Wissenswertes über Nutztiere

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Das älteste Nutztier des Menschen

Jacqueline G - HundSeit Jahrtausenden domes­tizieren und zücht­en Men­schen aller Kul­turen ver­schiedene Tier­arten, um sie zu ihrem Nutzen zu hal­ten und um das eigene Leben erle­ichtern zu kön­nen. Noch immer beste­ht der Glaube, dass das älteste Nutzti­er das Schaf sei, welch­es vor rund 10 000 Jahren, ver­mut­lich in Ana­tolien, domes­tiziert und das erste Mal gezüchtet wurde. Der Nutzen war dabei vielfältig: Das Schaf galt nicht nur als Milch‐ und Fleis­chliefer­ant, son­dern war durch seine Wolle eine wichtige Wärme­quelle für den Men­schen. Tat­säch­lich ist allerd­ings der Hund das älteste Nutzti­er des Men­schen. Während zunächst die Annahme galt, dass er vor cir­ca 14 000 Jahren in Ostasien vom Men­schen domes­tiziert wurde, kon­nten neuere Forschun­gen aufzeigen, dass der Beginn des gemein­samen Weges mit dem Men­schen bere­its vor über 30 000 Jahren in Europa zu datieren ist. Grund für diese Annahme ist der Fund hun­dear­tiger Fos­silien in men­schlichen Gräbern in Europa und Sibirien.

Was ist Domestikation?

Alex S - domestizierte RatteDie Domestika­tion ist ein Prozess, bei dem der Men­sch eine Pflanzen‐ oder Tier­art über Gen­er­a­tio­nen hin­weg nach seinen wirtschaftlichen und/oder sozialen Bedürfnis­sen gestal­tet. Durch die selek­tive Zucht kön­nen sich nur jene Indi­viduen fortpflanzen, die den men­schlichen Vorstel­lun­gen am meis­ten entsprechen, sodass der Men­sch sie kün­ftig für seinen Nutzen gebrauchen kann. Tiere wer­den zusät­zlich durch die Hal­tung in unmit­tel­bar­er Nähe zum Men­schen gezähmt.

Domestikation und Nutztierhaltung

Christina H. - ElefantDie meis­ten Nutztiere wur­den vor vie­len tausend Jahren domes­tiziert und für den men­schlichen Gebrauch gezüchtet. Doch es gibt auch Arten, deren Zucht so kom­pliziert und aufwendig ist, dass sich dies für den Men­schen nicht lohnt. Ein Beispiel dafür ist der Arbeit­se­le­fant in Indi­en. Die ver­hält­nis­mäßig lange Trächtigkeit von beina­he zwei Jahren und ihr Aus­fall von rund fünf Jahren für die Aufzucht ihres Nach­wuch­ses erschw­ert die Zucht und die Hal­tung der Tiere. Außer­dem kann die hohe Aggres­siv­ität des Mut­tertieres für den Men­schen zur ern­sthaften Gefahr wer­den. Aus diesem Grund wer­den wilde Ele­fan­ten mith­il­fe von bere­its gezähmten Ele­fan­ten einge­fan­gen und anschließend abgerichtet. Die Arbeit­se­le­fan­ten sind damit fast auss­chließlich wilde Tiere, die genetisch vom Men­schen kaum bee­in­flusst wer­den.

Auch Tiere halten Nutztiere

Alex S - Ameisen und BlattläuseAmeisen hal­ten sich Blat­tläuse, um diese zu »melken«. Um genü­gend Aminosäuren aus Pflanzen­säften aufzunehmen, saugen Blat­tläuse zu viel Wass­er und Zuck­er aus den Pflanzen. Bei­des wird als Honig­tau wieder abgegeben und von Ameisen als Nahrungsquelle geliebt. Deshalb vertei­di­gen sie die Läuse gegen Fress­feinde. Zusät­zlich unter­drück­en sie aktiv das Abwan­dern der Blat­tläuse. Wie Milchkühe haben die Blat­tläuse keine andere Wahl, als zu bleiben und sich melken zu lassen.

Das 2- bzw. 3-Nutzungsrind

Alex S - MilchviehRinder sind üblicher­weise als Fleisch‐ und Milch­liefer­ant bekan­nt. Jene, die der Men­sch vor­wiegend aus diesen zwei Grün­den zu seinem Nutzen hält, wer­den auch als 2‐Nutzungsrinder beze­ich­net. Eine Rasse dieser Nutzungsrinder ist beispiel­sweise das berühmte Koberind, dessen Fleisch bis zu 600 Euro pro Kilo­gramm kosten kann. Neben dem 2‐Nutzungsrind existiert allerd­ings auch noch das 3‐Nutzungsrind. Dieses wird eben­falls als Fleisch‐ und Milch­liefer­ant gehal­ten, hat für den Men­schen durch seine Kör­perkraft allerd­ings noch einen erweit­erten Nutzen. Auf­grund sein­er Zugkraft dient es auch als Zugti­er an Pflü­gen, Wagen oder gar zum Ver­rück­en schw­er­er Hol­zlas­ten. Das vor dem Ausster­ben bedro­hte Rote Höhen­vieh gehört klas­sis­cher­weise zu den 3‐Nutzungsrindern. Die Beze­ich­nung als 2- bzw. 3‐Nutzungsrind ergibt sich also aus der Anzahl der möglichen Tätigkeit­en des Rindes für den Men­schen.

Das kleinste Nutztier

Carina T. BieneKlein, aber oho: Bienen sind die kle­in­sten Nutztiere, die der Men­sch zu seinem Vorteil gebraucht. Dabei sind sie in ihrer Tüchtigkeit ganz groß: Sie pro­duzieren jährlich nicht nur über 25 000 Ton­nen Honig für uns. Auf ihrer täglichen Jagd nach Nek­tar unternehmen sie bis zu 30 Flüge und bestäuben pro Flug bis zu 300 Blüten. Somit bestäuben Bienen cir­ca 84 Prozent unser­er Obst­bäume und Sträuch­er. Neben dem schmack­haften Honig sind sie also auch der Grund dafür, dass wir leck­eres Obst auf dem Teller haben und Wei­de­vieh köstlich­es Gras fressen kann. Auf­grund ihres guten Geruchssinns wer­den sie auch immer häu­figer zum Auf­spüren von Minen aus­ge­bildet. Dabei wer­den sie mit Zuck­er­wass­er und Spuren von TNT gefüt­tert, was sie nach ein­er gewis­sen Zeit befähigt, den Sprengstoff als Nahrung zu iden­ti­fizieren und dadurch kün­ftig gezielt nach Minen zu suchen. Ihr geringes Gewicht macht sie dabei beson­ders wertvoll: Während Hunde und selb­st Rat­ten für manche Minen zu schw­er sind, wiegen Bienen so wenig, dass sie die Minen während des Auf­spürens nicht aus­lösen.

Autoren: Lisa M., Alex S.
Bilder: Jacque­line G. (Hund), Alex S. (Rat­te, Ameisen, Kuh), Christi­na H. (Ele­fant), Cari­na T. (Biene)

erschienen in TierZeit Aus­gabe 10
14. Dezem­ber 2014

zum Weit­er­lesen:
Nutztiere – Was sie sind und welche Zwecke sie erfüllen
Das Schaf im eige­nen Garten – Die Gren­zen der pri­vaten Hal­tung von Nutztieren
Her­den­schutz – Die richtige Sicher­heit für Nutztiere
Zoovorstel­lung – Die Arche Warder

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