Kurzschwanz‐Chinchillas erreichen eine Gesamtlänge von circa 50 Zentimetern, wobei etwa ein Drittel auf den buschigen Schwanz entfällt. Das Endgewicht dieser Nagetierart liegt zwischen 500 und 800 Gramm. Das dichte, seidige Fell ist blaugrau oder bräunlich gefärbt, die Haarspitzen sind schwarz. Der Bauch und die Innenseite der Pfoten sind auffällig weiß. Der wissenschaftliche Name der Kurzschwanz‐Chinchillas lautet Chinchilla chinchilla (früher Chinchilla brevicaudata).
Das Kurzschwanz‐Chinchilla gehört wie das Langschwanz‐Chinchilla zur Gattung der Eigentlichen Chinchillas. Neben dem namensgebenden, um wenige Zentimeter kürzeren Schwanz besitzt das Kurzschwanz‐Chinchilla im Gegensatz zum Langschwanz‐Chinchilla kleinere Ohren, breitere Schultern und größere Körpermaße. Das Herkunftsgebiet der beiden Arten unterscheidet sich ebenfalls. Während das Langschwanz‐Chinchilla nur in geringeren Höhenlagen in Chile vorkommt, ist das Kurzschwanz‐Chinchilla in Nord‐Chile, Nordwest‐Argentinien und Süd‐Bolivien beheimatet. Dort lebt es in den felsigen Gebirgsregionen der Anden in Höhen von 3 500 bis 4 500 Meter über dem Meeresspiegel. Es ist dämmerungs‐ und nachtaktiv und nutzt Felsspalten und Höhlen, um sich vor Fressfeinden und den Witterungsbedingungen, wie großen Temperaturschwankungen und Trockenheit, zu schützen. Als Nahrung dient den Pflanzenfressern die gesamte Vegetation ihres Verbreitungsgebietes. Kurzschwanz‐Chinchillas leben in großen Gruppen von bis zu 100 Tieren zusammen. Weibliche Tiere können bis zu dreimal im Jahr Nachwuchs zur Welt bringen. Die Wurfgröße liegt durchschnittlich bei zwei bis drei Jungtieren, die bereits voll entwickelt zur Welt kommen. In freier Wildbahn beträgt die Lebenserwartung 10 Jahre, das ist etwa halb so lange wie in menschlicher Obhut.
In ihrem natürlichen Lebensraum sind Kurzschwanz‐Chinchillas fast ausgestorben und deshalb im gesamten Verbreitungsgebiet geschützt. Bereits die Inkas haben sie wegen ihres Felles gejagt, aber erst die kommerzielle Jagd, beginnend im 19. Jahrhundert, hat die Bestände nahezu vollständig vernichtet. Trotz intensiver und vielfältiger Schutzmaßnahmen haben sich die Kurzschwanz‐Chinchillas davon nicht wieder erholt. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) listet sie als »vom Aussterben bedroht«. Es wird aber vermutet, dass einige Tiere Zuflucht in den unzugänglichen Regionen ihres Verbreitungsgebiets gefunden haben und dort vom Menschen unentdeckt leben. Der Erhalt dieses Lebensraumes ist von großer Bedeutung, um die Art vor dem Aussterben zu bewahren.
Heute ist die Jagd auf Kurzschwanz‐Chinchillas angesichts der Seltenheit der Tiere ineffektiv und verboten, stattdessen werden die Tiere in großen Pelztierfarmen auf der ganzen Welt nachgezogen. Aufgrund ihres niedlichen Erscheinungsbildes und ihrer Anpassungsfähigkeit erfreuen sich Chinchillas auch als Heimtiere großer Beliebtheit. Als Pelzlieferant und Heimtier hat sich inzwischen allerdings das Langschwanz‐Chinchilla durchgesetzt. So ist das Kurzschwanz‐Chinchilla außerhalb seines Herkunftsgebietes kaum zu finden. Durch Zucht und Selektion gibt es beim Langschwanz‐Chinchilla inzwischen eine Vielzahl verschiedener Farbformen wie Weiß, Beige, Black Velvet und Ebony, die beim Kurzschwanz‐Chinchilla bisher nicht auftreten.
Neben dem Jagdverbot wird durch Schutzmaßnahmen wie den Erhalt ihres Lebensraumes sowie Aufklärung in der Bevölkerung versucht, das Aussterben der Kurzschwanz‐Chinchillas zu verhindern. Es ist zu hoffen, dass es hierfür nicht zu spät ist.
Autor: Christina H.
Bild: Samirah S.
erschienen in TierZeit Ausgabe 9
24. August 2014