tiere ist groß. Neben den Bewohnern der Gehege (Otter, Baum‐ und Steinmarder, Dachse, Nerze und Iltisse) gibt es in den angelegten Wasserflächen einheimische Libellen, Frösche und verschiedene Vögel zu sehen. Ein Storchennest, das in jedem Jahr genutzt wird und von dem schon einige Jungstörche in die Freiheit geflogen sind, kann aus einiger Entfernung beobachtet werden. Für die kleinen Besucher gibt es neben den lebendigen Tieren allerhand Spannendes zu entdecken. Das Angebot umfasst unter anderem Wasserspielplätze, das spielerische Zuordnen von Spuren einiger Tierarten sowie einen kleinen Seilgarten, um die Balance zu testen. Hunde dürfen nicht mit auf das Gelände genommen werden!
In einem Ausstellungsraum stellt »Aktion für Fischotter e. V.« seine Aufgaben in der freien Natur vor. Der Verein setzt sich mit einer Vielzahl an Projekten für den Schutz der einheimischen Fischotter und Biber ein. Das Hauptaugenmerk liegt darin, geeignete Lebensbedingungen für die dauerhafte Wiederansiedlung der Tiere zu schaffen. Die Tiere benötigen langsam fließende Gewässer mit flachen, geschützten Uferbereichen, um erfolgreich jagen und ihre Jungen aufziehen zu können. Daher gehören zu den Projekten die Renaturierung der Flüsse Ise, Aller, Ohne und Alster sowie von kleineren Bächen zur Wiederherstellung der natürlichen Gewässerlandschaft. Dies geschieht beispielsweise durch Totholzeinbringung, um die Strömung zu brechen und für eine natürlichere Fließgeschwindigkeit und -richtung zu sorgen sowie der Bepflanzung der Ufer mit Sträuchern.
Es wird weiterhin versucht, Lebensraumkorridore für den Fischotter zu schaffen. Das heißt, es soll ein zusammenhängendes Gewässer‐ und Wegenetz entstehen, was überregional und ohne Hindernisse und Gefahren von den Fischottern genutzt werden kann. Dieses als »das blaue Metropolnetz« bekannte Projekt bezieht sich insbesondere auf die Fischotterwege zwischen Niedersachsen, Hamburg und Schleswig‐Holstein. Hierfür muss den Tieren unter anderem die Möglichkeit gegeben werden, von Straßen überbaute Gewässer durchqueren zu können, damit sie nicht den gefahrvollen Weg über die Straße nutzen müssen. Durch die Aufschüttung mit Kies am Uferrand oder die Anbringung von Laufbrettern unter den Überbauungen sollen trockene Gewässerrandstreifen geschaffen werden, welche die Otter auf ihren Streifzügen nutzen können. Mit Hilfe moderner Methoden wird errechnet, an welchen Stellen sich diese Maßnahmen besonders eignen, um getrennte Populationen wieder zu verbinden und damit neue Lebensraumkorridore zu schaffen. Es konnte beobachtet werden, dass diese Maßnahmen bislang schon zu Erfolgen geführt haben und an diesen Stellen wieder mehr Jungtiere in freier Natur aufgezogen wurden. Dies ist ein schöner Lohn für die »Aktion Fischotterschutz e. V.«
Darüber hinaus bemüht sich die »Aktion für Fischotter e. V.« auch um Aufklärung: Neben den zahlreichen Informationsmöglichkeiten in Hankensbüttel können in einzelnen Regionen sogenannte »Otterpfade« und Lernstationen besucht werden – alles unter dem Motto »Natur und Fischotter erleben.«
Doch warum der Fischotter? Der Verein begreift diesen Säuger als Repräsentanten ökologisch intakter Gewässersysteme, welche für eine nachhaltige Entwicklung unserer Umwelt entscheidend seien. Dabei sind andere Marderarten ebenso mitinbegriffen wie der Fischotter. Der Verein legt sowohl auf ein Zusammenspiel aus Forschung, Biotopentwicklung und Naturschutzbildung als auch auf die Berücksichtigung ökonomischer und sozialer Bedürfnisse des Menschen wert.
Autoren: Tanja H., Carina T. und Jacqueline G.
Bilder: Aktion Fischotterschutz e. V.
erschienen in TierZeit Ausgabe 8
27. April 2014