Der Schildkrötenteich

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Artgerechte Schildkrötenanlage im Garten

 

Gar­ten­te­iche liegen seit eini­gen Jahren im Trend. Neben einem Naturte­ich ohne eigens einge­bracht­en Besatz oder einem Fis­chte­ich, beset­zt mit Gold­fis­chen oder Kois, kann auch ein Teich mit Wasser­schild­kröten gepflegt wer­den. Die wasser­lieben­den Rep­tilien kön­nen artab­hängig während der Som­mer­monate oder sog­ar ganzjährig im Freien gehal­ten wer­den.

Der SchildkrötenteichUm Schild­kröten im Gar­ten­te­ich art­gerecht hal­ten zu kön­nen, gilt es einiges zu beacht­en. Neben ein­er voll­son­ni­gen Lage benöti­gen sie große Flach­wasser­bere­iche von 20 bis 30 Zen­time­ter Tiefe mit leicht zu erre­ichen­den Ausstiegsmöglichkeit­en. Da han­del­sübliche Fer­tigte­iche solche Bere­iche nicht in aus­re­ichen­der Form bieten, sollte auf Folien­te­iche zurück­ge­grif­f­en wer­den. Der Ausstieg kann den Tieren durch eine Folie mit Kokos­faser­mat­ten oder ein­er dün­nen, aufger­aut­en Schicht Beton erle­ichtert wer­den.

Der Teich sollte einen Bere­ich von min­destens 50 Zen­time­ter Tiefe aufweisen. Damit jedoch für die ganzjähri­gen Bewohn­er eine frost­freie Über­win­terung garantiert wer­den kann, darf die Wasser­tiefe einen Meter nicht unter­schre­it­en. Der Teich muss mit ein­er aus­re­ichend guten Fil­terung aus­ges­tat­tet sein, da Wasser­schild­kröten eine große Menge an Auss­chei­dun­gen pro­duzieren, die das Wass­er belas­ten. Eine üppig bepflanzte Flach­wasser­zone schafft Möglichkeit­en zum Ver­steck­en und dient als Sichtschutz. Für den Rand­bere­ich eignen sich beispiel­sweise Kalmus, Rohrkol­ben und Wasser­schwertlilie. In den Teich selb­st kön­nen Hornkraut, Wasser­pest, Wasser­lin­sen sowie viele andere ungiftige Wasserpflanzenarten einge­bracht wer­den. Einige Schild­kröte­narten, ins­beson­dere Schmuckschild­kröten, ernähren sich bevorzugt von den Wasserpflanzen, sie müssen deshalb regelmäßig erset­zt wer­den. Wasser­schild­kröten benöti­gen aus dem Wass­er ragende Baum­stämme. Diese son­ni­gen und trock­e­nen Plätze dienen den Schild­kröten zum Wär­men, um ihre benötigte Aktiv­ität­stem­per­atur zu erre­ichen. Im Ide­al­fall wird über dem Son­nen­platz eine Außen­lampe befes­tigt, damit sich die Tiere auch bei schlechtem Wet­ter aufwär­men kön­nen. Weib­liche Schild­kröten benöti­gen einen Eiablage­hügel außer­halb des Wassers. Dieser sollte sich an ein­er voll­son­ni­gen Stelle an der Nord­seite der Anlage befind­en.

Der Schildkrötenteich 2Die gesamte Anlage muss aus natur‐ und tier­schutzrechtlichen Grün­den aus­bruchssich­er eingezäunt wer­den. Dafür eignen sich min­destens 50 Zen­time­ter hohe und glattwandi­ge Ein­friedun­gen. Zur aus­bruch­sicheren Umzäu­nung kön­nen beispiel­sweise Mauern und Pal­isaden ver­wen­det wer­den. Wasser­schild­kröten ernähren sich durch kleine Wassertiere und Wasserpflanzen zwar zu einem Teil selb­st, müssen aber den­noch mit Regen­würmern, Nack­tsch­neck­en, Gelatine­fut­ter, getrock­neten Bach­flohkreb­sen und getrock­neten Gar­ne­len zuge­füt­tert wer­den. Während der Füt­terung beste­ht die Möglichkeit, die Anzahl und den Gesund­heit­szu­s­tand der Tiere zu kon­trol­lieren. Dies kann sich in Außen­hal­tung als dur­chaus schwierig erweisen, da die Tiere mehr Ver­steck­möglichkeit­en vorfind­en und in den tief­er­en Bere­ichen kaum zu sehen sind. Schild­krö­ten­te­iche kön­nen bei aus­re­ichen­der Tiefe und genü­gend Schwimm­raum mit Beifis­chen wie kurzflos­si­gen Gold­fis­chen oder Kois beset­zt wer­den. Die Fis­che müssen hierzu aber für die ganzjährige Hal­tung im Teich geeignet sein. Kleinere oder langsame Fis­che wer­den von den Schild­kröten gerne gefressen.

Nicht alle Wasser­schild­kröte­narten eignen sich für die Außen­hal­tung. Neben der ein­heimis­chen Europäis­chen Sumpf­schild­kröte (Emys orbic­u­laris), die dauer­haft im Gar­ten­te­ich gehal­ten wer­den kann, kön­nen außer­dem Arten wie die Nördliche Rotbauch‐Schmuckschildkröte (Pseude­mys rubriven­tris) und die nördlichen Unter­arten der Zier­schild­kröte (Chry­se­mys pic­ta bel­lii, C. p. pic­ta, C. p. mar­gina­ta) für die frost­freien Monate des Jahres im Teich gepflegt wer­den. Zum Über­win­tern müssen diese Arten jedoch aus dem Teich her­aus­ge­fan­gen und in einen Kühlschrank oder Keller über­führt wer­den. Einige weit­ere Arten kön­nen während der war­men Som­mer­monate von Juni bis August kurzzeit­ig im Außen­bere­ich gehal­ten wer­den. Hierzu zählen die Rotwangen‐Schmuckschildkröte (Tra­che­mys scrip­ta ele­gans), die Hieroglyphen‐Schmuckschildkröte (Pseude­mys concin­na concin­na), die Gelbwangen‐Schmuckschildkröte (Tra­che­mys scrip­ta scrip­ta) und die Cumberland‐Schmuckschildkröte (Tra­che­mys scri‐pta troost­ii).

Die Hal­tung von Schild­kröten im Gar­ten­te­ich erfordert viel Pla­nung und Vor­bere­itung. In ein­er art­gerecht gebaut­en Schild­krö­te­nan­lage wird der informierte Hal­ter jedoch täglich mit dem Anblick der Tiere beim Son­nen auf dem Holzs­tamm oder beim Dösen in den durchkrauteten Flach­wasser­bere­ichen belohnt.

Autor: Christi­na H.
Bilder: Alex S. (Einzelti­er, aufgenom­men im Tier­park Dählhöl­zli Bern),
Rep­tilien­auf­fangsta­tion München (Rei­he von Tieren)

erschienen in TierZeit Aus­gabe 8
27. April 2014

 

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