Wie gestalte ich den Einzug und wann ist der richtige Zeitpunkt?
In den letzten beiden Ausgaben haben wir uns sowohl mit den Vorbereitungen für die Katzenanschaffung (siehe Tipps zur Katzenanschaffung Teil 1) als auch mit den Vor‐ und Nachteilen möglicher Bezugsquellen auseinandergesetzt (siehe Tipps zur Katzenanschaffung Teil 2). Nun wird es ernst. Der neue Mitbewohner zieht ein! Doch wie gestaltet man den Einzug am besten? Worauf sollte man achten? Und was ist zu beachten, wenn bereits andere Katzen da sind?
Der Zeitpunkt
Ein Umgebungswechsel ist für die meisten Katzen eine sehr stressige Situation. Kommen noch neue Menschen hinzu, die keine Bezugsperson darstellen, erhöht sich der Stress für die Katze erneut.
Da die Situation an sich schon sehr stressig ist, sollte zusätzliche Aufregung unbedingt vermieden werden. Wenn gerade renoviert wird, die lieben Verwandten zu Besuch sind oder eine Geburtstagsparty ansteht, sollte nicht noch zusätzlich eine Katze neu einziehen. Ausserdem ist es ratsam, den Einzug nicht unmittelbar vor einem Urlaub zu planen. Für viele Katzen ist es schon schwer genug, während des Jahresurlaubes auf ihre Menschen zu verzichten und von jemand anderem versorgt zu werden. Für neu eingezogene Katzen ist dies noch stressiger. Ständig neue Personen um sich herum zu haben, kann so manche Katze mächtig verunsichern. Ganz besonders in einer völlig fremden Umgebung.
Auch sollte man den Neuankömmling nicht gerade zwischendurch in der Mittagspause einziehen lassen. Das ist stressig für den Menschen und hat auch Auswirkungen auf die Katze.
Am besten zieht der neue Mitbewohner an einem freien Wochenende ein, damit der Besitzer in den ersten Tagen ein Auge auf die Katze haben kann. Wer möchte, kann auch ein paar Urlaubstage dafür nehmen. Natürlich sind extra Urlaubstage für den Einzug nicht immer zwingend notwendig. Das hängt sehr vom persönlichen Empfinden ab, aber auch vom Charakter der neu einziehenden Katze. Es schadet aber nie, lieber einen Tag mehr Urlaub zu nehmen, als einen weniger.
Grundsätzliches
Da die räumliche Umstellung oftmals schon recht viel für eine Katze ist, sollte möglichst wenig an ihrem bisherigen Leben geändert werden. Es ist daher empfehlenswert, zunächst das bisherige Futter und die Streu des Vorbesitzers weiterzuverwenden, bis sich die Katze eingewöhnt hat. Ein zu schneller Wechsel kann weitere Verunsicherung verursachen. Stressbedingter Durchfall aufgrund des Umzuges kann gelegentlich vorkommen. Durchfall ist bei einem Futterwechsel nicht selten. Eine Kombination beider Situationen sollte besser nicht provoziert werden.
Der Tag des Einzuges
Auch wenn die Aufregung und Spannung groß ist, sollten die neuen Katzenhalter am Tag des Einzuges möglichst gelassen an den neuen Mitbewohner herangehen. Katzen sind sehr sensible Tiere, die Unsicherheit, Anspannung und ähnliches gut wahrnehmen können. Je gelassener der Mensch ist, desto besser gewöhnt sich der Neuzugang ein.
Wichtig ist, dem Neuankömmling Zeit zu lassen. Es lässt sich nichts erzwingen. Katzen zu bedrängen sorgt eher noch dafür, dass ihre Eingewöhnung länger dauert. Sie müssen ihre Umgebung und ihre neuen Mitbewohner eigenständig untersuchen und kennenlernen können. Das gibt ihnen Sicherheit und Selbstvertrauen.
Hat die Katze eine längere und/oder stressige Reisezeit hinter sich, ist es ratsam, sie zunächst alleine in einem separaten Raum unterzubringen. So kann sie erst einmal ankommen und wieder zur Ruhe kommen. Vorsichtig kann sie nun, wenn sie möchte, die ersten Schritte in ihrem neuen Heim gehen.
Die Katze sollte möglichst in der Nähe von einem Katzenklo aus der Transportbox gelassen werden. So kennt sie den Weg zur Toilette bei Bedarf schon und muss nicht erst lange suchen.
Es schadet ebenfalls nicht, bereits einen kleinen Snack anzubieten. Viele Katzen fressen die ersten Tage wenig bis gar nichts. Die Anspannung und Aufregung ist teilweise einfach zu groß, um ans Essen zu denken. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht nötig ist, etwas hinzustellen. Steht Nahrung bereit, frisst die Katze meist auch früher oder später. Sollte sich der Neuzugang gänzlich dem Futter verweigern und deswegen Beunruhigung auftreten, kann ruhig etwas besonders Leckeres angeboten werden.
Sind bereits andere Katzen im Haushalt, sollten diese zunächst nicht unbeaufsichtigt zusammen gelassen werden. Es hängt sehr von den Katzen, deren Charakter und der jeweiligen Vorgeschichte ab, ob sie direkt zusammengelassen werden können oder lieber noch ein Zwischenschritt, bei dem die Katzen über eine Gittertüre getrennt werden, eingelegt wird. Gerade bei schüchternen und ängstlichen Katzen, welche schlechte Erfahrungen mit anderen Katzen gemacht haben, ist dies der sicherere Weg. Sind alle beteiligten Katzen sehr sozial und kennen andere Katzen auch schon, ist es jedoch meistens kein Problem, sie direkt zusammenzulassen.
Erste Annäherungen
Je nach Charakter des Neuankömmlings finden erste Annäherungen ganz schnell oder sehr langsam statt. Das Allerwichtigste ist es, die Katze das Tempo bestimmen zu lassen. Sie sollte allein auf den Menschen zugehen. Tut sie das nicht, sollte sie größtenteils ignoriert werden – das ist höflich.
Es gibt allerdings ein paar Tricks, damit die Katze sich besser an ihre neuen Besitzer gewöhnt. Bei ängstlichen Katzen, die sich lieber die ganze Zeit verstecken, kann es hilfreich sein, sanft mit ihnen zu reden. Frisch gebackene Katzenhalter können laut aus der Zeitung oder einem Buch vorlesen oder einfach vor sich hinplappern. Das ist vielleicht etwas ungewöhnlich, hilft aber dabei, dass sich der Neuankömmling auch an die Stimme des neuen Besitzers gewöhnt.
Gehört die Katze zur neugierigen Sorte oder ist verspielt, kann beispielweise eine Katzenangel hilfreich sein. Diesem beliebten Spielzeugkonnte noch kaum eine Katze wiederstehen. Und auch wenn die Katze sich dann erschreckt, wenn sie merkt, wer da am anderen Ende der Angel ist, obsiegt doch meistens der Spieldrang und sie kommt bald wieder aus ihrem Versteck heraus.
Wie überall im Leben geht natürlich auch bei Katzen Liebe oftmals durch den Magen. Erste Annäherungen finden gerne statt, wenn ein tolles Leckerlie verführerisch zwischen Besitzer und Katze liegt. Da traut sich so manche Katze auf wenige Zentimeter heran und mit etwas Geduld frisst sie vielleicht sogar aus der Hand.
Neuzugang zu vorhandenen Katzen – worauf besonders achten?
Wie bereits erklärt, muss zunächst einmal überlegt werden, wie die Katzen vergesellschaftet werden sollen: über den langsamen und sicheren Weg mit Trennung per Gittertür als Zwischenschritt oder die »Holzhammermethode« durch einfaches aufeinander loslassen. Die Entscheidung muss von den jeweiligen Katzen abhängig gemacht werden. Ein paar grundsätzliche Sachen gelten jedoch immer.
Sind die Katzen einmal zusammen, sollten sie nicht wieder getrennt werden. Das verlangsamt eine Vergesellschaftung ungemein, baut Stress und vielleicht sogar Aggressionen auf. Eifersucht im eigentlichen Sinne gibt es bei Katzen nicht. Demnach muss die erste Katze nicht unbedingt ständig bevorzugt oder gar immer zuerst gestreichelt oder gefüttert werden. Je normaler man sich gibt, desto besser kommt auch die alteingesessene Katze mit der neuen Situation zurecht. Denn schließlich kann es doch nicht so schlecht sein, wenn sich der Dosenöffner völlig normal verhält.
Ratsam ist es auch hier, die Katzen selbst bestimmen zu lassen, wie sie sich kennenlernen wollen. Ihnen ständig zu folgen und zu sehen, was sie gerade machen, ob sie sich verstehen oder gar aneinandergeraten, sorgt für Unruhe und Unsicherheit. Der Halter sollte nicht bei jedem Fauchen direkt aufspringen und nachsehen, was los war. Raufereien sind ebenfalls in einem gewissen Maße normal.
Abschließend noch der Rat, nicht die ganze Zeit zu Hause zu bleiben. Katzen erkunden ihre Umgebung gerne unbeobachtet und gewöhnen sich an andere Katzen mitunter schneller, wenn der nervöse Mensch nicht dabei ist. Deswegen keine Angst, wenn eine Grillparty ansteht oder ein Kinoabend. Je ausgeglichener der Mensch ist, desto ausgeglichener ist auch die neue Katze. Und bald wird es sicher die ersten Kuschelstunden geben.
Autor: Sarah B.
Bilder: Sarah B. (Katzen auf Sofa), Samirah S. (Rest)
erschienen in TierZeit – Ausgabe 12
13. Dezember 2015
Zum Weiterlesen:
Tipps zur Katzenanschaffung Teil 1
Tipps zur Katzenanschaffung Teil 2