Ein Unterschlupf für heikle Pfleglinge
»Die Auffangstation für Reptilien, München e.V.« im Herzen der Stadt München ist für viele ausgesetzte, entlaufene oder aufgrund von privaten Problemen abgegebene Amphibien, Reptilien und Wirbellosen die letzte Rettung. Nicht nur verletzten einheimischen oder exotischen Tieren wird in einer der größten und ältesten Auffangstationen für Reptilien in Deutschland geholfen. Behördlich beschlagnahmte Tiere finden dort ebenfalls eine vorübergehende Bleibe, bis sie ein Zuhause gefunden haben.
Leiter der Reptilienauffangstation in München ist Herr Dr. Markus Baur. Zusammen mit vier Tierärzten, drei Zootierpflegern, einem Auszubildenden und einigen ehrenamtlichen Helfern werden rund 500 Tiere täglich mit allem Nötigen, auch medizinisch, versorgt. Neben Land‐ und Wasserschildkröten, grünen Leguanen, Bartagamen, Kornnattern und Tigerpythons, die in großen Mengen abgegeben werden, finden auch viele andere Reptilien‐, Amphibien‐, Wirbellose‐ und Fischarten einen vorläufigen Unterschlupf. Selbst streng geschützte oder als gefährlich eingestufte Tiere, wie Giftschlangen, Kaimane oder große Würgeschlangen, können in extra dafür gebauten Anlagen untergebracht werden. Die oftmals kranken oder stark geschwächten Neuzugänge werden gründlich untersucht und durchlaufen eine mehrwöchige Quarantänezeit. Während des gesamten Aufenthalts in der Reptilienauffangstation werden die Tiere tierärztlich betreut. Gesunde Tiere werden anschließend in artgerechte Haltung weitervermittelt. Mittelfristig soll es auch große Anlagen für die Reptilien geben, die aufgrund ihrer Erkrankung, ihres Alters oder sonstigen Einschränkungen nicht mehr vermittelt werden können.
Zusätzlich zu der Pflege, der ärztlichen Versorgung und der Weitervermittlung der Tiere, leistet die Auffangstation für Reptilien Öffentlichkeitsarbeit. Neben der Aufklärung im Tier‐ und Artenschutz bietet sie Schulungen für Tierschutzorganisationen, Feuerwehren und für die Polizei an. Darüber hinaus werden Führungen durch die Räumlichkeiten der Auffangstation für kleinere Gruppen und Schulklassen angeboten. Ohne die Reptilienauffangstation in München würde es für viele Tiere, auch außerhalb Bayerns, keine Rettung mehr geben. Den örtlichen Tierheimen fehlen häufig Fachkenntnis und Ausstattung, um den heiklen Pfleglingen helfen und sie artgerecht versorgen zu können. Nicht nur für Tierheime und Privatpersonen wird die Auffangstation für Reptilien immer wichtiger, auch Behörden sind immer mehr auf sie angewiesen, um die vielen beschlagnahmten Tiere aus unzureichender Haltung kurzfristig, sicher und artgerecht unterbringen zu können.
Die letzten Jahre wurden für die Auffangstation, die seit dem Jahr 2005 als gemeinnützig anerkannter Verein besteht, immer beschwerlicher. Der Zulauf an Tieren bleibt zwar konstant, aber die gewährten Zuschüsse reichen bei weitem nicht aus, um die entstehenden Kosten zu decken.Leider steigt auch der Platzbedarf stetig an und kann langfristig nicht mehr gedeckt werden. Die Auffangstation benötigt daher dringend neue, größere Räumlichkeiten im Umkreis von München.
Autor: Christina H.
Bilder: Reptilienauffangstation München e.V.
erschienen in TierZeit Ausgabe 5
14. April 2013