Murnau‐Werdenfelser, Turopolje, Girgentana, Poitou, Posaviner oder Soay – kaum einer hat von diesen seltsam klingenden Tiernamen schon gehört. Dabei wird es sie vielleicht bald schon gar nicht mehr geben, denn sie stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen. In der Arche Warder kann man diese neben anderen Tieren wie Schafe, Schweine, Pferde, Ziegen, Esel, Hühner und Rinder hautnah erleben und erfahren, wie die Erhaltung der gefährdeten Rassen gelingen kann.
Die Arche Warder, Europas größter Tierpark für seltene und vom Aussterben bedrohte Haus‐ und Nutztierrassen, befindet sich mitten in Schleswig‐Holstein, in der reizvollen Landschaft zwischen Wardersee und Brahmsee. Durch den 40 Hektar großen Park führen verschiedene Rundwege, von denen aus 1 200 Tiere 82 verschiedener Rassen bestaunt und beobachtet werden können. Von vielen dieser Rassen gibt es weltweit weniger als 200 Tiere, was weit unter den Mindestzahlen für eine Bestandssicherung liegt, die sich je nach Rasse bei 3 000 bis 7 500 Tieren befindet. All diese Nutztiere waren früher weit verbreitet, haben sich aber nicht gegenüber den modernen Hochleistungstieren durchsetzen können und gerieten in Vergessenheit.
Die Arche Warder setzt sich unter anderem mit der Teilnahme an Erhaltungszuchtprogrammen für die Sicherung der Bestände und damit auch für die Erhaltung der genetischen Vielfalt ein. Denn diese alten Rassen besitzen Eigenschaften wie Anspruchslosigkeit und Robustheit, die wertvoll für eine naturnahe, ökologische Tierhaltung sind und eine ganzjährige Außenhaltung möglich machen. Diesen Weg abseits der Massentierhaltung möchte die Arche Warder aufzeigen und so fügen sich die weitläufigen und artgerecht angelegten Gehege nahtlos in die Landschaft ein.
Die Arche Warder stellt die direkte Mensch‐Tier‐Begegnung in den Mittelpunkt. Alte sowie vom Aussterben bedrohte Haus- und Nutztierrassen kennenzulernen, schafft mehr öffentliches Bewusstsein für die Notwendigkeit der Erhaltung. So kann sich der Besucher darauf freuen, sich im Schlamm suhlende, in der Sonne badende oder im Wasser planschende Schweine 12 verschiedener Rassen, darunter das Turopolje‐Schwein, das Mangalitza‐Wollschwein oder das Angler Sattelschwein, in Europas größter zoologischer Freilandanlage zu beobachten. Verschiedene Schaf-, Ziegen-, Esel-, Pferde- und Rinderrassen – von der Rückzüchtung des Auerochsen über das Hinterwälder Rind bis zum Fjäll‐Rind – sind auf weitläufigen Koppeln untergebracht und lassen alle Facetten ihres Sozialverhaltens beobachten. Gänse und Enten schwimmen in naturnahen Teichen. Des Weiteren gibt es in der Mitte des Parks ein Steinzeitdorf, was einen Eindruck über das Leben der Bauern vor 5.000 Jahren verschaffen soll. Ruheplätze, Spielmöglichkeiten für Kinder, Grillplätze, vielfältige Veranstaltungen und sogar Übernachtungsmöglichkeiten werden geboten.
Für das leibliche Wohl sorgt das nahe des Eingangs befindliche Café‐Restaurant. Wer mag, kann sich dort oder im Hofladen von der Qualität des Fleisches der im Park gehaltenen Tiere überzeugen – bei aller Schönheit und Vielfalt der Tiere darf nicht vergessen werden, dass es sich um Nutztiere handelt, deren Erhalt vor allem durch ihre wirtschaftliche Verwendung gesichert werden kann.
Öffnungszeiten:
täglich von 10–20 Uhr
Einlass: März‐Okt.: 10–18 Uhr / Nov.-Feb.: 10–16 Uhr
Eintrittspreise:
Kinder unter 4 Jahren frei
Kinder (4–14 Jahre) 4,00 Euro
Erwachsene 8,00 Euro
Hunde dürfen an der Leine mitgeführt werden.
Homepage: arche-warder.de
Autor: Carina T.
Bilder: Carina T.
erschienen in TierZeit Ausgabe 10
14. Dezember 2014
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