Die Feld­ham­sterzucht­sta­tion

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Ein Mannheimer Pro­jekt zur Wieder­an­sied­lung des Feldhamsters

 

Einst war der Feld­ham­ster in unser­er Kul­tur­land­schaft so weit ver­bre­it­et, dass er als Plage ange­se­hen und jahre­lang bekämpft wurde. Dadurch und auf Grund der fortschre­i­t­en­den Entwick­lung der Land­wirtschaft wurde er nahezu aus­gerot­tet. Heute ste­ht er auf der Roten Liste der gefährde­ten Tiere der Bun­desre­pub­lik Deutsch­land.

Tobias S - FeldhamsterzuchtstationDie Feld­ham­sterzucht­sta­tion im Hei­del­berg­er Zoo wurde durch das »Arten­hil­f­spro­gramm Feld­ham­ster« der Stadt Mannheim ini­ti­iert. In der Sta­tion wird ver­sucht, durch gezielte Zucht und Auswilderung eine kon­stante Feld­ham­ster­pop­u­la­tion zu schaf­fen und zu sich­ern. Im Jahr 2004 wurde die Zucht­sta­tion fer­tiggestellt und beherbergt derzeit 200 Feld­ham­ster. Im Zeitraum vom Mai bis August wer­den die Tiere miteinan­der ver­paart. Pro Wurf erblick­en in der Hei­del­berg­er Zucht­sta­tion durch­schnit­tlich sieben Jungtiere das Licht der Welt. Wenn die Ham­ster ein Alter von min­destens neun Monat­en erre­icht haben, begin­nt die Auswilderung. Diese find­et nur in den war­men Som­mer­monat­en statt, da die Felder zu dieser Zeit noch nicht abgeern­tet sind und den Feld­ham­stern somit Schutz und ein großes Fut­terange­bot bieten. Um eine spätere Pop­u­la­tion­skon­trolle effizient durch­führen zu kön­nen, ist jed­er Feld­ham­ster, der die Sta­tion ver­lässt, gechipt. Einige tra­gen auch zusät­zlich für kurze Zeit Hals­band­sender, sodass neue Baue ein­fach­er lokalisiert wer­den kön­nen. Etwa 40 von 150 Zöglin­gen verbleiben jährlich für die Zucht in der Sta­tion. Damit die Feld­ham­ster einen ein­facheren Start in ihr neues Leben bekom­men, wer­den sie mit ein­er Röhre in ein vorge­grabenes Loch auf einem Feld geset­zt. Doch zum erfol­gre­ichen Auswildern gehört weit mehr als der per­fek­te Stan­dort. Da Feld­ham­ster nach­tak­tiv sind, wur­den die ersten Auswilderungsver­suche am Abend durchge­führt. Auf­grund der neuen Sit­u­a­tion und nach­tak­tiv­en Fress­feinde über­lebten jedoch viele der Ham­ster die erste Nacht im Freien nicht. Seit­dem find­et die Auswilderung am Mor­gen statt. Die zusät­zliche, ungestörte Eingewöh­nungszeit führte zu ein­er Über­leben­srate von 80 Prozent in den ersten vier Wochen.

Trotz der Auswilderungser­folge bessert sich der Zus­tand der Feld­ham­ster­pop­u­la­tion nur sehr langsam. Ein Grund für die Stag­na­tion ist der zunehmende Straßen­bau. Dieser führt dazu, dass Leben­sräume voneinan­der getren­nt wer­den und diese »Insel­bevölkerun­gen« schlussendlich genetisch ver­ar­men. Die Wieder­an­sied­lung der kleinen Nag­er ist ein wichtiges Pro­jekt, welch­es in allen Teil­bere­ichen viel Aufmerk­samkeit und Hil­festel­lung benötigt. Beson­ders die Unter­bringung der Tiere in den Sta­tio­nen birgt Schwierigkeit­en. Das Gehege muss so gestal­tet sein, dass sich die Ham­ster ihrer Natur entsprechend ein­graben, die Pfleger sie aber trotz­dem für regelmäßige Gesund­heit­skon­trollen ein­fach ein­fan­gen kön­nen. Daher wer­den immer Ideen gesucht, wie den Ham­stern eine abwech­slungsre­iche Zeit in der Sta­tion geboten wer­den kann.

Sach‐ und Fut­ter­spenden kön­nen jed­erzeit bei der Ham­ster­hütte im Hei­del­berg­er Zoo abgegeben wer­den.
Inter­ne­tauftritt: www.zoo-heidelberg.de/feldhamster
Ansprech­part­ner: Ulrich Wein­hold

Autor: Tina B.
Bild: Tobias S. (Feld­ham­sterzucht­sta­tion)

erschienen in TierZeit Aus­gabe 9
24. August 2014

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