Das Entführen in andere Welten bringen wir normalerweise nicht mit der Natur vor unserer Haustür in Verbindung. Wir kennen Rotkehlchen, Fuchs und Igel, doch die großen Wildtiere Deutschlands wie Rothirsch, Wolf und Luchs waren lange verschwunden. Ins Märchenland gehören sie jedoch nicht mehr, denn mit großen Schritten kehren sie zurück. Der WildtierPark Edersee nimmt die Besucher mit in unsere heimische, aber meist unbekannte Natur und zeigt sie uns von ihrer schönen, wilden Seite.
Im WildtierPark Edersee werden einheimische Tierarten gezeigt, die auch außerhalb der WildtierPark‐Grenzen langsam ihre Wege zurück in ihre ursprünglichen Verbreitungsgebiete finden. Dass der Wolf wieder in Deutschland heimisch ist, ist mittlerweile weithin bekannt, doch selten verbreiten Wildtiere so viel Aufregung bei ihrer Rückkehr. Auf leisen Pfoten ist auch die scheue Wildkatze heimgeschlichen und streift vereinzelt wieder durch unsere Wälder. Nicht alle schaffen es allein zurück in die Heimat – der Luchs zum Beispiel kommt trotz gezielter Wiederansiedlungsprogramme nur langsam zurück.
Zum Teil ist die Freude über die Rückkehrer jedoch getrübt. Nach langer Abwesenheit, bereitet ihre Rückkehr mitunter Unbehagen angesichts des Unbekannten, das dort kommt. Indem der WildtierPark eine Gelegenheit bietet, diese Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum kennenzulernen und zu beobachten, stellt er einen Bezug zum umliegenden Nationalpark Kellerwald‐Edersee und darüber hinaus zu anderen Wildnisgebieten in Deutschland her. So leistet er einen Beitrag dazu, Mensch und Natur einander wieder näherzubringen.
Dies gelingt ihm unter anderem durch sein nahezu vollständig im Wald liegendes Gelände, dessen Flair vollkommen in die einheimische Natur entführt und dazu einlädt, die vielen wilden Tiere Deutschlands kennenzulernen. Dazu gehören zum Beispiel Luchs, Wildkatze und Otter, aber auch große Tiere wie Wolf, Rotwild und Wisent. Daneben finden sich häufige Vertreter unserer Wälder im WildtierPark, zum Beispiel Wildschwein und Eichhörnchen, und auch solche, die eigentlich nicht hierher gehören, wie Waschbär und Hausmeerschweinchen.
Einen großen Teil des Tierbestandes machen die Greifvögel aus. Hier gibt es verschiedene Geier, Adler, Bussarde, Falken und den »König der Nacht«, den Uhu, zu sehen. Die Greifenwarte ist ein fester Bestandteil des WildtierParks, der einen Teil zur Arterhaltung und Aufklärung des Publikums beiträgt. Empfehlenswert ist zudem die Flugshow, bei der die Greife vor der königlichen Kulisse von Edersee und Schloss Waldeck über die Baumwipfel gleiten und zugeworfenes Futter im Flug fangen. Dabei werden mitunter auch wilde Greifvögel in das Programm integriert, bei denen es sich vor allem um Milane handelt und die liebevoll »freie Mitarbeiter« genannt werden.
Schon vor der Flugshow können einem die gefiederten Stars völlig frei im Park begegnen, während sie auf den Beginn ihres Sportprogamms warten. Wenn dann die großen Geier fliegen, müssen die Zuschauer schon mal die Köpfe einziehen. Den Wüstenbussard können sie sogar auf der eigenen Hand landen lassen. Und diejenigen, die zum Schluss in der ersten Reihe stehen, dürfen auch mal kurz den Uhu streicheln. Wer darüber hinaus noch das Bedürfnis verspürt, Tiere anzufassen, kann dies im begehbaren Dammwildgehege oder dem Streichelzoo tun. Die Tiere sind den Kontakt mit Menschen gewohnt und entsprechend zutraulich.
Das Gelände des Parks ist natürlich gehalten. Dementsprechend steil und gewunden sind teilweise die Wege. Bei nassem Wetter sollte auf jeden Fall passendes Schuhwerk eingeplant werden, da der Waldboden stellenweise matschig wird. Bei schönem Wetter bieten sich vom Park aus fantastische Ausblicke auf den Edersee, die waldbewachsenen Hänge und Schloss Waldeck. Dafür stehen auch Aussichtsplattformen zur Verfügung.
Der WildtierPark bietet mit circa 80 Hektar viel Platz für seine Tiere. Die Gehege sind großzügig und weitläufig angelegt. Trotzdem bedarf es keines Tagesmarsches, den ganzen WildtierPark zu besichtigen. Selbst wenn Flugshow, Wolfs‐, Luchs‐ und Otterfütterung mit eingeplant werden, ist der WildtierPark in ungefähr drei Stunden gut zu besichtigen.
Am Eingang des WildtierParks befindet sich eine Gaststätte, in der Hunger und Durst gestillt werden können. Es gibt außerdem einen kleinen Souvenirshop, in dem zum Beispiel Tierfiguren, T‐Shirts oder Naturprodukte wie Marmelade als Andenken erhältlich sind.
Hunde sind im Park nicht erlaubt, am Eingang stehen aber Hundeboxen bereit, in denen sie während des Parkbesuchs untergebracht werden können.
Eintritt:
Erwachsene: 5,00 €
Kinder 4–14 Jahre: 3,00 €
Kinder unter 4 Jahre frei
Ermäßigte Eintrittspreise sowie weitere Preise für Gruppenkarten oder Kombinations‐Tickets mit Eintritt in das NationalparkZentrum Kellerwald‐Edersee, Öffnungszeiten, Zeiten der Flugshows und Fütterungen sowie weitere Informationen zum Park sind der Homepage zu entnehmen.
Autor: Laura E.
Bilder: Laura E.
erschienen in TierZeit – Ausgabe 12
13. Dezember 2015