Yoshi

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Wie ein Labor­bea­gle ins Leben fand

Steffi F - Laborbeagle Yoshi (1)In weni­gen Tagen wird mein Hund Yoshi bere­its zehn Jahre alt. Er führt ein gewöhn­lich­es Hun­deleben, liebt es, mit sein­er besten Fre­undin Luzie – meinem Ersthund – um die Häuser zu ziehen und schläft nachts ganz nah bei Frauchen im Bett. Und selb­stver­ständlich sind die Por­tio­nen im Napf immer viel zu klein. Alles ganz nor­mal eben. Aufgewach­sen ist Yoshi jedoch als Ver­suchs­hund in einem Labor, bis er nach einein­halb Jahren seinen »Dienst« quit­tieren und endlich ein nor­maler Hund wer­den durfte.

»Sie braucht Gesellschaft«, mit dieser ein­fachen Über­legung begann die Suche nach einem Part­ner für Hündin Luzie. Ein Hund aus dem Tier­heim oder vielle­icht doch ein­er aus Spanien? Die Recherche im Inter­net führte uns jedoch zu ein­er Gruppe von Hun­den, an die ange­hende Hun­de­hal­ter auf der Suche nach einem Vier­bein­er wohl lei­der viel zu sel­ten denken – ehe­ma­lige Ver­suchs­hunde. Wir nah­men Kon­takt zum Tier­schutz auf und bald ergab sich ein Besuch­ster­min, bei dem wir sehr fre­undlich von ein­er kleinen Gruppe Beagle‐Damen emp­fan­gen wur­den. Alles Laborhunde, wurde uns mit­geteilt, und fast alle auf der Suche nach ein­er eige­nen Fam­i­lie. Keine leichte Entschei­dung, hät­ten da nicht am Ende eines lan­gen, dun­klen Flures aus einem düsteren Zim­mer zwei große Augen um die Ecke geschaut.

»Und was ist mit dem dort?«

Steffi F - Laborbeagle Yoshi (2)Der Auser­wählte war erst am Abend zuvor aus dem Labor gekom­men und von der Sit­u­a­tion noch nicht völ­lig überzeugt. Gemein­sam mit dem Rudel ging es auf eine erste Ken­nen­lern­runde und dann soll­ten wir noch eine Nacht darüber schlafen. Nichts da! Yoshi, was übri­gens „Glück“ bedeutet, durfte nach einiger Überzeu­gungsar­beit direkt mit zu sein­er neuen Fam­i­lie. Natür­lich kön­nte ich hier behaupten, dass alles direkt wun­der­bar lief, aber die ersten Nächte waren schlaf­los und die Pfützen, die so ein Hund hin­ter­lässt, nicht ger­ade klein. Yoshi war mit seinen einein­halb Jahren wie ein 18 Kilo­gramm schw­er­er Welpe, der alles noch ler­nen musste. So wurde zum Beispiel der erste Brock­en Hun­de­fut­ter gelutscht und immer wieder aus­ge­spuckt, bis er voll­ständig ver­schwand und auch draußen war alles neu und ang­ste­in­flößend. Schnell aber ver­stand Yoshi, dass seine neuen Men­schen ihm nichts Bös­es wollen. Luzie zeigte ihm schnell, dass selb­st die lautesten Geräusche keine Gefahr bedeuten.

Wie mit einem Welpen gab es viele »erste« Erleb­nisse, die für uns noch zusät­zlich an Bedeu­tung gewan­nen, weil der Hund so lange darauf warten musste. Ich werde sicher­lich nie vergessen, wie Yoshi das erste Mal ger­an­nt ist. Nur ein paar Sprünge, Ver­wun­derung über diese unge­wohnte Bewe­gung und dann wollte er den restlichen Spazier­gang gar nicht mehr langsamer fort­set­zen. Er ren­nt heute noch für sein Leben gern, am lieb­sten im Hun­deaus­lauf. Nie zu weit von seinen Leuten und Fre­undin Luzie weg, das ver­ste­ht sich von selb­st. Auch son­st ist ihm die Nähe zu sein­er Fam­i­lie sehr wichtig. Gemein­sam lässt sich selb­st der unan­genehm­ste Tier­arztbe­such über­ste­hen. Zum Arzt geht es übri­gens regelmäßig, denn aus Yoshis Laborzeit begleit­et ihn bis heute ein Keim im Ohr, der trotz inten­siv­er Behand­lung nicht ver­schwinden will. Einzig dieses kleine Ärg­er­nis erin­nert uns von Zeit zu Zeit an Yoshis erstes Leben, jet­zt ist er nur noch Hund. Oder vielmehr: endlich Hund.

Autor: Stef­fi H.
Bilder: Stef­fi H.

erschienen in TierZeit Aus­gabe 5
14. April 2013

zum Weit­er­lesen:
Tierver­suche – Wenn Tiere für den Men­schen lei­den
REACH – Die Chemikalien‐Kontrolle
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