Zwei Betroffene berichten von ihrer Erfahrung
Wer selbst nicht von Allergien betroffen ist, sieht diese Thematik meist sehr locker und greift schnell zu Floskeln wie »Haltungsoptimierung und -änderung« oder »Medikamenteneinnahme«. Oft hören Betroffene sogar von falsch verstandener Tierliebe, Egoismus und mangelnder Willenskraft, wenn sie ihre Tiere aufgrund einer Allergie notgedrungen und schweren Herzens abgeben mussten. Dabei haben die betroffenen Halter selbst schon eine anstrengende Odyssee hinter sich und nicht jede endet mit einem Happy End für Tier und Halter. Im Gespräch mit der TierZeit berichteten zwei Betroffene von ihrem schwierigen Weg.
Abgabe war die letzte Möglichkeit
Als ich 14 Jahre alt war, zog mein erster Wellensittich bei mir ein. Mit Beginn des Studiums teilte ich mir mein WG‐Zimmer bereits mit fünf dieser kleinen Papageien, die mich insgesamt sieben Jahre begleiteten. Mit den letzten drei Neuzugängen – und demzufolge dann acht Wellensittichen – kamen die ersten Beschwerden auf. Es begann mit einer juckenden Nase, später fühlte sich der komplette Hals sehr rau und kratzig an. Meine persönliche Schmerzgrenze war erreicht, als ich eine Nies‐ und Hustenattacke nach der anderen bekam und ständig mit roten, tränenden Augen zu kämpfen hatte. Das war der Zeitpunkt, an dem ich realisierte, dass ich den Tieren nicht mehr gerecht werden kann. Direkte Interaktionen mit ihnen habe ich so gut es ging vermieden. Ich verbrachte inzwischen den Großteil des Tages außer Haus, um ordentlich durchatmen zu können. Der mit Besserungsversuchen gespickte Weg bis hin zu der ernüchternden Erkenntnis, dass ich damit sowohl mir selbst als auch den Tieren schadete, war der schwierigste und traurigste Abschnitt in meiner Zeit als Vogelhalter. Eine Vermittlung erschien mir nach etwa einem halben Jahr der beste Weg – nicht nur für mich, sondern auch für die Wellensittiche. Nun, zwei Jahre später, kann ich dank Fotos und E‐Mails trotzdem noch am Leben meiner ehemaligen Schützlinge teilhaben.
Gewöhnung an die eigene Katze
Ich habe die ersten Anzeichen von einer Allergie erst nach ungefähr zwei Jahren bemerkt: Die Augen juckten und die Nase lief. Als der Hals‐Nasen‐Ohren‐Arzt meine Katzenhaarallergie bestätigte, riet er mir, auf eine Katze als Haustier zu verzichten – er wusste zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht, dass schon seit zwei Jahren ein Kater bei uns wohnte. Unser Nicky durfte natürlich nicht ins Schlafzimmer und auch das Schmusen und inniges Streicheln wurden ab sofort unterlassen. Bei Bedarf nahm ich das Allergiemedikament »Cetirizin« ein, zusätzlich wurde der Kater von meinem Mann täglich sehr intensiv gebürstet. Nach etwa einem bis anderthalb Jahren merkte ich, dass meine Cetirizin‐Einnahme merklich abnahm und ließ es mir von meinem Hausarzt so erklären: Mein Immunsystem hatte sich wohl mit unserer Katze arrangiert. Die Allergie war nicht weg, aber die Intensität nahm ab. Besuche ich allerdings meine Nachbarn und ihre Katzen, beginnt alles wieder von vorne.
Mein Fazit: Der Körper kann auch ohne medizinische Maßnahmen mit dem Tier klarkommen, sofern er es schafft, sich selbst zu sensibilisieren. Dies wird bestimmt nicht in allen Fällen funktionieren, aber bei uns hat es geklappt. Ich bin über diesen Verlauf sehr froh und hoffe, dass wir noch viel Zeit mit unserem Nicky verbringen dürfen.
Autoren: Tina B. und Sylke F.
Bild: Tina B.
erschienen in TierZeit Ausgabe 7
15. Dezember 2013